Ein Zuschauer der Sendung konnte einen Verdächtigen in einem Überwachungsvideo identifizieren. Das führte zur Verhaftung des Verdächtigen.
Hinweise durch „Aktenzeichen XY“Zwei Männer nach Raubüberfall auf Uhrenhändler in Siegburg angeklagt
Mehr als zwei Jahre nach einem spektakulären Raubüberfall auf einen Siegburger Internet-Uhrenhändler hat die Bonner Staatsanwaltschaft Anklage gegen zwei mutmaßliche Täter erhoben. An dem Coup am Morgen des 6. Oktober 2020 sollen sechs Männer und eine Frau beteiligt gewesen sein. Fünf sind weiter unbekannt.
An jenem Dienstag klingelte es um 9.17 Uhr an der Tür des Geschäfts an der Cecilienstraße – der Händler öffnete sie grundsätzlich nur auf ein Klingelzeichen. Auf der Straße standen zwei Männer mit Mund-Nasen-Maske und in dicken Jacken. Als der 45 Jahre alte Geschäftsmann aufschloss, wurde er sofort niedergeschlagen, ein weiterer Mann und eine Frau im weißen Pullover stürmten hinterher.
Einer der Räuber trug keinen Mundschutz; er hatte eine Maschinenpistole in der Hand, auf die er während des Überfalls einen Schalldämpfer schraubte. Ein weiterer Komplize war mit einer Pistole bewaffnet, die er dem Opfer an den Kopf hielt.
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Diese Szenen zeichnete die Überwachungskamera auf. Der Händler wurde mit Kabelbindern an den Füßen gefesselt und in einen hinteren Raum geschleppt, wo ihn die Räuber zwangen, zwei Tresore zu öffnen.
Wert in sechsstelliger Höhe
Daraus erbeuteten sie Uhren der Marken Rolex und Patek Philippe, teure Lederwaren, ein dunkler Humidor (Zigarrenschrank) sowie eigens für den Siegburger in der Türkei angefertigte Verpackungsschachteln. Die Gesamtbeute wird auf 532.000 Euro beziffert. Der Juwelier konnte sich nach dem Überfall befreien und die Polizei alarmieren.
Eine Großfahndung nach den Tätern, die in zwei auffälligen grauen SUVs der Marken Audi Q8 und Peugeot 3008 geflohen waren, blieb zunächst erfolglos. „Das waren Profis“, sagte ein Siegburger Ermittler in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY . . . ungelöst“, die am 14. Juli 2021 über den Fall berichtete.
TV-Sendung brachte entscheidende Hinweise
Nach der Sendung meldete sich ein Zeuge, der anhand der Fahndungsfotos den Mann mit der Maschinenpistole erkannt hatte. Der 37-jährige Verdächtige wurde verhaftet und muss sich nach Angaben von Jonas Stallkamp, Sprecher der Staatsanwaltschaft, demnächst vor der 3. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts verantworten.
Die Vorwürfe: erpresserischer Menschenraub, besonders schwerer Raub mit Waffe, gefährliche Körperverletzung und Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Er ist laut Stallkamp vorbestraft wegen Diebstahls und Fahrens ohne Fahrerlaubnis. Dem zweiten angeklagten Beschuldigten kamen die Fahnder über einen der SUVs auf die Schliche.
Zweiter Verdächtiger ebenfalls vorbestraft
Der Wagen soll schon einen Tag vor dem Überfall vor dem Geschäft gesehen worden sein, das heißt, die Bande hat das Opfer ausgespäht. Das Handy des 43-jährigen Beschuldigten, der am Steuer eines der Fluchtautos gesessen haben soll, war in der Nähe des Tatorts eingeloggt.
Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fand die Polizei einen Schieß-Kugelschreiber. Der 43-Jährige ist angeklagt wegen Beihilfe zum erpresserischen Menschenraub und Verstoßes gegen das Waffengesetz. Auf seiner Vorstrafenliste stehen unter anderem Waffendelikte, Betrug, Urkundenfälschung und Fahren ohne Führerschein. Während der Fahrer seit dem Herbst haftverschont ist, sitzt der 37-Jährige weiter in Untersuchungshaft.