Smarthome, schwimmende Häuser oder GemeinschaftsräumeSo könnten wir in Zukunft wohnen
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Mehr als 7,6 Milliarden Menschen bevölkern derzeit die Erde. Und in jeder Sekunde werden es mehr. Sie alle sehnen sich nach einem behaglichen Heim, in dem sie schlafen, essen und leben können. Gerade in den Großstädten, den Zentren des modernen Lebens, wird Wohnraum jedoch immer knapper. Neben der stetig wachsenden Bewohnerzahl steht die heutige Gesellschaft vor weiteren Herausforderungen: Die Menschen werden immer älter, zugleich sind die Ressourcen an fossilen Energien endlich. Architekten arbeiten daher an Lösungen für die Zukunft: Wie könnten viele Menschen künftig auf kleinem Raum möglichst energiesparend wohnen?
Auf der Suche nach neuen Flächen
Viele Jahre lang wurde versucht, Städte in die Höhe zu erweitern. Die Häuser wurden immer höher und es entstand ein regelrechter Wettstreit um das höchste Gebäude. Derzeit ist dies der Burj Khalifa in Dubai – mit 163 nutzbaren Etagen und einer Höhe von 828 Metern. Doch schon bald könnte der Wolkenkratzer seinen Status verlieren. Denn 2021 soll der Jeddah Tower in Dschidda an der Westküste Saudi-Arabiens eröffnet werden. Das Gebäude soll stolze 1.007 Meter hoch werden. Diese Giganten eignen sich jedoch kaum für das tägliche Geschäft und sind eher als Prestige-Projekte zu verstehen. Bau- und Unterhaltungskosten sind meist so hoch, dass es sich für die wenigsten Städte lohnt, derartige Gebäude zu errichten. Der Trend geht inzwischen darum dahin, Baulücken und Brachflächen innerhalb der Stadtgrenzen zu schließen und die Bebauung zu verdichten. Auch dieser Methode sind jedoch irgendwann Grenzen gesetzt. Andere Lösungen müssen also her.
Der Trend „collaborative Living“
Da die Landmasse begrenzt ist, wäre eine Ausdehnung auf das Wasser möglich. Die Niederlande sind da Vorreiter. In Amsterdam etwa gibt es ganze Stadtviertel, die auf dem Wasser erbaut wurden und sich sogar den Gezeiten anpassen. Einen ganz anderen Ansatz verfolgen einige weitere Experten. Sie sehen einen Trend zum sogenannten „collaborative Living“ und gehen davon aus, dass sich das Wohnen selbst in Zukunft verändern wird. Die eigenen vier Wände würden – gerade in den begehrten Großstädten – nur noch das Nötigste beherbergen. Das Meiste würde in Gemeinschaftsräume ausgelagert: Die Waschmaschine steht im Waschsalon nebenan. Wer mal mit seinen Freunden kochen möchte, mietet sich eine Großraumküche – die eigene daheim ist viel zu klein. Abends sitzen die Bewohner nicht mehr in ihrem Wohnzimmer, sondern gehen in die Kneipe. Schon jetzt sind einige passend dazu gemütlich eingerichtet mit Sofas und Büchern an den Wänden.
Passend dazu werde ebenfalls das Eigenheim immer flexibler gestaltet. Statt starrer Wohn-, Ess- oder Schlafzimmer gäbe es nur noch flexibel wählbare Zonen. Stabile Wände wären kaum noch vorhanden, sie ließen sich verschieben und den unterschiedlichen Bedürfnissen anpassen. So könnten auf weniger Raum schnell und unkompliziert passende Bereiche zum Schlafen, Wohnen und Essen geschaffen werden.
Mit Energie selbst versorgen
Die zweite große Herausforderung für die Zukunft ist der steigende Energieverbrauch der größer werdenden Bevölkerung. Schon jetzt zeigt sich, dass die fossilen Brennstoffe irgendwann zu Ende sind. Beim Bau neuer Häuser geht es also darum, möglichst effiziente Gebäude zu schaffen. Moderne Plusenergiehäuser etwa versorgen sich mithilfe von Sonnenkollektoren und Wärmespeichern selbst mit Energie und werden sogar zum Kraftwerk: Falls zu viel Strom erzeugt wird, kann dieser in das Netz eingespeist werden. Darüber hinaus wird an neuen Materialien und Werkstoffen geforscht, die beispielsweise besser dämmen und dadurch den Energieverbrauch senken.
„Intelligente“ Häuser für mehr Komfort
Weitere Möglichkeiten bietet „smart Living“. Moderne „intelligente“ Häuser können sich dem Lebensrhythmus der Bewohner anpassen. So schalten sie die Heizung erst an, kurz bevor die Eigentümer nach Hause kommen. Sind die Menschen fort, werden alle Geräte ausgeschaltet. An heißen Tagen schließen sich zudem die Rollläden automatisch. Daneben bietet das Smarthome den Bewohnern mehr Komfort. Denn ein großes Ziel der neuen Technologien ist es, die Haushaltsprozesse zu erleichtern.
Echte Hilfe für ältere Bewohner
Oftmals erscheinen die Technologien derzeit noch als bloße Spielerei. In Zukunft könnten sie jedoch gerade für die alternde Gesellschaft einen wirklichen Nutzen bieten: Senioren erhielten in ihrem Alltag eine größere Unterstützung. So könnte der Kühlschrank die Einkaufsliste direkt an den Supermarkt weitergeben – ein Lieferant brächte die Lebensmittel direkt bis an die Haustür. Eine „intelligente Tür“ könnte daran erinnern, den Herd auszuschalten oder einen Regenschirm mitzunehmen, wenn schlechtes Wetter droht. Und stürzen die Bewohner, ruft das Smarthome schnell Hilfe.
Viele dieser Konzepte sind schon jetzt keine Zukunftsmusik mehr – auch wenn sie in der breiten Masse noch nicht angekommen sind. Die Gesellschaft befindet sich derzeit am Wendepunkt und es bleibt spannend abzuwarten, wohin die Reise uns führen wird.