Werk-Chor HTNeuer Troisdorfer Dirigent hat schon mit mit Barbra Streisand gesungen
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Troisdorf – Es dürfte wenige Chöre hierzulande geben, deren Dirigent mit Barbra Streisand auf der Bühne stand. Wolfram Kastorp ist „mächtig stolz“, 2013 gemeinsam mit dem Megastar in der Kölnarena vor 13.000 das „Make Our Garden Grow“ (Bernstein – „Candide“) gesungen zu haben. Wissend, „dass es eine einmalige Chance“ war, die „einem kaum ein zweites Mal widerfährt“.
Normalerweise gilt Kastorps Aufmerksamkeit aber seinen Chören, zu denen seit Anfang des Jahres der Werk-Chor HT Troisdorf zählt. Er freut sich „riesig“ auf die neue Aufgabe, wenngleich er und die Choristen wegen der Pandemie noch auf die erste gemeinsame Probe warten.
Dennoch stecke er „voller Tatendrang“ seine Auffassung des Chorgesangs mit dem aus seiner Sicht „sehr erfahrenen Klangkörper“ zu teilen. Dem gebürtigen Kölner geht es dabei in erster Linie darum, „gemeinsam den Komponisten und deren Schaffen zu dienen“, dabei im gegenseitigen Einvernehmen auf den Fundus des HT-Chor aufzubauen und diesen dem Zeitgeist anzupassen. „Der Chor soll glücklich sein“, lautet seine Devise zum künftigen Miteinander, „deshalb bin ich immer offen für Wünsche.“ Er könne auf sehr gute Strukturen bauen, möchte „das Standard-Repertoire um Modernes erweitern wie Musical oder Operette.“
Der heute in Troisdorf lebende Kastorp hat sich trotz seines Universitätsabschlusses als Diplomchemiker für die Laufbahn eines Berufsmusiker entschieden. Schon während seines Chemie-Studiums „genoss“ er Gastvorlesungen über Kirchenmusik an der Uni Köln. „Die Musik schlummerte von Kindheit an in mir“, berichtet der 60-Jährige. Auch durch den Umstand befeuert, dass sein Vater Kapellmeister der Oper Köln und seine Mutter Opernsängerin war. Ab dem fünften Lebensjahr nimmt er Klavierunterricht, als Achtjähriger singt er im Knabenchor St. Pantaleon gregorianische Choräle, mit 14 steigt er im Kirchenchor als Tenor ein.
Wolfram Kastorp sing in Venedig, Kairo, Paris
Sein Talent als Solosänger festigt Kastorp als 35-Jähriger durch privaten Gesangsunterricht, gleichzeitig leitet er mit dem Gemischten Singkreis der Stadtwerke Bonn und dem Quartettverein Eintracht Bonn-Dottendorf seine ersten Chöre. Als Solist führen ihn Gastspielreisen nach Venedig, Amsterdam, Kairo, Paris. Sein eleganter, tragfähiger Bariton ist gefragt.
Heute hat Wolfram Kastorp fünf Chöre, darunter den Troisdorfer Frauenchor. Freilich hofft er, dass der zurzeit ausgesetzte Konzert- und Probenbetrieb bald wieder losgeht.
Darauf wartet auch Norbert Berndtsen, Vorsitzender des Werkchors HT. „Täglich fragen mich die Sänger, wann wir wieder anfangen können.“ Über so viel Ehrgeiz freut sich Berndtsen, besonders vor dem Hintergrund des Altersdurchschnitts seiner Sänger, der bei 79 Jahren liegt. Berndtsen: „Drei Herren sind schon 91 und singen noch. Das zeigt: Singen hält jung.“
Vom Können Kastorps, der Jan Weigelt nachfolgt, ist der Vorsitzende überzeugt. „Er hat großes Fachwissen und Begeisterungsfähigkeit.“