Insgesamt waren fünf Kämpfe vor 8000 Zuschauern angesetzt.
Der Kölner Müllers Aap machte mit seinem Gegner kurzen Prozess.
Zwei Zeitzeugen erinnern sich an den Boxkampf.
Siegburg – Am heutigen Mittwoch ist es genau 70 Jahre her, dass in Siegburg erstmals ein großes Berufsboxen ausgetragen wurde. 2500 Sitzplatzkarten waren bereits im Vorfeld abgesetzt worden. 8000 Besucher sorgten für ein großes Publikum auf dem Sportplatz an der Waldstraße. Fünf Kämpfe waren angesetzt, unter anderem der Fight zwischen dem Kölner Peter Müller, allseits bekannt unter seinem Spitznamen Müllers Aap, und dem Duisburger Herbert Kleinbauer. Als Ringrichter fungierte Ex-Weltmeister Max Schmeling, Ehrenmitglied des Siegburger Box-Clubs (SBC) und einer, der „als besondere Note die Massen nach Siegburg zog“, wie es damals in der Tageszeitung hieß.
Zwei Zeitzeugen erinnern sich: Hans Wilhelm Schmitz war damals sieben Jahre alt. „Wir hatten einen Nachbarjungen, der über 1,90 Meter groß war. Ich durfte zeitweise auf seinen Schultern die Kämpfe sehen. Hein Mück, selbst später erfolgreicher Boxer für den SBC, weiß noch genau, wie er den Weg ins Stadion fand.
„Wir hatten doch kein Geld für so eine Veranstaltung. Ich wohnte in der Aulgasse und ging in der Nordschule gleich neben dem Stadion zur Schule. Wir kannten jede Ritze und sind mit fünf oder sechs Jungs durch den Zaun geklettert“, erzählt Mück, der damals neun Jahre alt war und gerade seine Karriere bei SBC begonnen hatte. „Von mir zu Hause waren es nur 100 Meter zum Jägerhof, den der Siegburger Box-Club damals als Trainingsstätte nutzte.“
Eine sehr gute Erinnerung an die damaligen Zeiten und den Boxer Peter Müller hat Hein Mück bis heute: „Er hatte ein Box-Camp in Donrath. Jeden Abend kam er mit einem Motorrad, einem komplett grün lackierten ,98er Hermännchen’ nach Siegburg gefahren und flanierte eine Runde um den Markt. Er war braun gebrannt, hatte immer eine kurze Hose und ein geringeltes Hemd an. Wir Kinder waren total begeistert von ihm.“ (que)
Das außergewöhnliche Sportereignis wurde in der Tagespresse am Samstag, 17. Juni 1950, mit der Überschrift „Max Schmeling und Peter Müller in Siegburg“ angekündigt. Weiter heißt es im Text: „Wenn man sich das Programm dieses Kampfabends ansieht, dabei feststellt, dass die Paarungen wirklich nicht schlecht sind und in einem anderen als kleinstädtischen Ring durchaus bestehen könnten, dann muss man der wagemutigen Veranstaltergruppe im Siegkreis wirklich dankbar sein ob ihrer Initiative.“ Im Vorfeld hoffte man auf gutes Wetter, Hein Mück weiß aber nicht mehr ganz genau, wie es denn war. „Das war alles so aufregend und es waren so viele Menschen im Stadion. Aber geregnet hat es nicht.“
Beim Hauptkampf machte Mittelgewichtler Müllers Aap mit seinem Duisburger Gegner Kleinbauer kurzen Prozess. Im Artikel von Montag, 19. Juni 1950, heißt es im Nachbericht: „Mit schweren Serien auf den Körper zog er Kleinbauer die Deckung runter, stieß seine Linke als Gerade vorbildlich in das Gesicht des Gegners und vollendete diese Arbeit mit rechten Haken, die den Duisburger bereits in der ersten Runde zweimal bis Neun auf die Bretter beförderte.“ In Runde zwei gab es zwei weitere Niederschläge, so dass nach insgesamt vier Niederschlägen Kleinbauers Sekundant das Handtuch warf.
Zwei weitere Kämpfe waren auf acht Runden angesetzt. Der Eschweiler Robert Luma besiegte Wiskant aus Wiesbaden ebenfalls in Runde zwei. Josef Sieben (Fischenich) gewann gegen Vermeulen (Duisburg) knapp nach Punkten. Über sechs Runden siegte der Kölner Jupp Münnichhoff nach Punkten klar gegen den Mainzer Luhrmann. Einziger Fehlschlag der Veranstaltung war der Kampf des Kölner Halbschwergewichtlers Nettekoven, der den Duisburger Hillers mehrfach tief schlug und disqualifiziert wurde.