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Fischschutz in RuppichterothGroße Bauarbeiten an der Bröl bei Burg Herrnstein

Lesezeit 3 Minuten

Max Graf Nesselrode erklärt Bauarbeitern, was an der Staustufe der Bröl verändert werden soll.

Ruppichteroth – Jahrelange Prozesse um die Wasserrechte an der Bröl bei Burg Herrnstein waren die Regel, der älteste reicht gar bis ins Jahr 1551 zurück. Mit ähnlichen gerichtlichen Auseinandersetzungen soll jetzt ein für allemal Schluss sein, nachdem Max Graf Nesselrode (35) sich im vergangenen Jahr entschied, allen gesetzlichen Verpflichtungen frühzeitig nachzukommen. Denn die schreiben im Wasserhaushaltsgesetz vor, dass die Besitzer aller Querbauwerke an Fließgewässern diese bis spätestens 2028 linear durchgängig machen müssen. Dafür sind Fischaufstieg und -abstieg, Fischschutz sowie ein Mindestwasserstand vorgeschrieben.

Das soll sich vor allem für Lachs und Meerforelle in der Bröl positiv auswirken. Er werde bei dem Projekt sogar seine Wasserrechte teilweise einschränken, um in der Bröl einen Mindestdurchfluss von 500 Litern pro Sekunde zu ermöglichen, erläuterte Graf Nesselrode.

Ein auf zehn Meter verlängerter Rechen mit einem Stababstand von zwölf Millimetern soll auch kleine Fische hindern, in den fast einen Kilometer langen Mühlengraben von der Staustufe bis vor das Kraftwerk an der Burg Herrnstein zu gelangen.

Dort verhindert zwar ein weiterer Rechen, dass sie verletzt werden. Es wäre aber schwierig für sie, in die Bröl zurückfinden. Der bei Herrnstein erzeugte Strom wird für den Bedarf der Burg genutzt, der Überschuss ins RWE-Netz eingespeist. Die 25 Jahre alte Turbine soll durch eine neue Maschine ersetzt werden.

200 Tonnen Findlinge

Die Dimensionen an der Baustelle unterhalb des Bröler Hofs sind enorm: 800 Kubikmeter Erdreich werden allein für die Fischtreppe ausgehoben, anschließend wird mit 350 Tonnen Schotter und Grobschotter aufgefüllt. Dann werden 200 Tonnen Findlinge in die Fischtreppe eingesetzt, deren Bau laut Graf Nesselrode etwa 280 000 Euro kosten wird. Die Kosten des Gesamtprojekts beziffert er auf rund eine halbe Million Euro, zu denen es erhebliche öffentliche Zuschüsse gebe.

Unterhalb der Turbine an der Burg werden zwei weitere Maßnahmen vorgesehen. In der Mitte des Baches werden große Leitbuhnen eingebaut, die den Querschnitt des Grabens einengen und mit einer dann intensiveren Strömung die aufsteigenden Wanderfische ins Hauptbett der Bröl locken sollen.

Und ein weiterer Rechen am Auslauf der Turbine soll die Fische davon abhalten, bachaufwärts in den Turbinengraben zu schwimmen. Alle Arbeiten, so das Ziel, sollen im Frühjahr nächsten Jahres abgeschlossen werden.

Als ausgesprochen positiv bezeichnet Graf Nesselrode das Mitwirken der anderen am Umbau der Anlage Beteiligten. Sowohl der Rhein-Sieg-Kreis und die Kölner Bezirksregierung als auch der Aggerverband würden das wegweisende Projekt hervorragend begleiten, lobte er.

Lob gab es auch vom Beirat bei der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises. Nach einer fünfstündigen Ortsbesichtigung erklärte dessen Vorsitzender Siegfried Cunz, dieses Projekt im FFH-Schutzgebiet sei trotz des Eingriffs in die Natur zu begrüßen. Cunz: „Auch wenn unsere Vorstellungen nicht zu hundert Prozent erfüllt werden, sollten wir froh sein, dass der Eigentümer der Sache entgegenkommt, obwohl er dazu nicht verpflichtet ist. Bald wird im neuen Fischaufstieg eine Durchlässigkeit von 90 bis 100 Prozent erreicht.“