Mühlentag in MuchWo Adenauer Kaffee trank und die Müllerin zum Tanz aufspielte
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Much – Gleich zwei historische Mühlen gab es am Pfingstmontag beim Mühlentag in Much zu bestaunen. Fein herausgeputzt waren die Reichensteiner Mühle an der Wahnbachtalstraße und die Altenhofer Mühle in Altenhof. Mit einem Helferteam aus Verwandtschaft und Freunden hatten die Eigentümer Hanno und Elisabeth Diederichs einen Tag der offenen Tür auf die Beine gestellt.
Elisabeth Diederichs hat einen besonders engen Bezug zu den Mühlen. Sie ist die Enkelin von Müller Martin Eduard Ludwig, der beide Betriebe in den 1910ern erwarb, und die Tochter von Maria Ludwig.
Erste Müllermeisterin in der Rheinprovinz
Diese schrieb 1940 Geschichte, als sie die vermutlich erste Müllermeisterin in der Rheinprovinz und die dritte im damaligen Deutschen Reich wurde.
Die zu jener Zeit durchaus spektakuläre Konstellation Frau und Müllerin hatte einen einfachen Grund: Nach der Geburt von acht Mädchen warteten Martin und Maria Ludwig immer noch auf den Stammhalter, der die Betriebe übernehmen sollte.
Aus der Not machten die Eheleute eine Tugend und bestimmten Tochter Maria zur Nachfolgerin für die Reichensteiner Mühle, die im Jahr 2020 übrigens 350 Jahre alt wurde. Das Pendant in Altenhof führte später Tochter Therese als Müllerin.
Adenauer und Graf Berghe von Trips tranken hier Kaffee
Martin Ludwig war erfinderisch bei der Suche nach weiteren Einnahmequellen, machte etwa aus der Reichensteiner Mühle ein beliebtes Ausflugslokal, das sogar Konrad Adenauer oder Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips auf ein Tässchen Kaffee an den Wahnbach lockte.
Die Töchter lernten in der Kochschule Much das Backen und Kochen, womit eine Verköstigung der Gäste möglich war. Außerdem erlernten alle ein Instrument, so dass sie wie der Vater zu Tanz und Unterhaltung aufspielen konnten.
Vor 71 Jahren machte Günther Kindler die Müller-Lehre
„England hat seit 70 Jahren die Queen, wir haben Günther Kindler, der seit 71 Jahren unseren Mühlen die Treue hält“, lobte Elisabeth Diederichs den 91-Jährigen.
Von 1949 bis 1951 lernte Kindler bei Martin Ludwig, wie man Mehl herstellt. Wie bei den vorangegangenen Mühlentagen führte er auch diesmal die Gäste durchs Haus und präsentierte den Maschinenraum im Mühlenkeller. Gespannt lauschten die Gäste seinen Erinnerungen an eine Zeit, in der „eine Arbeitswoche oft 80 Stunden lang war“.
Alte Mahlsteine erinnern an ein früheres Leben
Mit dem fundierten Wissen eines Historikers rekapitulierte Hartmut Benz die Geschichte der Mühlen, wanderte mit zahlreichen Interessierten von Reichenstein nach Altenhof.
Das dortige, ehemals Oberwahner Mühle genannte Altertümchen war einst Öl- und Knochenmühle, nach Wiederinbetriebnahme in den 1950er Jahren aber ebenfalls Getreidemühle.
Dort sind noch das eiserne Wasserrad erhalten und das restaurierte Winkelgetriebe im Erdgeschoss erhalten. Das trieb einst die darüber liegenden Mahlgänge an, deren Mahlsteine heute in die Wohnräume integriert sind.