Am Wochenende waren nach dem dritten großen Ausfall innerhalb von drei Jahren bis zu 20.000 Menschen ohne Strom. So reagieren Westnetz und die Gemeinde.
20.000 betroffenNeunkirchen-Seelscheid hat immer wieder mit massiven Stromausfällen zu kämpfen
Es war 10.35 Uhr am Samstagvormittag. als in Neunkirchen-Seelscheid, aber auch in Teilen von Much, Lohmar und Ruppichteroth die Lichter ausgingen. In der Umspannanlage der Mittelspannungsanlage in Hasenbach war ein Bauteil defekt. Das System ging auf Störung, genau so wie die so genannte Redundanz, die Rückfallebene für den Notfall.
„Zu Hochzeiten waren knapp 20.000 Einwohner betroffen“, sagte der Pressesprecher der Westnetz, Patrick Plate, auf Anfrage dieser Zeitung. Die Techniker reagierten sofort, durch Umschaltungen konnten bis 13.30 Uhr die meisten Haushalte wieder versorgt werden. „Um 13.20 Uhr waren alle wieder am Netz“, so Plate.
2022 stürzten bei einem Sturm Bäume in die Leitungen
Das lag auch daran, dass die Redundanz zwar zunächst gestört war, doch anderes als bei dem ersten großen Geschehen Weihnachten 2021 nicht beschädigt war. So konnte die Versorgung schnell wieder hergestellt werden. Das sah damals ganz anders aus, als das Schalthaus abgebrannt war und der Strom für fast 27 Stunden ausfiel. Das führte zu einem Großeinsatz von Feuerwehren und Hilfsorgansiationen.
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Doch dabei blieb es nicht. Am 18. Februar 2022 stürzten bei einem Sturm Bäume in die Leitungen, wieder saßen tausende Menschen am Abend und in der Nacht im Dunkeln. Die Mitarbeiter hätten bei dem Unwetter nicht direkt raus gekonnt, das sei viel zu gefährlich gewesen, erklärte Plate.
Und jetzt war es ein gerade erst eingebautes Bauteil in der Mittelschaltanlage. Nach dem Brand von 2021 ist eine neue Station geplant worden, die jetzt errichtet wird. Derzeit ist eine mobile Schaltanlage in einem großen Container auf dem Gelände aufgestellt, die an Trafos und Leitungen angeschlossen ist.
Bürgermeisterin Berka erreichen viele Nachrichten besorgter Bürger
„Goliath 1“ heißt das mächtige Teil. Zunächst war es eine vergleichbare Anlage, die konzernintern aus Norddeutschland nach Neunkirchen-Seelscheid gebracht worden war. Inzwischen hat Westnetz neben der für Hasenbach auch noch weitere mobile Schaltanlagen beschafft. Nach der Ahrtal-Flutkatastrophe vom Juli 2021 hatte es aber Engpässe gegeben, weil Ressourcen dort gebunden waren.
Nach ersten Planungen sollte der Neubau, bei dem die Redundanz auch baulich getrennt werden soll, 4,5 Millionen Euro kosten und Ende 2024 fertiggestellt sein. Inzwischen ist klar, dass dieser Termin nicht zu halten ist. Vorgesehen ist nun der Sommer 2025, so der Pressesprecher. Einen genauen Termin konnte er nicht nennen. Für die Beunruhigung der Menschen hat er „absolut Verständnis“. Für viele war es ein Déjà vu.
„Das ist bei den Menschen noch in den Köpfen“, weiß auch Bürgermeisterin Nicole Berka. „Das ist schon schräg.“ Sie hat sich noch am Sonntag an den Regionalbeauftragten von Westnetz gewandt und will vom Betreiber wissen, wie es jetzt weitergeht. „Das wird jetzt mit der Konzernspitze besprochen, die weiß jetzt, wo Neunkirchen-Seelscheid liegt.“
Über Mail und die sozialen Medien erreichen sie viele Anfragen besorgter Bürger. Sie hat aber auch erfahren, dass viele Menschen, trotz der Wiederholungen dieser Ausfälle, immer noch gar nicht darauf vorbereitet sind. „Das Thema Netzstabilisierung wird diskutiert“, versichert sie. „Es bleibt skurril, wir bleiben dran.“