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850 Jahre Burg WindeckDer Landrat als Burgherr mit der Bürgermeisterin als sein Burgfräulein

Lesezeit 4 Minuten
Gemeinde Windeck und der Kreis als Eigentümer feierten das 850-jährige Bestehen der Burg mit einem vielfältigen Fest. Nach Kanonendonner stiegen Luftballons in den Himmel auf.

Gemeinde Windeck und der Kreis als Eigentümer feierten das 850-jährige Bestehen der Burg mit einem vielfältigen Fest. Nach Kanonendonner stiegen Luftballons in den Himmel auf.

Mit einem großen Burgfest feierten der Rhein-Sieg-Kreis und die Gemeinde am Wochenende den 850. Jahrestag der ersten Erwähnung von Burg Windeck.

Kanonendonner hallte über das Burggelände, einmal, zweimal, immer dann, wenn Bürgermeisterin Alexandra Gauß gerade zu ihrer Rede ansetzen wollte. „Das war so nicht abgesprochen“, stellte sie schmunzelnd fest, „aber das geht in der freien Republik Windeck, da macht jeder, was er will.“

850 Jahre zuvor war das noch anders. Damals belehnte Graf Heinrich Raspo III., auch der Jüngere genannt, Landgraf von Thüringen, Windeck an Engelbert von Berg. Kaiser Friedrich I. beurkundete das am 24. Februar 1174 in Aachen. Es ist die erste urkundliche Erwähnung der imposanten Höhenburganlage über dem Siegtal.

Dieses Ereignis war Anlass für ein großes Burgfest, das der frühere Kulturamtsleiter des Kreises, Rainer Land, mit seinem Team zwei Jahre lang vorbereitet hatte. Veranstalter waren die Gemeinde mit ihren Kooperationspartnern, der Kulturinitiative Windeck, der Theatergruppe Windeck und dem Verein Tourismus Windecker Ländchen.

Vize-Ministerpräsidentin Mona Neubaur war Schirmherrin

Gleich drei Schirmherren hatte die Veranstaltung, die stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes, Mona Neubaur, schickte eine Videobotschaft, Landrat Sebastian Schuster kam als Burgherr selbstverständlich persönlich vorbei, und Gauß war sowieso vor Ort.

Sie betonte insbesondere die Mitwirkung der vielen Vereine, der Blaskapellen etwa oder der Nutscheid forest Pipe Band, die, wie berichtet, erst in Wacken aufgetreten waren, bevor sie jetzt den Burghof bespielten. Das Deutsche Rote Kreuz fuhr ständig mit mehreren Shuttle-Bussen vom Bahnhof hin und her, das Museumsdorf Alt-Windeck hatte ein eigenes Programm entwickelt, Musikkapellen engagierten sich musikalisch wie an den Ständen.

Gedenken an die Opfer des Anschlags in Solingen

Doch Gauß ging auch auf den Anschlag in Solingen ein. „Unsere bergische Seele weint“, sagte Bürgermeisterin Alexandra Gauß beim Festakt zum 850-jährigen Jahrestag der Lehensübergabe von Burg Windeck. Sie bat um eine Gedenkminute. „Angesichts der sinnlosen Tat möchte ich, dass wir kurz innehalten und an die Opfer, die Angehörigen, die Verletzten, die Einsatzkräfte des Rettungsdienstes, der Feuerwehr und der Polizei denken. Dass wir heute hier sind, ist wichtig. Eine solche Tat soll uns nicht die Lebensfreude nehmen. Menschen, die starke Wurzeln in ihrer Heimat haben, sind tolerant.“

Schuster, der als Burgherr Gauß kurzerhand zu seinem Burgfräulein ernannte, nahm den Ball auf und gab seiner Erschütterung Ausdruck. Gern habe er als Eigentümer des historischen Gemäuers die Schirmherrschaft übernommen. „Was für den Kölner der Dom, ist für die Windecker die Burgruine“, meinte er.

Gemeinde Windeck und der Kreis als Eigentümer feierten das 850-jährige Bestehen der Burg mit einem vielfältigen Fest. Die Übergabe des Lehens von Erzbischof Philipp von Heinsberg an Engelbert von Berg.

Eine Theatergruppe beim Windecker Burgjubiläum spielte die Übergabe des Lehens von Erzbischof Philipp von Heinsberg an Engelbert von Berg nach.

Auch er dankte den unzähligen Menschen, die mit ihrem Engagement das zweitägige Fest erst ermöglicht hätten, neben den zahllosen Sponsoren aus der Gemeinde seien es Kreissparkasse Köln, Volks- und Raiffeisenbanken, Sparkassen-Stiftung und viele mehr. Vor allem aber freue er sich, dass die Burg erhalten bleibe und sie in die Förderung der Regionale 2025 aufgenommen worden sei. „Wir haben einiges an Potenzial für die touristische Erschließung.“

Von Neubaurs Videobotschaft erreichte nur die Tonspur die Zuschauer, zu hell schien beim Festakt noch die Sonne. Die Traumkulisse könne sie sich aus der Ferne gut vorstellen. Sie lobte die Burgruine als naturräumliche und touristische Attraktion, die als Kulturgut erhalten, aber auch vermarktet werden müsse – nicht zuletzt als Attraktion für Nordrhein-Westfalen, in der sich Menschen ins Mittelalter zurückversetzt fühlen könnten. Sie stellte eine Förderempfehlung in Höhe von 1,3 Millionen Euro für die touristische Inwertsetzung von Burg und Wasserfall in Aussicht.

Windecker Theatergruppe spielte historische Szene nach

Die Theatergruppe Windeck spielte auf der Bühne in historisch anmutenden Gewändern die Lehensübergabe nach, inklusive des Treueschwurs auf Engelbert von Berg für seine Ritter, ein Minnesänger trug ein Lied in mittelhochdeutscher Sprache vor. Es war eine angemessene Einstimmung nach den offiziellen Reden.

Anschließend zog der gesamte Tross nach oben in den Burghof, vor der imposanten Wand des Pallas und dem Bergfried stiegen Hunderte von Luftballons mit Postkarten in die Luft. Die Nutscheid Forest Pipe Band spielte auf dem Podest des zentralen Turms, ein großes Plakat mit einer Karte, die alle 61 Ortsteile inklusive QR-Codes zeigt, wurde enthüllt. Die Gruppe Vuozvolc hatte im unteren Hof ein Lager aufgebaut und präsentierte mittelalterliche Lebensweise.

Walking Acts der Theatergruppe, Aufführungen am Sonntag, kleinere und größere Konzerte, gutes Essen, es war ständig etwas los auf der Burg und im Museumsdorf Alt-Windeck, das allerdings ein bisschen litt, weil alle nach oben strebten. Am Samstag klang irgendwann von der Sunshine Dancing Band Vicky Leandros' „Ich liebe das Leben“ über das Tal - sinnbildlich für das Burgfest zum 850., für das die Kulturinitiative Geld für 850 Bäume gesammelt hatte. Die letzten 136 Euro übrigens hatte Gauß gespendet.