- Am Sonntag spielt der 1. FC Köln im Derby gegen Borussia Mönchengladbach.
- Die Polizei hat die Partie bereits als Hochsicherheitsspiel eingestuft.
- Die Verantwortlichen beim FC versuchen hingegen den Ball möglichst flach zu halten. Der Vorbericht.
Köln – Es ist ruhig. Nur noch drei Tage sind es bis zum Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln. Dieser ewig junge Klassiker am Rhein, der die Fans elektrisiert, emotionalisiert und immer wieder die hässliche Seite der tief verankerten Rivalität zum Vorschein bringt. Deshalb hat die Polizei die Partie auch in dieser Saison als Hochsicherheitsspiel eingestuft und deshalb halten alle Beteiligten im Vorfeld die Bälle möglichst flach. „Es macht ja keinen Sinn, die Sache noch aufgeregter zu machen, als sie ohnehin schon ist“, erklärte FC-Geschäftsführer Horst Heldt.
Eine Strategie, die zusammen mit der abschreckend hohen Zahl von 1500 eingesetzten Sicherheitskräften vor dem Hinspiel in Köln weitgehend griff. Die vermeintliche Buttersäure-Attacke auf den Gästeblock vor dem Spiel und etwas Pyrotechnik der Gladbacher – mehr passierte nicht. Der Böllerwurf aus der Südkurve kurz vor Ende der Partie, der 22 Menschen verletzte, war die Tat eines fern der Fanlager stehenden Einzelnen.
Die Ruhe vor dem Derby und alle getroffenen Vorkehrungen garantieren natürlich nicht, dass am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) im und um den ausverkauften Borussia-Park herum nichts passieren wird. Sorgen bereitet den Sicherheitskräften und beiden Clubs, dass die Gladbacher Ultra-Fanszene noch nicht die im April 2018 in Hoffenheim entwendete Fahne der FC-Ultra-Gruppierung „Boyz“, die sich nach dem Diebstahl auflösen musste. Beim 1:0-Erfolg der Borussia im Hinspiel im September 2019 in Köln zeigten die Gästeanhänger in Anspielung nur ein Banner mit der Aufschrift „Toyz“. Es bleibt also die Befürchtung, dass die Gladbacher die originale „Boyz“-Fahne am Sonntag gezeigt wird. Nicht auszuschließen ist zudem, dass es außerhalb des Stadions zu gewalttätigen Auseinandersetzungen beider Fangruppen kommt. 14 Tage vor dem Derby im September hatten sich Gladbacher und Kölner eine Schlägerei auf einem Parkplatz in Neuwerk geliefert.Brisanz steckt immer drin in diesem rheinischen Duell. Das kann auch lähmen, wie das Hinspiel gezeigt hat. Beim 0:1 präsentierten sich die noch von Achim Beierlorzer trainierten Kölner jedenfalls blutleer. „Wir haben etwas gutzumachen“, erinnert sich Carsten Wettich. Für ihn ist es das erste Derby als Vize-Präsident des FC. „Das ist und bleibt ein besonderes Spiel, auch als Vorstand.“Findet auch Horst Heldt, der aus eigener Erfahrung weiß, wie schwer manchmal die Beine in so einem Spiel werden können. Bei seinem Bundesliga-Debüt am vierten Spieltag der Saison 1990/91 auf dem Gladbacher Bökelberg wollte ihm jedenfalls nichts gelingen. „Im Vorfeld war ich ruhig, auf dem Feld bin ich dann aber zunehmend nervös geworden. Ich war ehrlich gesagt froh, dass ich nach 60 Minuten ausgewechselt wurde“, berichtet der FC-Geschäftsführer und ergänzt: „Ursache war eine Kombination aus erstem Bundesligaspiel und Derby.“ Seiner Karriere hat es nicht geschadet und das Spiel haben die Kölner damals trotz seiner Unpässlichkeit auch nicht verloren. 2:2 hieß es am Ende.Heldt weiß aus seiner eigenen Geschichte nur zu genau, dass es keine Garantie für eine überragende Leistung gibt, nur weil ein Derby gespielt wird. „Jeder will immer alles reinwerfen und den Rahmenbedingungen so gut es geht gerecht werden. Es steckt immer sehr viel drin in diesem Spiel“, sagt er. Und meint damit die Auseinandersetzung auf dem Rasen. Also dort, wo sich die Emotionen und die Rivalität zeigen dürfen und auch sollen.
Markus Gisdol ist nicht zu beneiden
Der Erfolg hat immer auch seine Schattenseiten. Markus Gisdol jedenfalls ist in diesen Tagen nicht darum zu beneiden, seinen 20-Mann-Spieltagskader zu benennen. Der Trainer des 1. FC Köln hat auch vor dem Derby in Mönchengladbach die Qual der Wahl. Zum einen, weil seine Startelf zuletzt beim 4:0 gegen Freiburg überzeugte, zum anderen, weil sich die Spieler aus der zweiten Reihe im Training aufdrängen. „Jeder hat die Möglichkeit über das Leistungsprinzip zum Einsatz zu kommen. Wir versuchen immer, alle mitzunehmen, obwohl das verdammt schwer zu händeln ist, wenn wir die Punkte einfahren und alle gesund sind“, erklärte FC-Geschäftsführer Horst Heldt. Zwei Spieler drohen allerdings für Sonntag auszufallen. Youngster Jan Thielmann ist erkrankt und Elvis Rexhbecaj plagen Kniebeschwerden, die er sich im internen Trainingsspiel vergangene Woche eingehandelt hat.