Seit März blieben die Öfen kalt und es konnten keine frischen Flammkuchen gebacken werden.
Der Pfarrverein komtt der 46-Jährigen zur Hilfe.
Ihr Holzhäuschen hat Tanja Holtz in einer Ecke des Gehwegs vor der Kirche aufgestellt, den Strom für Öfen und Kühlschrank spendiert die Gemeinde.
Siegburg – Seit 18 Jahren ist Tanja Holtz selbstständig, verköstigt sie mit ihren Flammkuchen die Besucher von Messen und Märkten, Firmen und private Kunden. Seit März aber blieben die Öfen kalt. Dass daraus kein Dauerzustand wurde, verdankt die 46-Jährige unter anderem dem Pfarrverein der Kirchengemeinde St. Mariä Namen in Braschoß.
„Die Frau Holtz hat gar nix mehr“, sei Mitgliedern des Vereins im Frühjahr aufgefallen, erinnert sich Konrad Strecke, der Geschäftsführende Vorstand. Seit sie vor zwei Jahren mit ihren Kuchen das Helferfest rettete – die vorbereitete Suppe war über Nacht sauer geworden –, ist die Unternehmerin im Verein wohlbekannt. Schnell gab es dann ein Gespräch, seit Juni ist das ungewöhnliche Joint Venture am Start: Ihr Holzhäuschen hat Tanja Holtz in einer Ecke des Gehwegs vor der Kirche aufgestellt, den Strom für Öfen und Kühlschrank spendiert die Gemeinde.
Eine echte Win-Win-Situation: Der Pfarrverein kann seinen Vereinszweck erfüllen, das Gemeindeleben zu fördern, die Braschoßer nutzen die Bude inzwischen als abendlichen Treffpunkt. Und obwohl der Verkauf den durch Corona entgangenen Umsatz nicht wettmachen kann, hilft die Aktion auch Tanja Holtz. „Man hat etwas zu tun, und ich lerne mal die Dorfbewohner kennen.“ Mittwoch, Samstag und Sonntag bietet sie nun vor der Kirche die süddeutsche und elsässische Spezialität an. „Ich komme aus dem Schwarzwald, da kriegt man das überall.“ Im Rheinland hingegen leistete sie Pionierarbeit, als sie sich vor 18 Jahren selbstständig machte. Zwölf Jahre hat sie experimentiert, bis sie mit dem Teig vollends zufrieden war.
Und vorher hat’s nicht geschmeckt? Natürlich, beteuert Tanja Holtz. Aber: „Jeder, der selbstständig ist, hat immer den Anspruch, dass es noch besser geht.“ Die Zutaten verrät sie natürlich nicht, doch gehe es um die Kombination der Zutaten, in welcher Reihenfolge und mit welchem Zeitabstand sie zusammengefügt werden. Auch die Ruhezeiten des Teigs sind wichtig.
Das Rezept kennen auch die Helfer aus dem Dorf nicht, die ab und an am Stand aushelfen, wenn die „Chefin“ anderswo ein Catering hat. Grundsätzlich bereitet sie die Teigfladen zuhause vor, belegt und gebacken werden sie frisch.
Dass sie das bald wieder auch auf Märkten tun wird, bezweifelt die verwitwete Mutter zweier Kinder. „Firmenfeiern sind schon abgesagt“, in Sachen Weihnachtsmärkte ist sie pessimistisch. Und Konrad Strecke glaubt, „dass wir hier noch Flammkuchen und Glühwein kriegen“.