Niederkassel – Der Tipp einer Nachbarin erwies sich als Volltreffer. Sie hatte deutlichen Cannabis-Geruch aus einer ehemaligen Autowerkstatt an der Kölner Straße wahrgenommen. Das sei in den vergangenen Wochen schon so gewesen, doch bei den höheren Temperaturen übers Wochenende habe sich diese Dunstwolke verstärkt und sei sogar in den Wohnungen ringsumher zu riechen gewesen. Wie sich später herausstellte, war die Frau nicht die Einzige, die etwas bemerkt hatte. Aber außer ihr hatte sich noch niemand an die Polizei gewandt.
Eine Streifenwagenbesatzung konnte die Angaben nur bestätigen. Der würzige Duft zog bei jeder Windbewegung durch die Straßen. Die Rauschgiftermittler erwirkten bei der Bonner Staatsanwaltschaft einen Durchsuchungsbeschluss und stiegen in das Untergeschoss des weitläufigen Gebäudekomplexes ein. Dort stießen sie auf zwei nebeneinander liegende große Räume, die voll gestellt waren mit Cannabis-Pflanzen.
Volle Blütenstände
Die standen offensichtlich kurz vor der Ernte, die Blütenstände voll und harzig. Nach ersten Schätzungen der Ermittler waren es fast 1600 Pflanzen, der Wert im Straßenverkauf liegt bei bis zu 400.000 Euro. Die Plantage war professionell aufgebaut, mit Bewässerung, Filtern, Licht- und Wärmestrahlern. Die beiden Säle mit den Cannabispflanzen waren hinter einigen Ecken versteckt in der unteren Etage, ein zufällig vorbeikommender Beobachter hätte sie so schnell nicht finden können.
Die Mitarbeiter des Drogenkommissariats und des Erkennungsdienstes sicherten die Spuren und Teile der Ernte, um den Wirkstoffgehalt gerichtsverwertbar analysieren zu können. In mehreren Asservatenbeuteln schafften sie die entscheidenden Pflanzenteile nach draußen, um sie mit auf die Wache zu nehmen.
Außerdem gingen sie in ein gegenüberliegendes Wohnhaus, in dem sich möglicherweise die Betreiber der Plantage aufgehalten haben. Auch dort sicherten sie Spuren, unter anderem Kleidungsstücke. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln jetzt, wer die Plantage angelegt hat.
Cannabispflanzen werden schnellstmöglich verbrannt
Im Anschluss an die Beweissicherung wurde das Technische Hilfswerk um Amtshilfe gebeten. 33 Einsatzkräfte aus Siegburg rückten an. Sie kamen aus den Ortsverbänden Siegburg, Köln-Porz und Brühl. Die Freiwilligen trugen die Plastikkübel mit den Cannabispflanzen nach draußen und warfen sie in einen Müllwagen. Der schaffte die Ladung zu einer Müllverbrennungsanlage, wo die Pflanzen schnellstmöglich verbrannt werden sollen. Über Nacht wird das Fahrzeug bewacht. Die THW-Kräfte demontierten danach das Plantagen-Equipment. Der Einsatz dauerte bis in die späten Abendstunden.
Anmerkung: In einer früheren Version des Artikels wurde die Zahl der Pflanzen mit 2000 angegeben. Diese Zahl wurde nun offiziell auf 1600 herunterkorrigiert.