Acht Haselmausster wurden vor etwa einem Monat in einem Waldstück bei Bedburg-Broich entdeckt - nun sind sie verschwunden.
Naturschutzberater Rold Thiemann geht von Diebstahl aus.
Tatsächlich stehen Tiere wie die Haselmaus oder der Siebenschläfer in entsprechenden Terraristik-Foren zum Verkauf. Verkauft werden dürfen allerdings nur Nachzuchten, keine Wildtiere.
Bedburg – Spaziergänger bekommen sie im Wald fast nie zu Gesicht: Zum einen sind Haselmäuse nachtaktiv, ausgesprochen scheu und dazu mit etwa sechs Zentimetern Größe (ohne Schwanz) recht klein, zum anderen sind die Nagetiere aus der Familie der Bilche sehr selten. Sie stehen unter strengem Artenschutz. Umso größer war die Freude beim Bedburger Naturschutzberater Rolf Thiemann, als er vor etwa einem Monat in einem Waldstück bei Bedburg-Broich eine kleine Population entdeckte: Acht kugelförmige Nester hingen an den Stämmen von Buchen, fünf davon waren bewohnt. In Bedburg sind sonst nur drei weitere Stellen bekannt, an denen Haselmäuse leben.
Amseljunge verschont
Bei der Kontrolle der Nester in dieser Woche jedoch mussten Thiemann und ein Vertreter des Naturschutzbunds Düren entsetzt feststellen, dass alle belegten Nester weg waren. Einfach verschwunden. „An den Stellen hingen nur noch ein paar Reste – vertrocknete Blätter und Moos“, sagt Thiemann.
Seine erste Vermutung sei gewesen, Räuber wie Marder oder Fuchs könnten sich die Haselmäuse geholt haben. Doch der Vertreter des Nabu habe schnell eine andere Schlussfolgerung gezogen: „Jemand hat die Tiere samt Nestern gefangen und mitgenommen.“ Dafür spreche etwa, dass das Nest eines Zaunkönigs, das denen der Haselmäuse zum Verwechseln ähnlich sehe, offenbar vom Baum gepflückt, aber nicht mitgenommen worden sei. Und ein direkt neben einem Haselmausnest gelegenes Amselnest mit Küken sei unberührt geblieben. „Ein Marder hätte sich da bedient“, sagt Thiemann.
Es sei ein Leichtes, die Tiere zu fangen, wenn sie in ihren Nestern hockten, sagt Thiemann. „Man zieht sich Handschuhe über, nimmt das ganze Nest, hält dabei die Öffnung zu und steckt es in eine Kiste.“ Zudem hingen die Kobel genannten, gut faustgroßen Nester in greifbarer Höhe. Tatsächlich stehen Tiere wie die Haselmaus oder der Siebenschläfer in entsprechenden Terraristik-Foren zum Verkauf. Verkauft werden dürfen allerdings nur Nachzuchten, keine Wildtiere. Thiemann vermutet nun, dass der Unbekannte, der die Haselmäuse gefangen hat, gezielt nach ihnen gesucht hat, um sie zum Verkauf anzubieten. „Es gibt immer Liebhaber und Spinner“, sagt Thiemann.
Das Fangen von wild lebenden Tieren besonders geschützter Art ist laut Bundesnaturschutzgesetz verboten. Thiemann will nun bei der Polizei Anzeige gegen unbekannt erstatten.
Die Haselmaus war 2017 Tier des Jahres. Sie ist gar keine Maus, sondern gehört zur Familie der Bilche, zu der auch der Siebenschläfer oder der Gartenschläfer gehören. Der Schwanz ist länger als der restliche Körper, und packt sie dort ein Feind, kann die Haselmaus die Schwanzhaut abwerfen. Der dann nackte Teil der Wirbelsäule vertrocknet und fällt ab. Weltweit gilt die Haselmaus nicht als bedroht, in Deutschland aber hat sie viele Lebensräume verloren und ist nicht mehr weit verbreitet.