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1:0 in LeverkusenJoker Schindler schießt 1. FC Köln zum Derbysieg

Lesezeit 4 Minuten
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Mittelfeldspieler Kingsley Schindler vom 1. FC Köln feiert sein Tor im Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen.

Leverkusen – Die Kabinenparty war bereits in vollem Gange, als Kingsley Schindler noch ein paar Fan-Wünsche erfüllte. Am Spielertunnel der BayArena hatten sich Selfie-Jäger in Stellung gebracht, um ein Erinnerungsfoto mit dem Derby-Helden des 1. FC Köln zu ergattern. Schindler genoss den seltenen Moment im Mittelpunkt, ehe er sich der lauten Musik folgend in den Bauch des Stadions verabschiedete.

„Es ist ein geiles Gefühl. Ich freue mich, dass ich der Mannschaft helfen und das Vertrauen zurückzahlen konnte“, jubelte der Offensiv-Joker, der in der 67. Minute und damit gerade mal drei Minuten nach seiner Einwechslung zum 1:0 (0:0)-Sieg beim rheinischen Rivalen Bayer 04 Leverkusen getroffen hatte. Es war Schindlers erstes Tor überhaupt in der Fußball-Bundesliga.

Baumgart sieht Kampf um weiteres Erstliga-Jahr als vorzeitig gewonnen

Mit dem Überraschungssieg beim Champions League-Aspiranten und nunmehr 39 Punkten auf dem Konto schob sich der FC auf Rang sieben vor, was Steffen Baumgart acht Spieltage vor Saisonende dazu veranlasste, den Kampf um ein weiteres Erstliga-Jahr als vorzeitig gewonnen zu erklären. „Ich freue mich, dass wir den Klassenerhalt aus meiner Sicht festgemacht haben. Das ist wichtig für den Verein“, atmete der FC-Coach durch.

Baumgart selbst entwickelt sich zu einem Derby-Experten. Der prestigeträchtige Erfolg vor 22 658 erlaubten Zuschauern in Leverkusen war der bereits zweite Derby-Coup des FC in der laufenden Saison nach dem 4:1-Triumph im November über Borussia Mönchengladbach. Den ersten Saisonsieg gegen eines der Top-Fünf-Teams der Bundesliga stufte Baumgart derweil als nicht vollständig unverdient ein: „Wir waren nicht der bessere, sondern der glücklichere Sieger. Wir hatten das nötige Quäntchen, das wir ein paar Mal schon nicht hatten.“

„Wir sind sehr gut reingekommen“

Baumgart hatte nach den guten Erfahrungen beim 2:2 im Hinrundenduell wieder auf eine Doppelspitze gesetzt. Der mutige Kölner Ansatz funktionierte. Der FC startete mit deutlich mehr Ballbesitz und verlagerte das Geschehen in die Leverkusener Hälfte. „Wir sind sehr gut reingekommen“, stellte der FC-Trainer zufrieden fest. Bayer 04 war die Verunsicherung nach der 2:3-Niederlage im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League bei Atalanta Bergamo dagegen anzumerken.

Die Werkself begann fahrig, konnte sich nach etwa Viertelstunde aber besser aus dem aggressiven Kölner Pressing lösen. Ein Geniestreich von Florian Wirtz leitete die beste Chance des ersten Durchgangs ein. Das einstige Kölner Jugend-Juwel hob den Ball gefühlvoll in die Gasse. Paulinho nahm den Traumpass auf, scheiterte aber im Eins-gegen-eins an FC-Keeper Marvin Schwäbe (18.).

Florian Wirtz zieht sich einen Kreuzbandriss zu

Auf der Gegenseite zeichnete sich Florian Kainz für die erste gute Kölner Möglichkeit verantwortlich. Der Österreicher zirkelte den Ball aus 17 Metern auf das lange Eck. Lukas Hradecky faustete die Kugel zur Seite (20.). Fünf Minuten später legte sich ein großer Schatten auf das Derby, als Florian Wirtz bei einem fair geführten Zweikampf mit FC-Innenverteidiger Luca Kilian auf Höhe der Kölner Strafraumgrenze unglücklich mit dem linken Knie wegknickte und sich das Kreuzband riss.

Die Leverkusener reagierten mit einer gewissen Trotzreaktion auf den Verletzungsschock und kamen zu ihrer zweiten Großchance. Nach einem Fehlpass von Ellyes Skhiri stand Moussa Diaby frei vor dem Kölner Gehäuse (35.). Der Franzose umkurvte Schwäbe, geriet dabei jedoch etwas zu sehr nach Außen, um den Ball auf das Tor zu bringen. Kurz vor der Pause setzte Kerem Demirbay noch einen Freistoß auf Tornetz des FC, der sich das 0:0 zum Seitenwechsel dank hoher Intensität verdiente.

FC verteidigte mit „viel Leidenschaft und etwas Glück“

Bayer 04 war auch im zweiten Durchgang optisch überlegen, tat sich jedoch schwer mit der kompakten Defensive der Kölner, die durch Anthony Modestes Kopfballchance (55.) nach längerer Zeit wieder gefährlich wurden. Dann wechselte Steffen Baumgart zweimal. Der FC-Coach schickte in der 64. Minute Kingsley Schindler und Dejan Ljubicic in die Partie und bewies ein goldenes Händchen.

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Nur drei Minuten später gewann Sebastian Andersson nach einem langen Einwurf auf der linken Seite ein Kopfballduell. Ljubicic zog an Evans Fosu-Mensah vorbei und flankte an den langen Pfosten. Dort kam Schindler herangeflogen und setzte den Ball technisch anspruchsvoll per Direktabnahme in die Maschen. Der Gästeblock tobte.

Leverkusen drängte auf den Ausgleich, den Sardar Azmoun gleich zweimal freistehend kläglich vergab (74., 79.). Der FC verteidigte wiederum mit „viel Leidenschaft und etwas Glück“ (Sportchef Jörg Jakobs) und bejubelte schließlich mit seinen Tausenden mitgereisten Anhängern und mehreren La-Ola-Wellen den Derbysieg an der Dhünn. „Die Heimfahrt ist zwar nur kurz. Aber wir werden sie nutzen, um zu feiern“, versprach Kingsley Schindler, bevor er zur Kölner Kabinenparty nacheilte.