Herstellung von KleidungsstückenIm Katharinenturm wurde gewebt wie in alten Zeiten
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Vor einigen Jahren wurden die im Turm untergebrachten historischen, etwa 200 Jahre alten Gerätschaften im Handwebermuseum in der Eifel restauriert.
Von Juni bis Oktober präsentieren die Frauen ihr Handwerk an jedem ersten Sonntag im Monat im mittelalterlichen Turm.
Sie lassen sich auf die Finger schauen und kommen mit Gästen des Burgstädtchens ins Gespräch.
Hennef – Steil führen jahrhundertealte Steinstufen durch den engen, kühlen Katharinenturm in den ersten Stock. Der weitere Aufstieg über Holztreppen bis in die letzte Ebene lohnte sich am Wochenende besonders: Helles Lachen drang durch die dicken Mauern nach unten, aufgeweckt schwatzende Frauenstimmen erzählten Geschichten vom Alltag, der zuweilen mühseligen Arbeit auf den Feldern und daheim in der Stube. Hin und wieder mischte sich ein leises Klappern und Surren unter die Geräusche im vierten Stock des Turmmuseums.
Hobbyweberin Ulrike Broich erklärte einer Besucherin, was es mit dem „Kette schären“, dem Einrichten des Webstuhls, auf sich hat. Ein kleiner Webrahmen, wie Kinder ihn aus dem Kindergarten kennen, diente als Einstieg in die komplexe Thematik. „Das eigentliche Weben ist die Belohnung für lange Vorbereitungsarbeiten“, erläuterte die 55-Jährige. Mehrere Hundert je sechs Meter lange Kettfäden hat sie gespannt und auf die Walze gewickelt und in diesem Jahr bereits mehrere Stoffbahnen produziert. Um das Ergebnis allerdings geht es gar nicht.
Geräte in der Eifel restauriert
„Wir wollen altes Handwerk zeigen, so wie es in Stadt Blankenberg betrieben wurde“, erklärte Inge Fischer. Aus einem Schafvlies zupfte sie einen kleinen Bausch, zog das Gewebe auseinander.
Das Material glitt durch ihre geübten Finger über die rotierende Spule, auf diese Weise wird ein stabiler Faden zum Nähen, Stricken oder Häkeln hergestellt. „Wir wollen zeigen, was es mit der alten Technik auf sich hat, wie es früher eben war“, erklärte die 76-Jährige.
Elisabeth Keuenhof ist die dritte im Bunde, „ich gehe heute hier in die Lehre“, scherzte die 64-Jährige. Tatsächlich entdeckte Keuenhof schon vor Jahren das Spinnen für sich und hatte sichtlichen Spaß am Hobby.
Vor einigen Jahren hatten die beiden Stadt Blankenbergerinnen die im Turm untergebrachten historischen, etwa 200 Jahre alten Gerätschaften im Handwebermuseum in der Eifel restaurieren lassen. Bis zu ihrem Umzug in den Turm im Jahr 1935 befanden sich Webstuhl und Spinnrad im Wohnhaus von Heinrich Müller in der Nähe des Katharinenturms. Auf engstem Raum sollen dort sogar sieben Webstühle gestanden haben.
Tagestouristen, Spaziergänger, Schulklassen – von Juni bis Oktober präsentieren die Frauen ihr Handwerk an jedem ersten Sonntag im Monat im mittelalterlichen Turm, lassen sich auf die Finger schauen und kommen mit Gästen des Burgstädtchens ins Gespräch. Etwa über komplexe Gewebemuster, wie der heute als Trendstoff bezeichnete Jacquard, gängige Leinwandbindungen oder wie die Köper-Bindung entsteht: Die werde heute noch für die Herstellung von Jeansstoff verwendet.
Großes Erstaunen herrschte meist über den Einsatz von Lochkarten im Mittelalter. So entschied Loch oder nicht, ob ein Kettfaden angehoben wurde, und so entstand das gewünschte Muster. So gesehen sei das schon ein Vorläufer des Computers gewesen.