In Paris paddelt das Ehrenmitglied des WSV Rheidt im Kanu-Vierer um Medaillen. „Man darf sich keine Fehler erlauben“, sagt der 30-Jährige im Interview.
InterviewMax Rendschmidt aus Niederkassel peilt bei Olympia in Paris die Goldmedaille an
In wenigen Tagen beginnen die Olympischen Sommerspiele in Paris. Mit dem Kanuten Max Rendschmidt hat der Wassersportverein Blau-Weiß Rheidt einen heißen Anwärter auf olympisches Edelmetall in seinen Reihen. Olaf Pohl sprach mit dem erfahrenen Olympioniken, der bereits 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien) und 2021 in Tokio (Japan) oben auf dem Treppchen stand.
Wie sieht Ihr Fahrplan bis zum ersten Start aus?
Max Rendschmidt: Bis 17. Juli war ich noch in der Heimat zwischen Bonn und Niederkassel-Rheidt unterwegs. Jetzt geht es über Essen nach Duisburg, wo ich mich bis zum 3. August auf meine Olympia-Wettkämpfe vorbereiten werde. Danach geht es nach Paris ins Olympische Dorf. Dort werde ich bis zur Abschlussfeier bleiben. Am 12. August geht es zurück nach Köln zu einem Empfang, einen Tag später bin ich wieder zurück in Ramersdorf und Rheidt.
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Im Vierer-Kajak gehen Sie mit Ihren Teamkollegen als Titelverteidiger von Olympia in Tokio und auch als Favoriten an den Start, richtig?
Unsere Vorleistungen, die wir erbracht haben, sprechen zumindest für Gold. Aber die Leistungsdichte ist so eng, dass es immer auch auf die Tagesform ankommt. Im Finale kommen alle Boote innerhalb von anderthalb Sekunden ins Ziel. Man darf sich keinen Fehler erlauben.
Sie sind der Schlagmann, geben also die Frequenz vor. Welchen Anteil am Erfolg haben Sie?
Bei uns im Boot hat jeder genau 25 Prozent Anteil. Es stimmt, ich gebe die Schlaglänge vor, aber die anderen Jungs müssen die Vorgabe ja auch mitgehen können.
Für die 500 Meter werden Sie um die 1:20 Minuten benötigen. Wie läuft so ein Rennen ab?
Wir haben schon vorher unseren Fahrplan zurechtgelegt, können aber die einzelnen Phasen variieren. Das Rennen lässt sich in den Start, den Mittelteil und den Endspurt einteilen.
Die Regattastrecke im Stade Nautique de Vaires-sur-Marne ist als internationale Wettkampfstätte im Kanurennsport eher unbekannt.
Die Strecke wurde anlässlich der Olympischen Sommerspiele renoviert. 2023 hat dort ein Weltcup stattgefunden. Links gibt es ein lang gezogene Tribüne. Rechts ist die Strecke allerdings offen und insofern windanfällig. Da kann es für die Boote, die weiter rechts fahren, zu erschwerten Bedingungen kommen.
Kommen wir zu einem anderen Thema, das im Hochleistungssport eigentlich allgegenwärtig ist: Im Kanurennsport hört man von Dopingfällen allerdings sehr selten.
Ganz einfach, weil es sich nicht lohnt. Nehmen Sie meinen Fall. Ich bin durch die Bundespolizei abgesichert. Bei Doping würde ich meinen Job und den damit verbundenen Beamtenstatus verlieren. In unserer Sportart ist auch nicht viel Geld unterwegs. Durch einen Olympiasieg habe ich netto 5000 Euro mehr auf dem Konto als sonst. Doping wäre also eine riesengroße Dummheit. Nichtsdestotrotz werden Dopingkontrollen durchgeführt. Ich bin in 2024 bereits dreimal kontrolliert worden, zuletzt Anfang Juli in Kienbaum.
5000 Euro netto für einen Olympiasieg klingt nicht sehr viel. Fehlt die monetäre Wertschätzung in unserer Gesellschaft für die herausragenden Leistungen, die Sie erbringen?
Wenn man die Prämien im Kanurennsport international vergleicht, kann man das auf jeden Fall so sehen. In vielen anderen Ländern gibt es deutlich höhere Prämien. Aber es geht noch weiter. Ich habe ja die Chance in Paris auf zwei Goldmedaillen. Käme es so, würde nur eine Medaille prämiert. Da kann man wirklich sagen: Leistung lohnt sich nicht. Oder ein anderes Beispiel: Die Sporthilfe kürzt ihre Förderung, wenn jemand bei der Bundespolizei oder der Bundeswehr ist. Wer nicht bei diesen Institutionen ist, bekommt die volle Förderung, obwohl er meist andere Fördersysteme, zum Beispiel das Elternhaus, hat.
Schauen wir kurz in die Zukunft: Wie geht es nach Olympia 2024 bei Ihnen weiter?
Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, noch einen Zyklus dranzuhängen. Ich bin jetzt 30 Jahre alt, also im besten Kanurennsport-Alter. Die Erfolge sind da, die Wettkämpfe machen mir Spaß. Aber insbesondere auch das Training und alles, was mit dem Leistungssport drumherum zu tun hat. Die Olympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles sind auf jeden Fall ein Ziel für mich.
Müssen Sie nicht zunehmend die nationale Konkurrenz fürchten?
Es waren schon immer schnellere Kanuten da. In der nationalen Rangliste bewege ich mich zwischen Platz fünf und acht. Aber mein Vorteil ist, dass ich auf allen Strecken sehr gut bin. Ich kann die 200, 500 und 1000 Meter fahren. Andere sind spezialisiert. Und ich funktioniere insbesondere in den Mannschaftsbooten sehr gut.
Zur Person
Max Rendschmidt ist bereits dreifacher Olympiasieger. In Rio de Janeiro 2016 gewann er im Zweier- und Vierer-Kajak jeweils über 1000 Meter. In Tokio 2020 legte er im Vierer über 500 Meter nach.
In Paris wird der 30-Jährige im Zweier (K2) und Vierer (K4) über 500 Meter starten. Die Wettkämpfe finden im Wassersportstadion in Vaires-sur-Marne circa 20 Kilometer östlich der französischen Metropole statt.
Das Ehrenmitglied des WSV Blau-Weiß Rheidt (und Mitglied des KK Pirat Bergheim) geht im K4 am 6. August ab 9.30 Uhr an den Start. Über das Viertelfinale (13.10 Uhr) geht es am 8. August ins Halbfinale (11.50 Uhr) und den Endlauf (13.50 Uhr).
Im K2 stehen für den gebürtigen Bonner die Vorläufe am 6. August ab 11.30 Uhr an, die Viertelfinals ab 14.30 Uhr. Das Halbfinale ist für Freitag, den 9. August (11.10 Uhr) terminiert. Ab 13.30 Uhr geht es um Edelmetall. (opo)