Neunkirchen-Seelscheid – „Das Schlimmste ist, dass meine beiden Kater tot sind.“ Kerstin Jakob kämpft mit den Tränen. Dabei ist sie am dritten Tag nach dem verheerenden Brand, der ihr Haus an der Heckenhofstraße in Pohlhausen zerstört hat, genau so gefasst wie ihr Mann.
„Wir hatten ja nur noch das, was wir am Leib trugen“, erinnert sie sich an den Samstagabend, macht aber schon Pläne für die Zukunft. Ihren Personalausweis hat sie schon beantragt, Wasser, Strom, Müllabfuhr und Gas sind abgemeldet, die Gutachter haben sich alle angekündigt.
Der Samstagabend hat alles verändert. „Es war erstmals kalt und wir haben uns gemütlich vor den Kamin gesetzt“, berichtet Detlef Jakob. Der Schornsteinfeger hatte am Mittwoch zuvor gereinigt, die Flammen prasselten munter hinter der Glasscheibe, eine Katze lag auf dem Schoß von Kerstin Jakob.
Eine Stunde war vergangen. „Auf einmal hörte ich ein Knistern in der Decke“, sagt sie. Hinter der Holzverkleidung am Kamin zur Decke hin entdeckte Detlef Jakob einen glühenden Punkt. Er stieg auf den Kriechboden und bemerkte eine starke Rauchentwicklung am Schornstein.
„Ruf die 112 an“, rief er seiner Frau zu. Die alarmierte die Feuerwehr und löschte mit einem Eimer Wasser die Flammen im Kamin. Ihr Mann holte einen Feuerlöscher von draußen rein, sie suchte nach den Katzen und lief immer wieder ins Haus, obwohl die Rauchmelder anschlugen, Lichter angingen und immer mehr Qualm in die Räume drang.
Mit Handy und Katzenkörben lief Kerstin Jakob wieder zurück ins Haus
„Der Mann von der Leitstelle sagte mir, ich solle rausgehen“, weiß sie noch. Mit dem Handy um den Hals und den Transportkörben in der Hand lief sie indes wieder hinein, während ihr Mann auf die Feuerwehr wartete. Erst als sich der Rauch schwarz zu Boden senkte, ging sie ins Freie. „Man denkt nicht mehr nach“, erklärt sie ihr Verhalten.
Ein Feuerwehrmann geleitete sie vom Haus weg, plötzlich schlugen mehrere Meter hohe Flammen aus dem Dach. Mitarbeiter des Rettungsdienstes betreuten sie, bald darauf kam eine Notfallseelsorgerin. Die Angst um die Katzen blieb.
Nachbarin Silvia Jorichs stand da schon in ihrem Gästezimmer und bezog die Betten. „Ich musste mich irgendwie ablenken“, meint sie. „Ich hatte große Angst, dass das Drecksfeuer die große Eiche zwischen unseren Grundstücken erfasst und unser Haus auch brennt.“
Sie fährt bald in Urlaub, die Jakobs können vorläufig bei ihnen wohnen. Am Montag war der Brandermittler da: „Wir haben das Haus da zum ersten Mal gesehen. Im ersten Moment ist das wie ein Kriegsszenario“, erzählt Detlef Jakob.
Die Jakobs haben Jahre lang Spiele gesammelt
Die erste Bitte an die Kripo betraf die Katzen: „Wir wollen sie wirklich haben.“ In einem Karton stehen sie jetzt bereit für eine Beerdigung. Alles ist verbrannt. Die Jakobs haben jahrelang Spiele gesammelt, mehrere tausend waren es. Papiere, Dokumente, alles, was nicht extern abgespeichert war , ist für immer vernichtet.
„Wir können nur jedem eine Cloud empfehlen.“ Nicht nur Jorichs haben das Ehepaar unterstützt: „Wir sind überwältigt von der Hilfe.“ Manu Gardeweg von „Lohmar hilft“ hat sie noch am Sonntag eingekleidet, gute Tipps gegeben, Wohnungsangebote organisiert.
Das Hotel Kavala hätte ein Doppelzimmer gestellt, ein Bekannter wird die Kois aus dem Teich übernehmen. Jederzeit können sie ein Auto leihen, beide Arbeitgeber geben ihnen großzügig frei. Einzig enttäuscht sind sie von der Gemeinde: „Die hat sich nicht gerührt.“
Die Polizei ermittelt. Sie geht davon aus, dass das Feuer im Bereich des Schornsteins entstand. Die Eheleute Jakob wollen wieder bauen, kleiner als zuvor, eins nur ist klar: „Ein Kamin ist für uns kein Thema mehr.“