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Flucht aus SyrienMohammad Audeh kam 2015 nach Siegburg und macht nun Master-Abschluss

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Geschafft: Mohammad Audeh, hat sein Master-Examen in Chemie in der Tasche. 

Siegburg – Blickt er zurück auf die vergangenen Jahre, dann staunt Mohammad Audeh selbst ein bisschen. „Ich weiß nicht, wie ich das geschafft haben“, sagt der 33-Jährige. 2015 war er aus Syrien nach Deutschland gekommen, ohne ein Wort Deutsch zu können. An der Universität Wuppertal hat er nun den Masterabschluss in Chemie absolviert.

Mit dem Fahrrad über die Grenze

Vor der Verpflichtung zum Militärdienst flüchtete Mohammad Audeh im Dezember 2014 aus seiner Heimatstadt Damaskus. Der staatenlose Palästinenser – schon seine Eltern sind in Syrien geboren, der Großvater war einst aus Israel ins Nachbarland geflüchtet – verbrachte einige Monate in der Türkei, bevor er das Boot nach Griechenland bestieg. „Fünf oder sechs Mal“, genau weiß er es nicht mehr, versuchte er, die Grenze nach Mazedonien zu Fuß zu überqueren. „Das waren viele Gruppen.“

Fußgänger fielen auf. Mit dem Fahrrad gelang schließlich der Grenzübertritt. Belgrad und Passau waren weitere Stationen, in Niedersachsen stellte er den Asylantrag, kam dann nach Siegburg. „Damals konnte ich kein Wort Deutsch“, erinnert sich Audeh an die ersten Wochen in Deutschland, ehrenamtlich Engagierte übernahmen den Unterricht in der Kreisstadt.

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Sprachunterricht war schwere Kost

An einem Tag in der Woche erhielt er ersten Sprachunterricht, schwere Kost für den jungen Mann, der heute 33 Jahre alt ist. „Ich bin sprachlich nicht begabt“, sagt er. „Aber ich habe mich bemüht.“

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Neustart in Siegburg: Mohammad Audeh mit Freunden bei einem Pfarrfest.

Eines Tages in Deutschland zu studieren und vielleicht sogar promovieren, das war Audehs Ziel schon in der Heimat gewesen; mitgebracht hat er bereits einen Bachelor-Abschluss in Chemie aus Damaskus. Um hier rasch an die Hochschule zu kommen, arbeitete er sich bis zum C1-Zeugnis hinauf, das zum Gang an die Universität berechtigt.

Für den Bruder blieb er in Siegburg

„Ich hätte nach Berlin gehen können.“ An der Universität zu Köln stoppte ihn der Numerus clausus. Da aber inzwischen auch der minderjährige Bruder in Siegburg lebte, wollte Mohammad Audeh nicht weiter wegziehen und pendelte fortan zwischen Siegburg und Wuppertal. Inzwischen ist der Bruder, erst 15, als er allein nach Deutschland kam, 21 Jahre alt, und Mohammad Audeh lebt in Wuppertal. Zuvor war es eng geworden in der Wohnung an der Humperdinckstraße: Denn im Januar 2020 kam über die Familienzusammenführung Audehs Frau in die Kreisstadt.

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Er habe „viel vergessen“, erinnert sich der 33-Jährige an die erste Zeit an der Uni. „Ich hatte lange nicht mehr studiert.“ Und in der nach wie vor fremden Sprache musste er nun nicht nur Kenntnisse auffrischen, sondern auch seine Pflichtpraktika schriftlich protokollieren. Um Geld zu verdienen, arbeitete er ein Jahr lang nachts bei Amazon: „Ich habe teilweise nur drei oder vier Stunden geschlafen.“

Sorge um die Verwandten in Syrien

Dennoch lernte er jeden Tag. In der Kölner Universitätsbibliothek ist er ein bekanntes Gesicht, „weil ich ständig da war“. Dort konnte er sich konzentrieren, zuhause bedrängten ihn die Gedanken: an die Eltern in Syrien, die kranke Mutter, die beiden Geschwister, die dort noch leben. Zwei oder drei Minuten kann er pro Woche mit der Heimat telefonieren, Stromversorgung und instabiles Internet erschweren die Kommunikation. „Eine Katastrophe“ sei die wirtschaftliche Lage, Wasser, Strom und Lebensmittel seien teuer. „Die fühlen sich am Ende.“ Er sorgt sich um die Verwandten.

Innerhalb von acht Monaten vollendete Mohammad Audeh seine Masterarbeit über die „Herstellung von Tensiden anhand von aktivierten Zitronensäurederivaten“. Nun ist er Qualitätsingenieur bei einem großen Chemiebetrieb in Vohwinkel, seine Frau, die in der Heimat Jura studiert hatte, arbeitet bei einer Großwäscherei.

„Ich will nicht wieder an die Uni, das reicht“

Für beide sollen die derzeitigen Arbeitsstellen nicht die Endstation sein, sie wollen weitere Erfahrungen sammeln. Eines aber weiß Mohammad Audeh sicher: „Ich will nicht wieder an die Uni, das reicht.“