In den Raunächten zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag lässt sich gut in den alten Eifeler Sagen zu schmökern, die Hans-Peter Pracht in seinem neuen Buch zusammengetragen hat.
Sagen der EifelAutor Hans-Peter Pracht auf den Spuren der Juffer Fey
Die Eifeler Mythen- und Sagenwelt war für Hans-Peter Pracht schon immer ein Thema. „Mir geht es darum, dass das nicht vergessen wird“, erklärt der Autor seine Motivation, die Erzählungen erneut in einem Buch zusammenzutragen. Welche Zeit eignet sich also besser, einen genaueren Blick auf diese Mythen zu werfen, als die magische Zeit zwischen den Jahren? Auch über die Eifel und über das Hohe Venn, so sagt man, zieht die Wilde Jagd in der Zeit zwischen Weihnachten und dem 6. Januar, den Raunächten.
In Prachts Buch „Von Murmichsweibchen, Neunhollen und Teufelsley“ erfahren die Leser aber noch weitaus mehr. Ähnlich unheimlich wie in den Sagen um die Wilde Jagd geht es in der Geschichte um den mutigen Müller zu, der im Eschweiler Tal gelebt haben soll. Besagter Müller sieht sich einer zunehmenden Zahl an schwarzen Katzen gegenüber, die sich in seiner Mühle vermehren. Schnell zeigt sich: Bei den schwarzen Katzen handelt es sich um Hexen, die der Müller dank seiner Gottesfurcht vertreiben kann. Der christliche Glaube spiele in den Sagen häufig eine Rolle, bestätigt Pracht.
Die Juffer Fey wacht über die Wälder des Feytals
Weniger schaurig geht es zu in der Sage über die Juffer Fey, eine gute Fee mit sieben Töchtern, die über die Wälder des Feytals wachen. Ihr Zuhause sei angeblich die Kakushöhle bei Dreimühlen. „Man sagt, die Fey können sich auch in die Tiere des Waldes verwandeln“, erzählt Pracht, während er durch den Hauptteil der Höhle, die „Große Kirche“, läuft. Weil es sich um gute Feen handelt, müssen Wanderer keine Angst vor ihnen haben: „Die Fey sollen schon Menschen, die sich verirrt haben, wieder aus dem Wald herausgeführt haben“, so Pracht.
Alles zum Thema Eifel
- „Enorme Innovationskraft“ Eifel Awards 2024 wurden in der Bitburger Stadthalle verliehen
- Nürburgring-Langstrecken-Serie Stipplers Auto war am schnellsten, kam aber nicht ins Ziel
- A3 stundenlang gesperrt Schnee und Eis in NRW sorgen für Unfälle
- Gegen Gewalt Euskirchener Frauenberatungsstelle setzt Brötchentüten-Kampagne fort
- Typisierungsaktion Stammzellenspender für Leo aus Mechernich gesucht
- Ohne Tollitäten Bei der Sessionseröffnung der KG Rot-Weiß Gemünd waren rund 300 Jecke
- Mendig in der Eifel Jugendliche stürzen in über 20 Meter tiefen Schacht – Flucht vor der Polizei
„Die Eifel hat eine besondere Sagenwelt. Es geht häufig um Teufel, Hexen oder auch unerlöste Seelen“, sagt der Autor. Weitere Sagen aus dem Kreis sind etwa die Erzählung des weißen Hirschs von Zülpich oder die Sage des „Decke Tönnes“. „Das ist eine meiner Lieblingssagen“, so der Schriftsteller: „Da geht es um eine Enttäuschung, aber auch um eine Wiedergutmachung.“ Denn ursprünglich sei der Decke Tönnes ein Mönch im Kloster Steinfeld gewesen.
Wanderung des Decke Tönnes von Steinfeld nach Bad Münstereifel
Eines Tages sei Erzbischofs Bernhardus von Trier zu Besuch im Kloster gewesen – jedoch unter einem Decknamen. Er habe überprüfen wollen, ob die Mönche die klösterlichen Regeln einhalten, so die Sage. Vor allem der Mönch Antonius sei ihm dabei ins Auge gesprungen. Der sei besonders naturverbunden sowie ein ausgesprochener Vogelfreund gewesen. Er habe mehr Zeit damit verbracht, den Nachtigallen beim Gesang zuzuhören, als seinen Brüdern beim Gebet beizuwohnen. Zudem sei er klein und dick gewesen, das habe dem Erzbischof auch missfallen. Also habe der Erzbischof Antonius des Klosters verwiesen.
Von Steinfeld bis nach Münstereifel sei der Decke Tönnes gewandert, dabei hätten ihn zahlreiche zahme Vögel begleitet und ihn zu einem Wald in der Umgebung der Stadt geführt. Dort habe er sich mit Unterstützung der Münstereifeler ein Haus gebaut und friedlich bis ans Ende seiner Tage mit den Tieren des Waldes gelebt. Noch heute findet man dort eine Statue des Decke Tönnes, die an ihn erinnern soll.
Viele der Eifeler Sagen sind nichts für Kinder
Generell seien solche Erzählungen häufig mit einem Appell oder einer vermittelten Moral verbunden, die ein bestimmtes Verhalten fördern sollte, sagt Pracht. „Aber sie dienten auch der Unterhaltung“, weiß er: „Als es noch keine Fernseher gab und man im Winter abends zusammensaß, haben sich viele Menschen eben solche Geschichten erzählt.“
Was vielen nicht bewusst sei: „Viele der Sagen sind nichts für Kinder. Da geht es mitunter ganz schön gewaltsam zu“, so der Autor. „Letztens hat mich jemand angesprochen, weil er das Buch seiner Tochter schenken will. Da habe ich gesagt: ,Du musst schon selektieren, was du ihr dann vorliest.’ Die Tochter ist übrigens vier.“
Wer sich selbst auf die Spuren der Eifeler Sagen und Mythen begeben wolle, könne auch viele der Schauplätze besuchen, sagt Pracht: „Man kann auf jeden Fall das Kloster Steinfeld besuchen und den Decke Tönnes.“
Das Buch
Auf 184 Seiten erzählt Hans-Peter Pracht die Sagen und Mythen der Eifel in seinem Werk „Von Murmichsweibchen, Neunhollen und Teufelsley“ nach. Das Buch ist für 16,99 Euro im Sutton-Verlag erhältlich und kann online sowie über den gängigen Buchhandel erworben werden. Von Teufeln, Hexen und Erscheinungen über Geister, Feen und Wichte bis hin zu Rittern, Burgherren und guten Menschen sind allerlei Protagonisten in den Erzählungen vertreten. Thematisch geht es oft um Rache, Schicksal, Neid und List sowie auch um Krieg und Frieden. ISBN: 978-3-96303-390-2 (enp)