34-Jähriger war so etwas wie die „Versandabteilung“ eines illegalen Online-Shops.
Troisdorfer verschickte DrogenBonner Richter verhängt fast vier Jahre Haft

14 Einträge hatte die Strafakte des Troisdorfs schon vor dem Prozess am Bonner Landgericht. (Symbolfoto)
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Das Bonner Landgericht hat einen Dealer aus Troisdorf zu drei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt: Der 34-Jährige wurde von der 10. Großen Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Marc Eumann des Drogenbesitzes und der Beihilfe zum Handel für schuldig befunden. Im Prinzip fungierte der Verurteilte als Ein-Man-Versandabteilung eines illegalen Online-Shops, den ein Kumpel als Hintermann betrieben hatte.
Das „Bewerbungsgespräch“ fand im Mai 2023 statt: Der junge Mann stand nach Stress mit seinem früheren Arbeitgeber ohne Arbeit da, hatte Geldsorgen und brauchte schnellstens einen neuen Job. Als er zufällig einen alten Jugendfreund wiedertraf, wurde man sich schnell einig. Dass es sich bei der Tätigkeit in der Versandabteilung um kein legales Arbeitsverhältnis war, wusste der Troisdorfer von Anfang an.
Oft fängt es ja klein an und wird dann immer schlimmer
Der jetzt erneut Verurteilte ist mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen Raubes. 14 Einträge enthält seine Akte. Allerdings weiche seine kriminelle Karriere vom Üblichen ab, stellte Richter Eumann fest: „Oft fängt es ja klein an und wird dann immer schlimmer.“ Bei dem 34-Jährigen sei hingegen eher ein stetiges Auf und Ab zu beobachten.
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Vom Frühjahr 2023 an ging’s dann erstmal wieder bergab: Der Troisdorfer mietete für seinen neuen Chef eine Wohnung an, von der aus der „ganze Blumenstrauß der Palette“ versandt wurde, wie es Eumann ausdrückte. Hauptsächlich sogenannte weiche Drogen wie Marihuana, Haschisch, psychedelische Pilze oder Cannabis-Süßigkeiten, aber auch Amphetamin und immerhin knapp ein halbes Kilo Kokain stellte die Polizei bei seiner Festnahme in der Wohnung sicher.
Nach der Anmietung hatte der heute 34-Jährige Equipment besorgt: von Waagen oder einem Vakuumiergerät bis hin zu einer Tiefkühltruhe, in der das Amphetamin gelagert wurde. Regelmäßig brachte er die versandfertig konfektionierte illegale Ware „kistenweise zu diversen Poststellen“. Monatlich rund 2.000 Euro und nicht – wie ursprünglich in Aussicht gestellt – 3000 Euro kassierte er für seine „Tätigkeit in der Versandabteilung“.
Falsch frankiertes Paket brachte die Polizei auf die Spur des Troisdorfers
Die Polizei bekam aber dank eines falsch frankierten Pakets in Ingolstadt Wind von der Sache und griff am 16. April vergangenen Jahres zu. Bei dem Versuch der Post, die unterfrankierte Sendung an den Absender zurückzuschicken, war deren illegaler Inhalt zu Tage gekommen. Der Verhaftete stritt nichts ab, sondern arbeitete im Gegenteil von Anfang an mit den Ermittlern zusammen.
Dies und sein umfangreiches Geständnis kam ihm bei der Strafzumessung zugute. Dass er lediglich wegen Besitzes und Beihilfe verurteilt wurde, lag an seiner untergeordneten Stellung: „Er war der Mann in der Versandabteilung und nicht der Vorstand“, erläuterte Eumann. Seinen Chef hat die Polizei ebenfalls ermitteln können, die Staatsanwaltschaft hat Anklage erhoben. Sein Fall wird demnächst ebenfalls vor dem Landgericht verhandelt.