Neunkirchen-Seelscheid – Jeder Ausflug, den Elisabeth Koch mit ihrem Mann unternehmen möchte, wird zum Abenteuer. Die 84-Jährige wohnt mit ihrem zwei Jahre älteren Ehemann, mit dem sie nächstes Jahr 60 Jahre verheiratet ist, seit 2017 in Wolperath an der Hennefer Straße. Doch dort muss das Ehepaar mit etlichen Einschränkungen zurechtkommen.
Mit Pflegegrad vier auf den Rollstuhl angewiesen
Bei Josef Koch wurden eine Demenzerkrankung und vererbte Schwerhörigkeit diagnostiziert, er ist in den Pflegegrad vier eingestuft. Der 86-Jährige kann zwar eigenständig stehen, ist aber in jüngster Zeit mehrmals gestürzt und daher permanent auf einen Rollstuhl angewiesen. Und damit beginnt das Problem – gleich vor der Haustür. Die Kochs sind damit ein Beispiel dafür, wie fehlende Barrierefreiheit den Alltag beeinträchtigen kann.
Im Jahr 2017 entschied sich das Ehepaar, den Lebensmittelpunkt aus Köln-Meschenich nach Neunkirchen-Seelscheid zu verlagern. 45 Jahre lange wohnten die Kochs in dem südlichen Kölner Stadtteil, zogen vier Töchter groß. Vor vier Jahren planten sie ihren Umzug in die Nähe einer der Töchter – zunächst ins Haus Stommel, eine betreute Senioren-Einrichtung im Zentrum von Neunkirchen. Doch dort wurden die Kochs wegen der Demenzerkrankung Josef Kochs abgelehnt.
Josef Koch wird umfangreich betreut
Der Tagesablauf bei den Kochs ist natürlich strukturiert. Dreimal in der Woche wird Josef Koch morgens mit einem Behindertentransport in eine Einrichtung für Demenzerkrankte nach Eitorf gebracht. Zweimal in der Woche kommen Pfleger, die mit dem 86-jährigen ehemaligen Sicherheitsingenieur Spaziergänge unternehmen.
Wenn Elisabeth Koch mit ihrem Mann heute eine Runde vor der Tür drehen will, ist sie wegen des Auf und Ab in der Gemeinde auf einen elektrischen Schiebemotor angewiesen. Dieser wird hinter dem schweren Rollstuhl ihres Mannes angebracht und sorgt für den nötigen zusätzlichen Schub. Und den braucht die 84-Jährige, die selbst noch rüstig ist, bereits auf dem Weg zum Auto: Vor der Haustür gibt es keinen Bürgersteig. Der etwa fünf Meter lange Schotterweg hat dazu geführt, dass der Rollstuhl schon einmal gebrochen ist.
Daraufhin haben die Kochs auf eigene Kosten einen Pflasterweg bis zur Straße für 800 Euro anlegen lassen. Immerhin bringt Elisabeth Koch für Ausflüge ihren Mann in einem leichteren Rollstuhl problemlos ins Auto und hievt den vier Kilo schweren Rollstuhl in den Kofferraum.
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Das Ziel ist das Café im Haus Stommel in Neunkirchen, und hier kennt Elisabeth Koch einige Tricks. Über das betreute Wohnen gibt es einen Hintereingang, um problemlos mit einem Rollstuhl ins Café zu gelangen. „Das ist eigentlich das einzige Café, wo ich relativ problemlos mit ihm hin kann. Oft hindern Stufen vor oder hinter der Eingangstür“, berichtet sie.
Viele Cafés haben Stufen vor dem Eingang
Wenn auch die Pflastersteine auf dem Behindertenparkplatz nicht optimal seien, aber: „Bei vielen anderen Cafés gibt es große Probleme mit Stufen vor oder hinter dem Eingang.“
Trotz allem fühle sie sich schon wohl, die Entscheidung für Neunkirchen-Seelscheid sei kein Fehler gewesen, betont Elisabeth Koch. Die Familie, zu der auch drei Enkel gehören, ist in der Nähe, und demnächst engagiert sie sich als Lesepatin beim Freundeskreis Buch und Kunst.
Doch zunächst freut sich Elisabeth Koch auf ihre dreimonatige Reha: „Ich bin mit 1,76 Metern recht groß, und beim Rollstuhlschieben sind die Griffe sehr niedrig, so dass das ganz schön in den Rücken geht“, erläutert die 84-Jährige. Immerhin: Ihren Mann darf sie zur Reha nach Winterberg mitnehmen.