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Nach Kölner VorstoßIn diesen Bädern im Rhein-Sieg-Kreis ist „Oben-Ohne“-Schwimmen erlaubt

Lesezeit 3 Minuten
Ein Badeanzug liegt auf einer Mauer im Schwimmbad, dahinter schwimmen Menschen im Becken ihre Bahnen.

In Schwimmbädern ist das Oben-Ohne-Schwimmen auch für Frauen immer öfter erlaubt.

Ohne Bikini-Oberteil ins Wasser: Ab April ist das in Köln erlaubt. Folgen diesem Trend auch die Bäder im Rhein-Sieg-Kreis?

In Köln dürfen die Hüllen fallen: „Oben Ohne“ zu schwimmen, ist dort von 1. April an erlaubt. Dabei geht es nicht so sehr um die nahtlose Bräune, eher soll der blanke Busen ein Zeichen setzen für die Gleichberechtigung. Folgen diesem Trend auch die Bäder in der Region?

Troisdorf hat im Kreis die Nase vorn: „Wir verbieten es nicht, es ist grundsätzlich erlaubt“, sagt Aggua-Betriebsleiter Achim Kronberg, der erst seit wenigen Tagen im Amt ist. Die Frauen dürfen sich sowohl auf der Liegewiese als auch im Becken ohne Oberteil aufhalten. Man werde mit dieser Regelung aber nicht offensiv werben.

Sankt Augustin will vorerst an der üblichen Badeordnung festhalten

„Keine Nachfrage, kein Bedarf“, heißt es dagegen in Sankt Augustin. Stadtsprecher Benedikt Bungarten weiß nichts von Diskussionen in den Bädern, auch Beschwerden über Frauen, die das Oberteil ablegten, hätten die Verantwortlichen nicht vernommen. Die Badeordnung, die „übliche Bekleidung“ vorsieht, werde vorerst nicht geändert, so Bungarten. „Wir werden aber beobachten, was die anderen Kommunen machen. Wenn das ein Thema wird, werden wir das diskutieren.“

Im Siegburger Schwimmbad Oktopus seien schon halb nackte Frauen gesichtet worden, berichtet Max Courduan, Fachbereichsleiter der Stadtbetriebe. „Es waren eher ältere, die sich in den abgelegenen Bereichen wohl bräunen wollten.“ Beschwerden habe es nicht gegeben, aber auch keine Forderungen nach mehr Freizügigkeit.

Das Personal im Bad habe durchaus eine Aufgabe als „Sittenwächter“. Es seien schon Frauen unter Verweis auf die Vorschriften aufgefordert worden, die blanken Brüste zu verhüllen; doch das seien Einzelfälle, so Courduan, „die Aufsicht am Beckenrand ist wichtiger“. In der Siegburger Haus- und Badeordnung heißt es: „Die Badegäste haben alles zu unterlassen, was den guten Sitten, der Aufrechterhaltung der Sicherheit, Ordnung und Ruhe zuwiderläuft.“

Für Oben ohne müssten in Siegburg die Vorschriften angepasst werden

Das sei etwas dehnbar, auch der Begriff „übliche Badebekleidung“ sei interpretierbar, meint er. So mancher knappe Tanga habe in früheren Zeiten sicher mehr Aufmerksamkeit erregt. Werde das Thema „oben ohne“ auch in der Kreisstadt hochgespült, müssten die Vorschriften vermutlich eindeutiger gefasst werden, so Courduan.

Eine umgekehrte Diskussion machte 2017 Schlagzeilen, als vermehrt muslimische Frauen ins Oktopus geströmt seien, die mit Kleidern und Umhängen ins Wasser gingen. Die Kompromisslösung sei der Burkini, ein Ganzkörperanzug aus Stretch.

Über „blanke Busen“ wird in Windeck nicht nachgedacht

Über blanke Busen denke man im ländlichen Windeck nicht nach, sagt Marco Holländer aus der Gemeindeverwaltung. Die Leute könnten sich besser in ihren Gärten hüllenlos bewegen als im Familienbad Rosbach. Holländer rechnet auch nicht mit einer Diskussion über die Gleichbehandlung von Frauen und Männern. „Das ist eher ein Thema für die Großstadt.“

Auf dem Gelände des Waldfreibads Much störten nackte weibliche Oberkörper bislang niemanden, sagt Anita Kipshagen, Presseverantwortliche der Bürgerstiftung. Es handele sich ohnehin um absolute Ausnahmen. Die Frauen legten zum Schwimmen die Oberteile wieder an. An der Badeordnung werde nicht gerüttelt. Die Ehrenamtler hätten mit dem Betrieb des Bads genug vor der Brust.