Windeck – Das Feuer am 4. September 2020, bei dem eine Maschine in Brand geriet, war eine Zäsur für die damals 150 Jahre alte Firma Hubert von Carnap. In den Wochen danach stand die Frage an: Was passiert jetzt? Aufgabe, Reparatur oder Neuinvestition – das waren denkbare Optionen. In vielen Gesprächen von Geschäftsführung und Gesellschaftern wurde schließlich entschieden, noch einmal Geld in die Hand zu nehmen und eine neue Druckmaschine anzuschaffen.
Moderne Druckmaschine ist 27 Meter lang
Rund fünf Millionen Euro kostete die Maschine, die Umgebung mit Laufbändern für Pappbögen, Luftversorgung und Absaugvorrichtungen kam noch einmal mit gut einer Million Euro dazu. Da sind die durch das Feuer entstandenen und dann beseitigten Schäden noch nicht mitgerechnet.
Jetzt wurde die rund 27 Meter lange, moderne Maschine mit fünf Druckwerken und einem Lackwerk eingeweiht. Mit Tobias Henrichs von der Wirtschaftsförderung der Gemeinde durchschnitten die beiden Geschäftsführer Jürgen Bergmann und Lothar Irion sowie die neuen Gesellschafterinnen Susanne Nordberg und Katharina Steffens das symbolische blaue Band an der Treppe zum Leitstand.
Peter Eichler und Doris Eichler-Zimmermann haben die Geschicke des Unternehmens in die Hände ihrer beiden Töchter gelegt. Damit geht die fünfte Generation an den Start, aus zwei Familien. Dieser Schritt sicherte die Zukunft sowohl der Produktion als auch der 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die eine Zeit lang durchaus Sorge hatten, ob und wie es für sie weitergehen werde.
In einem Interview, das der Assistent der Geschäftsführung, Martin Trocja, führte, erzählten die beiden Schwestern offen von ihrer Verbundenheit zum Werk einerseits, von ihrem früher mangelnden Interesse an einer Übernahme der Familientradition andererseits. Die 49 Jahre alte Steffens berichtete, Hubert von Carnap habe zu Hause dazu gehört. „Wir sind beim Abendessen kaufmännisch geschult worden, haben den Riesenunterschied zwischen Pappe und Wellpappe eingetrichtert bekommen.“
In der Kindheit reisten sie oft mit von Köln, wo die Eichlers wohnten, in den östlichen Rhein-Sieg-Kreis. Die Halle war zeitweise ihr Spielplatz, inklusive gebrochenem Arm bei Steffens, weil bei einer wilden Fahrt mit einem Wägelchen ein Sturz unvermeidlich war.
Susanne Nordberg zeigt sich gerührt
Die 53 Jahre alte Nordberg erinnerte sich: „Ich habe vorhin eine Mitarbeiterin gesehen, die hat mir damals immer Schokolade zugesteckt. Mir steht das Pipi in den Augen.“ Ute Leifheit bestätigte diese Episode, sie hatte als junge Frau immer Hunger und stets Süßes dabei. Es war ein emotionaler Auftritt. Der Brand hat bei den beiden Nachfolgerinnen schließlich den Ausschlag gegeben, auch wenn Steffens einräumt: „Eine Kartonagefabrik in Windeck war nicht mein Traum, ich hatte erstmal andere Pläne.“
Vom Rhein zur Sieg
In Köln 1870 gegründet, baute die Firma Hubert von Carnap 1972 ein Zweitwerk in Windeck. Zwei Jahre später zog die komplette Produktion an die Sieg. 50 Mitarbeiter produzieren Verpackungen vom einfachen Karton bis zum komplizierten Warenträger. Verwaltungssitz ist bis heute Köln. (sp)
Aber nach eingehenden Gesprächen, unter anderem mit einer Unternehmensberatung sowie persönlichem Coaching sind beide jetzt mit Eifer bei der Sache, wissen auch, dass sie eine engagierte Belegschaft hinter sich haben und auf einen treuen Kundenstamm zählen können.
Die Zeichen stehen also auf Innovation. Weitere Investitionen und neue Geschäftsfelder sind geplant. Die versammelten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter quittierten das mit Applaus.