Kanufahren in der PandemieEin Haushalt pro Boot ist auf der Sieg erlaubt
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Rhein-Sieg-Kreis – Fitnessstudios sind weiterhin geschlossen, Sport darf immer noch nur mit großen Einschränkungen ausgeübt werden, Mannschaftssport bei den Amateuren so gut wie gar nicht. Bei so gravierenden Einschränken durch die Corona-Pandemie verlegen sich viele Menschen aufs Joggen und Wandern. Eine weitere Alternative des Freizeitsports ist vielen Bürgern dagegen vermutlich nicht so präsent: Kanu- oder Kajakfahren.
Zwar steht die Sieg seit vielen Jahren unter Naturschutz, Wassersport in Booten ist auf dem Fluss aber trotzdem erlaubt, wenn man bestimmte Regeln beachtet. Durch die Corona-Einschränkungen dürfen derzeit allerdings in einem Boot nur Personen aus einem Haushalt sowie eine weitere Person aufs Wasser. Bei einer Gruppe von Booten muss der Abstand zwischen den einzelnen Gefährten jeweils mindestens fünf Meter betragen.
Weil das Kanufahren in Vereinen nicht als Individualsport eingestuft wird, sondern als Freizeitsport, dürfen die Vereine derzeit keine gemeinsamen Fahrten organisieren.
Nur einzeln aufs Wasser
„Einzeln dürfen die Kanufahrer aber auch in Corona-Zeiten aufs Wasser“, erklärt Peter Meurer (64), der die Kanu-Abteilung des Rosbacher Turnvereins leitet.
Nach seiner Meinung gibt es kaum eine umweltschonendere Fortbewegungsart in der Natur als die im Boot auf dem Wasser. In der Corona-Sondersituation hat es in den vergangenen Wochen und Monaten allerdings Probleme bereitet, wenn Vereine oder kommerzielle Anbieter die Teilnehmer mit ihren Booten ans Wasser fuhren und sie an den Zielorten wieder abholten. Die stille Fahrt über den Fluss, verbunden mit Passagen durch eine fast unberührte Natur an den Ufern, machen eine solche Tour für einzelne Fahrgemeinschaften aber dennoch zu einem tollen Erlebnis.
Die Vorschriften
Im Sommer wird das Kanufahren auf der Sieg stark eingeschränkt. Bei einem niedrigen Wasserstand dürfen die Boote nicht mehr auf dem Fluss fahren. Für Fahrten von der Landesgrenze zwischen Windeck und Eitorf darf der Pegelstand in Betzdorf (Rheinland-Pfalz) nicht unter 55 Zentimeter betragen, bei einer Weiterfahrt nach Siegburg darf der Eitorfer Pegel 30 Zentimeter nicht unterschreiten.
Alt- und Seitenarme der Sieg dürfen grundsätzlich nicht befahren werden. Die Kanufahrer sind gehalten, ihre Gefährte ohne Aufenthalt durch das FFH-Gebiet zu steuern . Nur an den offiziellen Anlege- und Startstellen, die mit Schildern gekennzeichnet sind, darf gehalten werden. Mit diesen Beschränkungen sollen vor allem Vögel und Fische im Naturschutzgebiet geschützt werden.
Maximal 50 Kanus dürfen an einem Tag zwischen Windeck und Eitorf-Kelters auf den Fluss, weiter flussabwärts dann 100 Kanus. In einer Gruppe dürfen maximal zehn Kanus aufs Wasser. Die Boote dürfen nicht ohne fachkundige Begleitung unterwegs sein. Verstöße gegen diese Vorschriften werden als Ordnungswidrigkeit bestraft. (rö)
Wenn man ein wenig Glück hat, kann man dabei auch viele Tiere beobachten, die man sonst nicht aus solcher Nähe beobachten kann. Vor allem Wasservögel wie Wildenten, Gänse und Graureiher fühlen sich auf der Sieg wohl. Im schlechtesten Fall fliegen sie auf, kehren dann jedoch meist schnell wieder zurück, wenn sich die Kanufahrer ruhig verhalten.
Wehre über separate Bootsrutsche umgehen
Vor den Siegwehren in Schladern (Wasserfall), Dattenfeld, Unkelmühle (an der Grenze zwischen Windeck und Eitorf) und in Siegburg sind jedoch auf jeden Fall Zwischenhalte angesagt. Die Paddler müssen die Wehre umgehen oder können sie nur über eine separate Bootsrutsche passieren.
Da ein Kanu prinzipiell auch mal umkippen kann, sollten sich alle Bootsbesatzungen mit Schwimmwesten ausrüsten. Außerdem sollte jeder Teilnehmer die persönlichen Sachen, die nicht nass werden dürfen, in einer fest verschließbaren kleinen Tonne sichern.
Wer kein eigenes Boot zur Verfügung hat, der kann sich bei einem Kanuverleih anmelden. Unternehmen wie die „Outdoorstation“ des gebürtigen Windeckers Markus Wimmer (49) aus Nümbrecht-Heddinghausen ermöglichen Touren auf der Sieg trotz Corona.
Wimmer, der seinen Service vor allem auf der Aggertalsperre anbietet, kommt nicht nur mit seinen Booten zum vereinbarten Treffpunkt an die Sieg, sondern sammelt die Kanus auch an den Zielorten wieder ein. Die Teilnehmer erhalten vor dem Start eine Einweisung für das richtige Paddeln und zu den Regeln, die zu beachten sind, zudem auch eine Gewässerkarte.