Jedes Jahr freuen sich die Besucher des Siegburger Weihnachtsmarkts über den riesigen Tannenbaum, der mitten auf dem Markt thront. Doch wo kommt er her? Und wie kommt er dorthin? Wir haben den Transport aus Lohmar begleitet.
BesuchermagnetSo kam der 15 Meter hohe Weihnachtsbaum auf den Siegburger Marktplatz
Die letzte Reise des Baums beginnt am Samstagnachmittag in Breidt, einem Ortsteil von Lohmar. Hier liegt der Hof von Michael Schmitz, der je nach Jahreszeit Weihnachts- und Maibäume verkauft. Seit Jahren ist seine Firma auch für den Transport des Siegburger Weihnachtsbaums verantwortlich.
Für seine Mitarbeiter ist die Fahrt inzwischen Routine: Oleg Reglin und sein Sohn Oliver (17) helfen jedes Jahr bei der Baum-Ernte mit, Schmitz’ Sprössling Ole (14) ist sowieso mit Bäumen aufgewachsen. Zusammen machen sie sich auf nach Oberstesiefen, denn dort steht der Baum. Vor Ort muss Reglin erst einmal den langen Tieflader mit dem mobilen Kran in die enge Straße lotsen.
Denn der Baum stammt nicht etwa aus dem Wald, sondern von einem privaten Grundstück. Er sollte gefällt werden, weil der Besitzer – ein Bekannter von Schmitz – fürchtete, dass er irgendwann auf das Haus fallen würde. „Ich kann mir aber kein schöneres Ende für den Baum vorstellen“, sagt er. 1980 habe sein Vater die Nordmanntanne gepflanzt, um 15 Meter ist sie mittlerweile gewachsen. „Das kommt ungefähr hin“, sagt Reglin. „Wenn wir die Setzlinge einpflanzen, sind die schon vier Jahre alt, geschlagen werden sie mit elf Jahren – der Baum dürfte also locker 40 Jahre alt sein“, resümiert er.
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Tanne aus Lohmar wird zum Weihnachtsbaum in Siegburg
Flink klettert sein Sohn durch die Äste in die Krone. Die spitzen Nadeln scheinen ihn nicht zu stören. In rund zehn Metern Höhe legt Oliver die Trageschlaufe um den Stamm und befestigt sie am Kranhaken. „Nicht, dass du da oben ein Nest baust wie ein Vogel“, ruft Kranführer Hans Günter Popiehn. Als Oliver hinuntergeklettert ist, macht sich Oleg Reglin mit der Kettensäge daran, den Stamm durchzusägen. Nun kann der Baum fallen – oder auch nicht, denn er hängt ja am Haken. Ein Ruck, und die zwei Tonnen schwere Tanne baumelt über dem Boden.
Mit seinem mobilen Kontrollpult manövriert Popiehn sie auf den Tieflader. Das geht schnell; den Baum für den Transport zu sichern, dauert dagegen erheblich länger. Der Stamm muss gekürzt, eine Baustahlmatte untergeschoben werden. Dann kann es losgehen. Der sperrige Tieflader macht sich über die Bonner Straße in Richtung Tal, fährt in Donrath auf die Autobahn. Über die Bahnhofstraße in Siegburg rollt der Transport auf den Markt.
Lkw rollt durch Siegburger Fußgängerzone und stellt die Tanne auf
Anders als erwartet sucht keiner der Passantinnen und Passantinnen die Konfrontation. „Sonst ärgern sich immer alle, dass so ein schwerer Lkw die Straßen verstopft. Dann aber sehen alle den Weihnachtsbaum und freuen sich, auf dem Rückweg geht das von vorne los“, sagt Popiehn.
Diesmal aber ist dem Team die Aufmerksamkeit der durch die Fußgängerzone bummelnden Menschen gewiss: Staunende Kinderaugen und zahlreiche Handykameras beobachten, wie der Baum ein zweites Mal am Haken baumelt. Mit einer Hacke öffnet Oliver Reglin den Kanaldeckel, unter dem die Halterung für die Tanne verborgen liegt. „Den Ring könnte die Stadt auch mal wieder erneuern, der Beton ist schon ganz abgebröckelt“, sagt sein Vater beim Wiedersehen mit dem Betonschacht.
Dennoch gelingt es ihnen, den Baum sicher zu verankern. Reglin rammt Holzpfähle rings um den Stamm in den Boden. Mit dem Kran-Auslieger rüttelt Popiehn an dem Baum, um zu sehen, ob er noch wackelt. Das tut er nicht, der Job der fünf Weihnachtsbaum-Aufsteller ist für dieses Jahr erledigt. Keine drei Stunden hat die Aktion gedauert. So flink ist nicht mal das Christkind.