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Große EmpörungFeuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis reagieren mit Maßnahmen auf Einbruchserie

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann mit einer neongelben Weste, die mit dem Wort Security beschriftet ist, steht mit dem Rücken zur Kamera vor einem Feuerwehrgerätehaus.

Ein Mitarbeiter einer Security-Firma steht vor dem Mucher Feuerwehrhaus.

In mehrere Gerätehäuser von Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis ist eingebrochen worden, teure Spezialgeräte wie Spreizer wurden gestohlen.

Die anhaltende Einbruchserie in Gerätehäuser veranlasst die Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis dazu, ihre Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken. In Much, das es bereits getroffen hat, wurde ein Wachdienst beauftragt. In Neunkirchen-Seelscheid und Hennef haben die Feuerwehren bereits nach vergangenen Einbrüchen nachgerüstet.

Die Einbruchserie hat sich sogar unter Feuerwehren außerhalb der Kreisgrenzen herumgesprochen – die Empörung ist groß. „Für uns ist völlig unverständlich, wie respektlos mit der Hilfeleistung umgegangen wird“, sagt Simon Wiegand, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Hennef. Zum Glück seien die Einbrüche bisher immer vor einem Einsatz aufgefallen. „Das könnte sonst schwerwiegende Folgen für die jeweilige Einheit haben, die dann gar nicht oder nur eingeschränkt ausrücken kann. Ebenso entstehen erhebliche finanzielle Belastungen für die Stadt.“

Täter stiegen viermal in Feuerwehrhäuser in Troisdorf, Sankt Augustin, Siegburg und Much ein

Viermal waren Täter in den vergangenen Wochen in Feuerwehrhäuser im Kreis eingebrochen. Am 14. November traf es die Löschgruppe Altenrath in Troisdorf, am 23. November die Fahrzeughallen in Sankt Augustin-Buisdorf und Siegburg-Kaldauen. In der Nacht auf den 6. Dezember brachen die Täter beim Löschzug Marienfeld in Much ein. Meist stahlen die Täter akkubetriebene Spreizer und Scheren. Da sie diese in Much nicht fanden, nahmen sie andere feuerwehrtechnische Werkzeuge und ein Heizgerät mit.

Auch die Hennefer Feuerwehr verfügt über akkubetriebenes Rettungsgerät. „Das Thema Einbrüche haben wir bereits seit Jahren auf der Agenda. Es gab schon Einbrüche in mehrere Gerätehäuser, damals wurde Werkzeug gestohlen und die Spinde der Einsatzkräfte durchsucht – wo aber weder Geld noch Wertgegenstände liegen“, berichtet Wiegand.

Nach dem Brand des Gerätehauses in Söven vor zweieinhalb Jahren seien in allen Fahrzeughallen Gefahrenanlagen installiert worden, insbesondere die Neubauten in Söven und Stadt Blankenberg seien auf dem neuesten Stand der Technik. „Diese sollen nicht nur die Brandgefahr abdecken, sondern auch den Einbruchschutz erhöhen.“ Abgeschlossen werden die Fahrzeuge nicht – im Notfall müssen die Klappen schnell geöffnet werden können. „Man muss hier einen guten Kompromiss zwischen Schnelligkeit und Sicherheit finden“, erläutert Wiegand.

Wachdienst sieht in Much nach Einbruch der Dunkelheit nach dem Rechten

Die Gemeinde Much hat kurzfristig einen Wachdienst engagiert, der nach Einbruch der Dunkelheit das Feuerwehrhaus im Zentrum bewacht. „Tagsüber sind zwei Mitarbeiter der Gemeinde anwesend, es ist also immer jemand da“, sagt der stellvertretende Wehrleiter Markus Frohn. Sein Pendant Sven Ziaja von der Freiwilligen Feuerwehr Lohmar bestätigt auf Anfrage, dass die Gemeinde ihre Sicherheitsmaßnahmen an den Standorten verstärkt habe. „Welche das sind und welche Geräte wir mitführen, wollen wir aber nicht sagen, um niemandem eine Anleitung zu geben“, sagt Ziaja.

Am Standort Seelscheid der Neunkirchen-Seelscheider Feuerwehr wurden die Sicherheitsvorkehrungen bereits nach einem Einbruch im Jahr 2019 verstärkt. „Damals wurden die Türen aufgebrochen und Einbruchswerkzeug, also eine Brechstange und ein Türöffnungsset, gestohlen. Und um die Spuren zu verwischen, haben die ein Schaummittel im Fahrzeug versprüht, das war ein Totalschaden“, erzählt Wehrleiter Henning Eckschlag. Der Gesamtschaden: rund 100.000 Euro.

Ein Mann in einer Feuerwehrjacke blickt in die Kamera, hinter ihm sind die geschlossenen Garagentore einer Feuerwache zu sehen.

Henning Eckschlag, Leiter der Feuerwehr Neunkirchen-Seelscheid, hofft, dass seine Feuerwehr von Einbrüchen verschont bleibt.

Anschließend habe die Gemeinde neue und sicherere Fenster und Türen einbauen lassen, die Kellerfenster sind nicht mehr so leicht zugänglich wie noch vor fünf Jahren. „Wir haben außerdem zwei Kameras und einen Bewegungsmelder installiert, die Alarmanlage ist hell und macht ordentlich Krach.“ Manchmal werde sie ausgelöst, weil ein Feuerwehr-Angehöriger vergesse, sie nach Betreten abzustellen.

Feuerwehr Seelscheid hat Fotos aus dem Fahrzeuginneren von der Internetseite genommen

„Für die Leute in der Nachbarschaft ist es auch nichts Ungewöhnliches, wenn hier nachts Licht brennt oder Autos vor der Tür stehen“, schildert Eckschlag, dessen Leute erst in der Nacht zuvor zu einem Brandeinsatz gerufen worden waren. Gern zeigten die Ehrenamtlichen Neugierigen ihre Ausrüstung, etwa bei einem Tag der offenen Tür. Jedoch: „Wir haben die Bilder aus dem Inneren der Fahrzeuge von der Homepage genommen, um niemandem einen Anreiz zu bieten.“

Während der Standort in Seelscheid mit Kameras und Alarmanlage ausgestattet ist, sei es der in Neunkirchen noch nicht. „Mitte Januar ziehen wir in den Neubau, der hat das natürlich“, kündigt Eckschlag an. „Bis dahin versuchen wir, die Halle mit Technik zu schützen. Aber es ist klar, dass wir nicht 24 Stunden lang jemanden davor setzen können.“


Ob die Taten in Much, Siegburg, Sankt Augustin und Troisdorf zusammenhängen, ermittelt derzeit die Polizei. Genauere Angaben wolle sie aus ermittlungstaktischen Gründen nicht machen, teilte Sprecherin Elisabeth Uhlmann mit. „Die Kolleginnen und Kollegen fahren vermehrt Streife vor Feuerwachen“, teilt sie mit.

Inzwischen ermittelt auch das Landeskriminalamt in dem Fall, denn auch in anderen Teilen Nordrhein-Westfalens stiegen Einbrecher in Feuerwehrhäuser ein und stahlen akkubetriebene Spreizer. Die Geräte haben eine Spreizkraft von 90 Tonnen, womit mühelos Tresore, Metalltüren oder Geldautomaten aufgebrochen werden können. Das LKA geht von organisierten Tätern aus, denn der Diebstahl von Feuerwehr-Equipment erfordere Fachkenntnisse.