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UnterwasserschachSchachklub Troisdorf richtet die erste Deutsche Meisterschaft aus

Lesezeit 3 Minuten
Ein Schachspieler taucht im Schwimmbecken ab, um beim Unterwasserschach einen Zug zu machen.

Zu langes Überlegen empfahl sich beim Unterwasserschach auch für den Troisdorfer Maxime Hallen nicht.

Die ersten Deutschen Meisterschaften im Unterwasserschach fanden im Rhein-Sieg-Kreis statt. Gastgeber im Aggua war der Schachklub Troisdorf.

Figuren mit Magneten, auftauchen zwischen den Zügen: Bei diesem Schachturnier war einiges anders. „Es ist uns eine Ehre, die erste Deutsche Meisterschaft im Unterwasserschach durchführen zu dürfen“, sagte der Vorsitzende des Schachklubs Troisdorf, wie Co-Gastgeberin und Aggua-Geschäftsführerin Daniela Simon sichtlich stolz, dass der Deutsche Schachbund die Ausrichtung der Premierenveranstaltung nach Troisdorf vergab. „Umso mehr, weil wir in diesem Jahr unser 100-jähriges Vereinsbestehen feiern“, erläuterte der Vorsitzende.

Die Idee war von Vereinsmitglied Thomas Möws ausgegangen, der selbst Schachspieler und dem Wassersport nicht abgeneigt ist. Am Sonntag präsentierte sich der Organisator zudem als jovialer Moderator, der die Teilnehmer, die unter anderem aus München, Göttingen, Freiburg oder Hannover angereist waren, eingangs in die Besonderheiten des Turniers einwies. Wie neu diese Variante ist, belegt der Umstand, dass die speziellen Schachbretter, bei denen die Figuren mit Magneten festgehalten werden, für die Meisterschaft bei einem Wiener Schachklub ausgeliehen werden mussten.

Auf dem Boden des Aggua-Schwimmbads in Troisdorf liegen Schachbretter für die Unterwasserschach-Meisterschaft.

Am Beckengrund waren die Spezialschachbretter mit Magnetfiguren platziert.

Die Anspannung war groß, hatte offenbar bisher niemand Erfahrung im königlichen Spiel unter Wasser gesammelt. Es galten die normalen FIDE-Schachregeln für Langspiel, mit einigen Ergänzungen. Da es in der Spielart keine Schachuhr gibt, ist das Auftauchen des einen Spielpartners der Zeitpunkt, ab dem der andere abzutauchen hat für seinen Zug.

Familiäres Miteinander zwischen Sportlern und Gastgebern zeichnete sich schon bei der Begrüßung ab. Auch wenn sie für Erheiterung sorgten, waren die Fragen berechtigt, ob etwa auch beim Unterwasserschach die „Regel „berührt, geführt“ gelte und auf welche Weise dies überwacht werde. Die Regel-Verantwortlichen um Schiedsrichter und SK Troisdorf-Mitglied Alberto Campos fanden eine Lösung, wie das Anbieten eines Remis vonstatten geht: „Im Zweifelsfall entscheidet der Schiedsrichter.“

24 Teilnehmer spielten im Troisdorfer Aggua um den Deutschen Meistertitel

Die 24 Teilnehmern spielten an zwölf Brettern nach dem Schweizer System, bei dem jeder fünf Partien zu absolvieren hatte, die manchmal 30 Minuten und länger dauerten. Wie sich schnell herausstellte, war Durchhaltevermögen gefragt. „Mit der Turnierlänge wird das kalte Wasser zum Problem, auch weil man zwischen den Zügen steht“, stellte Campos fest. Doch überwog die Freude am seltenen Erlebnis, wie der zehnjährige Bonner Jonathan Holstein befand: „Auch wenn man verliert, macht es einem Spaß. Unter Wasser ist es schön zu spielen.“

Für den Troisdorfer Jugendlichen Maxime Hallen war indes der Zeitdruck ein Problem. Beim normalen Spiel habe man pro Zug die komplette verfügbare Zeit zum Überlegen. „Hier muss ich in wenigen Sekunden die neue Stellung erfassen und meinen Zug machen.“ Um nicht Zeit und Kraft dadurch zu verlieren, sich mit Schwimmbewegungen unter Wasser halten zu müssen, lagen Gewichte am Beckenboden, an denen man sich mit einer Hand festhalten konnte.

Begeistert, auch bezüglich der sportlichen Herausforderung, waren die Bochumer Geschwister Aleksej Kusnetsow und Sofia Kusnetsowa von der Meisterschaft. Was durchaus ein Lob für die Gastgeber war. Reisen doch beide mit ihrem Vater für die „normalen“ Turniere quer durch die Republik.