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Landtag lokalLandtag im Ländchen: Präsidium des NRW-Parlaments besuchte Windeck

Lesezeit 4 Minuten
Im Heimatmuseum ließen sich die drei Vizepräsidenten des NRW-Landtags Rainer Schmeltzer, Berivan Aymaz und Christof Rasche (v.l.) das alte Sägewerk vorführen.

Im Heimatmuseum ließen sich die drei Vizepräsidenten des NRW-Landtags Rainer Schmeltzer, Berivan Aymaz und Christof Rasche (v.l.) das alte Sägewerk vorführen.

Hoher  Besuch aus Düsseldorf: In Windeck suchte das Landtagspräsidium das Gespräch mit ehrenamtlich Tätigen, informierte und warb für Demokratie

Düsseldorf ist weit weg, und für viele ebenso die Landespolitik. Für einen Tag wurde jetzt die Kluft zumindest zwischen Windeck und dem NRW-Parlament geschlossen. Der Landtag weilte im Ländchen, genauer gesagt: dessen Präsidium war am Montag zu Besuch.

„Landtag lokal“ heißt das Format: Präsident André Kuper (CDU)  und seine drei Vizes Rainer Schmeltzer (SPD), Berivan Aymaz (Grüne) und Christof Rasche (FDP) bereisen Kommunen. Sie informieren über die Arbeit des Parlaments, werben für Demokratie und wollen mit ehrenamtlich tätigen Menschen ins Gespräch zu kommen. Seit 2023 war das Quartett schon in Köln, Erwitte, Lünen, Höxter, Werdohl, Schloß Holte-Stutenbrock, Monschau, Ennepetal,Willich und zuletzt Soest. 

Neuauflage der Windecker Anekdote vom Haferspanien-Brot

Für Windeck hatte Bürgermeisterin Alexandra Gauß die Bewerbung auf den Weg gebracht. Auf dem Programm mit zehn Terminen stand auch das Heimatmuseum in Altwindeck. Dort empfingen Willy Hinz, Andreas Lutz, Ralf Merian, Niko Dedenbach und Kalle Groß die Gäste und sorgten für eine Neuauflage der über 300 Jahre alten Haferspanien-Anekdote. Um dem in Düsseldorf residierenden Herrscher Jan Wellem die Armut im südlichen Herzogtum Berg vor Augen zu führen und hohe Steuern zu vermeiden, kredenzte Ritter Huhn dereinst ein Brot aus Haferschrot, was belegen sollte, das der kärgliche Boden in der Region nicht viel hergibt.

Das Brot, Salz und ein Modell der Windecker Burgruine bekamen die Gäste aus Düsseldorf in Altwindeck geschenkt.

Das Brot, Salz und ein Modell der Windecker Burgruine bekamen die Gäste aus Düsseldorf in Altwindeck geschenkt.

Mit Verweis auf das Vorhaben, ein weiteres Fachwerkhaus im Museumsdorf aufzubauen, gab Hinz den Düsseldorfern ebenfalls ein Brot mit auf den Weg. „Das hätte auch von der Kämmerin kommen können“, erkannte Schmeltzer den Wink bezüglich der Finanzierung. Fördergelder könne er allerdings nicht versprechen, „wir sind ja nicht die Regierung“, aber den Hinweis nehme man gern mit.

Beim Rundgang gerieten Schmeltzer, Aymaz und Rasche – Präsident Kuper hatte sich krankgemeldet – ins Staunen etwa über das alte intakte Sägewerk und ins nostalgische Schwärmen. Der Tante-Emma-Laden, das Klassenzimmer von anno dazumal und die 50er-Jahre-Ausstellung weckten so manche Kindheitserinnerung. „Machen Sie weiter so!“, lobte Schmeltzer die Aktiven die Museums zum Abschied.

Im Klassenzimmer von anno dazumal: (v.l.) Willy Hinz und Ralf Merian vom Museumsverein mit den Landtagsvizepräsidenten Rainer Schmeltzer, Christof Rasche und Berivan Aymaz.

Im Klassenzimmer von anno dazumal: (v.l.) Willy Hinz und Ralf Merian vom Museumsverein mit den Landtagsvizepräsidenten Rainer Schmeltzer, Christof Rasche und Berivan Aymaz.

Nächste Station war die Grube Silberhardt bei Öttershagen. Dort empfing der Förderverein zur Erhaltung der Bergbau- und Hüttentradition die Gäste, die mit roten Ponchos und Schutzhelmen ausgestattet wurden. 200 Meter weit führten Heino Vest, Harald Patzke, Stephan Döring und Georg Wenner das Trio durch den Oberen Neuen Stollen in den Berg. Auch zu dem Schacht, der eine Ausdehnung des Besucherbergwerks in die Tiefe ermöglichen könnte.

Heino Vest (l.) führte die Besucher durch den Neuen Oberen Stollen der Grube Silberhardt.

Heino Vest (l.) führte die Besucher durch den Oberen Neuen Stollen der Grube Silberhardt.

Vest sprach weitere Projekte an: den Bau einer Feldbahnschleife auf dem Platz vor dem Grubeneingang, die Erweiterung des Bergbauwanderwegs und eine multimediale Aufbereitung der Ausstellung im Besucherzentrum. „Bei der Regionale 2025 geht es genau um solche Dinge“, stimmte Schmeltzer die Gruben-Macher zuversichtlich, dass der gestellte Förderantrag auf 370.000 Euro aus dem Strukturprogramm des Landes positiv beschieden wird.  

In Windecker Schulen viele Selfies und ein Autogramm auf dem Arm

Unter der Devise „Landtag macht Schule“ waren die Vizepräsidenten am Vormittag im Bodelschwingh-Gymnasium, in der Gesamtschule und in einer Grundschule. „Was verdient ein Abgeodneter?“, war eine laut Schmeltzer typische Frage, die gestellt wurde. Eine Schülerin habe sich erkundigt, ob er auch schon mal eine seiner Entscheidungen als Politiker bereut habe. „Ich habe ja gesagt und versprochen, ihr hinterher zu sagen, welche Entscheidung das war. Da standen dann auf einmal ganz viele Schüler.“

Aymaz wurde vielfach gebeten, mit auf  Selfie-Fotos zu posieren. Rasche erfüllte den Wunsch eines Autogramms mit Filzstift auf dem Arm eines Grundschülers und musste schlucken, als eines der Kinder meinte, dass eigentlich doch die AfD die größte Partei sei.

Zur Tour zählten auch eine Visite im Rathaus und ein Informationsstand, an dem Beauftragte des Petitionsausschusses Bürgerinnen und Bürgern erklärten, wie ein Petitionsverfahren abläuft. In Leuscheid sahen sich die Landtags-Vizepräsidenten den „LandMarkt“ an, ein genossenschaftliches Projekt, mit dem das Dorfzentrum Leuscheider Land die Nahversorgung im Ort sichert.

Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde Windeck beim Empfang mit der Bürgermeisterin

Zum Schluss gab es im Bürger- und Kulturzentrum Kabelmetal in Schladern einen Empfang für geladene ehrenamtlich engagierte Windeckerinnen und Windecker mit Bürgermeisterin Gauß nebst Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde. Zu dem, was das Landtagspräsidium aus Windeck mitnimmt, dürfte eine Anmerkung aus der Schusterwerkstatt im Heimatmuseum  gehören. Nämlich dass es eine Frau war, die diese Werkstatt zuletzt betrieben hat. Was Berivan Aymaz spontan kommentierte: „Ich sagte doch gesagt, diese Gegend hat etwas Besonderes.“