AboAbonnieren

SanierungFirma aus Neunkirchen-Seelscheid hilft bei Erneuerung der Rollwege am Flughafen Köln-Bonn

Lesezeit 4 Minuten
Blick auf das Rollfeld des Flughafens.

Von der Besucherterrasse aus ist das Ausmaß der Baustelle zu erkennen.

Das landwirtschaftliche Lohnunternehmen R & M Krämer aus Neunkirchen-Seelscheid transportiert auf der Baustelle am Flughafen den Zement.

Millionen Fluggäste fliegen alljährlich vom Flughafen Köln/Bonn in den Urlaub. Der Asphalt der Rollwege wird unter der Last der tonnenschweren Flugzeuge irgendwann brüchig und muss regelmäßig erneuert werden. Bei den Arbeiten hilft die Firma R & M Krämer aus Neunkirchen-Seelscheid, die mit ihren Traktoren und Anhängern Zement zur Baustelle bringt – während nebenan die Flieger vorbeirollen.

Jeden Morgen fahren Martin Krämer und seine Mitarbeiter durch die Sicherheitskontrolle auf das Flughafengelände. Ihr Ziel ist die Baustelle auf dem sogenannten „Rollweg Bravo“. Er liegt zwischen den beiden sternenförmigen Fluggastköpfen von Terminal 1 und dem Frachtzentrum von Fed Ex.

Zwischen 2021 und 2026 wird auf fünf Abschnitten saniert

„Wir helfen hier bei der Sanierung der Rollwege. Der alte Beton muss weggebracht werden, neuer Zement muss zur Baustelle“, erklärt Krämer. Die Fläche werde zunächst schichtweise abgetragen, dann würden neue Kanalrohre, Elektronik und Bodenschichten verlegt, zum Schluss folge eine frische Zementdecke.

Damit Krämers Traktor-Kolonne nicht mit jeder Ladung Zement durch die Kontrolle muss, gibt es ein Zementwerk auf dem Flughafengelände. Dort wird der Schutt zerkleinert und später als Füllmaterial wieder verwertet. Die Traktoren fahren zwischen Baustelle und Zementwerk hin und her und positionieren die Anhänger unter der Füllstation. Mehrere Ladungen sind notwendig, bis die Fertigungs-Maschine, ein breites, lärmendes Ungetüm, weiterfahren kann. 60 Meter schafft die Maschine am Tag. Bahn für Bahn wird so der zähflüssige Beton zu einer mehr als 30 Zentimeter dicken Platte geebnet, nachdem Elektronik und Tragschichten verlegt worden sind.

Bauarbeiten auf dem Rollfeld des Flughafens.

Insgesamt 15 Fußballfelder ist die Fläche groß, die auf dem Flughafen saniert wird. Im Hintergrund ist Terminal 1 zu sehen.

Genau genommen ist die Baustelle, wie auf der Autobahn 3 bei Lohmar, eine Wanderbaustelle – und auch hier dauern die Arbeiten mehrere Jahre. Zwischen 2021 und 2026 wird auf insgesamt fünf Abschnitten das Vorfeld saniert, eine Fläche von 110.000 Quadratmetern. Das entspricht etwa 15 Fußballfeldern.

Bis zu zehn Traktoren aus Neunkirchen-Seelscheid sind bei der Sanierung im Einsatz

„Der Asphalt ist natürlich extremen Belastungen ausgesetzt. Ein voll besetzter Passagierjet wiegt 65 Tonnen, Frachtflugzeuge weitaus mehr. Instandhaltungsarbeiten sind deshalb sehr wichtig“, sagt Lukas Weinberger, Pressesprecher des Flughafens. Die Zusammenarbeit mit lokalen Betrieben biete Vorteile, weil sie flexibel seien, kurze Wege hätten und Ortskenntnis besäßen. „Die Sanierung findet bei laufendem Betrieb statt. Anders an Flughäfen mit Nachtflugverbot können die Arbeiten nicht nachts stattfinden“, sagt er. „Deswegen ist eine enge Abstimmung mit der Flugsicherung und dem Flugbetrieb nötig, damit kein Baufahrzeug die Wege eines Flugzeugs kreuzt.“

Die Baustelle, die von der Besucherterrasse gut zu erkennen ist, liegt genau dort, wo Flugzeuge eigentlich entlang rollen würden. Sollen sie zum südlichen Stern des Terminals, müssen sie um den Frachtbereich herumfahren. Bis zu zehn Traktoren von R & M Krämer und deren Subunternehmen sind gleichzeitig im Einsatz, seit zweieinhalb Jahren.

Wichtig sei das eingespielte Team: „Das fängt bei den Lotsen an, geht über die Traktoren, den Abbruch, die Beladung. „Das ist manchmal sehr stressig, Fehler dürfen eigentlich nicht passieren. Trotzdem verliert manchmal jemand ein paar Steine, das haben die vom Flughafen gar nicht gerne“, sagt Krämer.

Ein Drittel des Umsatzes macht das Unternehmen mit der Arbeit am Flughafen Köln/Bonn

Seit einem Unfall vor rund 14 Jahren ist er querschnittsgelähmt. Dennoch kann er Traktor und sogar Maishäcksler fahren, die für ihn entsprechend umgerüstet wurden. Mit seinem Vater Rudolf führt er das Lohnunternehmen R & M Krämer. Normalerweise sind sie für andere landwirtschaftliche Betriebe auf Wiesen und Äckern unterwegs. Denn nicht jeder Hof besitzt ein Güllefass, eine Ballenpresse oder ein Mähwerk. Die Arbeit am Flughafen mache etwa ein Drittel des Umsatzes im Unternehmen aus, so Krämer.

Ein Mann sitzt in einem Baufahrzeug.

Martin Krämer sitzt im Rollstuhl, kann aber trotzdem Traktor fahren. Sie wurden für ihn entsprechend umgerüstet.

Doch die Abläufe zwischen Acker und Baustelle müssen genau geplant werden. „Die Felder müssen wir nebenbei auch noch bestellen. Da haben wir Leute, die uns unterstützen – die Landwirtschaft ist wie eine kleine Familie“, sagt der 34-Jährige.

„Natürlich ist es auch spannend, am Flughafen zu arbeiten. Zum Beispiel dann, wenn die großen Frachtflugzeuge neben einem starten. Oder, als direkt neben der Landebahn gearbeitet haben, da konnten wir mit den Traktoren auf dem Rollfeld Vollgas geben, das macht auch sehr viel Spaß.“