Selbst einem im Achterbahnfahren so erprobten Club wie dem 1. FC Köln droht bei diesen Aussichten ein Schwindelanfall. Das Heimspiel am Sonntag gegen den 1. FC Union Berlin (18 Uhr/Sky) könnte zu einem Negativrekord-Festival werden. Gleich drei der Bestmarken, über die kein Club dieser Welt gerne redet, können die Geißböcke einstellen. Der FC ist zudem Anwärter darauf, nach dem achten Spieltag Teil eines ligaweiten Negativrekords zu sein.
Die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol ist seit 17 Spielen sieglos. Der bisherige Rekord aus den Jahren 1991/92 und 2005/06 liegt bei 18. Im Rheinenergiestadion blieb den Kölnern in den jüngsten neun Spielen ein Dreier vermehrt. Die Bestmarke liegt bei zehn. Außerdem musste der FC in jedem seiner vergangenen 18 Bundesliga-Partien ein Gegentor schlucken. Der Höchstwert hier beträgt 19 und stammt aus dem Jahr 1974. Mit dem FSV Mainz 05 und dem FC Schalke 04 zusammen bilden die Kölner ein Trio, das nach sieben Spielen noch keinen Sieg eingesammelt hat. Über den achten Spieltag einer Saison hinaus, dauerte eine Dreifach-Sieglos-Serie noch nie.
Allershöchste Zeit für dieTrendwende
Die sich auftürmende Negativrekord-Welle macht deutlich, in welcher Situation sich der 1. FC Köln befindet. Viel weiter runter geht es nicht . Es ist allerhöchste Zeit für eine Gegenbewegung. Und jede Serie endet nun einmal, warum dann nicht gleich drei auf einen Streich?
Die Hoffnungen auf den erlösenden, ersten Dreier seit März, der auch Markus Gisdols 50. Bundesliga-Sieg wäre, erhielten am Donnerstag aber erst einmal einen Dämpfer. Entgegen der internen Planungen konnte Sebastian Andersson nicht am Mannschaftstraining teilnehmen. Die Wundheilung nach dem minimalinvasiven Eingriff, bei dem freie Gelenkkörper aus dem Knie des Schweden entfernt wurden, ist noch nicht ganz abgeschlossen. Das Risiko ihn in Zweikämpfe zu schicken ist deshalb weiterhin zu hoch.
So trainierte der 29-Jährige am Donnerstag zusammen mit dem nach Rückenproblemen wieder Fortschritte machenden Anthony Modeste, Benno Schmitz, Robert Voloder und Kapitän Jonas Hector individuell mit Ball auf dem Platz am Geißbockheim. Während Hector&Co. für die Partie gegen Union wohl noch nicht in Frage kommen, sind die Hoffnungen auf Anderssons Einsatz groß. Zum einen, weil der Torjäger körperlich fit ist und bis Sonntag mit zwei weiteren Trainingseinheiten noch drei Tage Zeit sind. Zum anderen, weil Andersson auf einen Einsatz brennen wird, geht es doch gegen den Club, für den er zwei Jahre gespielt, in der Bundesliga debütiert und zwölf Erstliga-Treffer erzielt hat.
Der richtige Augenblick also, um den dreifachen Eintrag in die Geschichtsbücher zu verhindern. Zumal Gegner Union Berlin mit Joel Pohjanpalo, Christian Genter, Keita Endo, Nico Schlotterbeck und Ex-FC-Profi Anthony Ujah auf fünf Spieler verzichten muss. Und dann gibt es da noch einen Negativrekord, den die Kölner gerne verlängern möchten. Max Kruse, Topstar des Teams von Coach Urs Fischer, hat in zehn Spielen gegen den FC noch kein Tor erzielt.
Dialog mit Fans wieder aufgenommen
Die Gräben sollen zugeschüttet, der Dialog wieder intensiv aufgenommen werden. Der vor gut 14 Monaten neu ins Amt gewählte Vorstand des 1. FC Köln hat am Donnerstag öffentlich gemacht, dass er sich künftig mit dem Mitgliederrat und der Geschäftsführung um die Kommunikation mit den FC-Anhängern kümmern wird und sie organisatorisch und inhaltlich neu aufstellt. Die bisherige und seit 2012 bestehende AG Fankultur unter der Leitung von Thomas Schönig wird durch den so genannten FC-Fandialog abgelöst. Die erste Sitzung ist unter der Moderation von Politikwissenschaftler und Mediator Pierre Klapp bereits für den Dezember geplant. „Mit der Neuorganisation wollen wir eine Art großer runder Tisch schaffen, an dem wir alle für die Fans relevanten Themen diskutieren“, erklärte Dr. Werner Wolf. Der FC-Präsident hatte die Umstrukturierung vor und nach seiner Wahl im September 2019 wiederholt angekündigt. „Gerade in der aktuellen Situation, in der uns die Spiele mit Zuschauern als wichtigstes gemeinsames Erlebnis des Vereins mit seinen Fans fehlen, halten wir einen strukturierten Fandialog für wichtig“, ergänzte Vize-Präsident Dr. Carsten Wettich. Neben dem Vorstand mit Wolf, Wettich und Eckhard Sauren, Vertretern des Mitgliederrates und der Geschäftsführung mit Alexander Wehrle und Horst Heldt werden dem FC-Fandialog rund 20 Vertreter der Fans angehören, die relevanten Gruppen und Fanclub, bestimmte Interessensgruppen und fanbezogene Institutionen vertreten oder engagierte Einzelpersonen sind. „Wir sind stolz auf unsere leidenschaftliche, bunte und vielfältige Fankultur. Dieser Bedeutung möchten wir durch den Fan-Dialog Rechnung tragen“, erklärte Vize Wettich. (sam)