Parkhaus und Terminalanbau dürfen gebaut werden. „Das ist eine mittlere Katastrophe“, so die Lärmschutzgemeinschaft aus Rhein-Sieg.
FluglärmGegner entsetzt über Genehmigung für mehr Flugzeug-Parkplätze am Flughafen Köln/Bonn
„Das ist eine mittlere Katastrophe“, sagte der Ortsverbandssprecher der Lärmschutzgemeinschaft, Helmut Schumacher, auf Anfrage dieser Zeitung. „Das Planfeststellungsverfahren für den Flughafen hätte vom Ministerium gar nicht angenommen werden dürfen.“ Seit 1998, so der 84-Jährige, habe es große Kapazitätserweiterungen und Ausbaumaßnahmen gegeben, über einen Zeitraum von rund 15 Jahren.
„Das ist immer so hingedeichselt worden, dass es nicht als komplette Maßnahme, sondern in Salami-Taktik Scheibchen für Scheibchen umgesetzt wurde“, erklärt Schumacher. Die Stadt und das Verkehrsministerium haben das jeweils genehmigt. Damit sei die Umweltverträglichkeitsprüfung umgangen und keine Planfeststellung angegangen worden.
„Dabei handelt es sich um eine unglaubliche Kapazitätserweiterung“, empört sich der Ortsverbandssprecher, „rund 300.000 Quadratmeter Vorfeldfläche, 350.000 Quadratmeter Betriebsfläche, die UPS-Halle, Parkhäuser“, zählt er auf. Das jetzige Planfeststellungsverfahren sei eine Reaktion des Flughafens auf das Urteil, dass die Lärmschutzgemeinschaft mit Musterklägern 2016 vor dem Bundesverwaltungsgericht erstritten hatte.
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Danach musste der Flughafen das so genannte Vorfeld A still legen, erinnert Schumacher. Jetzt kann es teilweise wieder für das Abstellen von Flugzeugen genutzt werden. Für An-, Um- und Neubauten wurde mit dem Beschluss Planungssicherheit geschaffen. In dem jetzt abgeschlossenen Verfahren seien alle zuvor nicht auf die Umweltverträglichkeit geprüften Flächen einbezogen worden. Doch sei das Fehlen dieser Ergebnisse nicht korrigiert worden. „Vom Land wird ein Zustand geheilt, der nicht geheilt werden darf“, meint Schumacher.
Außerdem seien nach Ansicht der Lärmschutzgemeinschaft die eingereichten Antragsunterlagen rechtsfehlerhaft gewesen. „Der Ausbau wird hingenommen, als hätte damals bei den ganzen Erweiterungen keine Pflicht für eine Umweltverträglichkeitsprüfung bestanden“, so Schumacher. Die Belastungen für die Bevölkerung würden keine Berücksichtigung finden.
Das Ministerium unter dem Grünen-Minister Oliver Krischer hatte dagegen argumentiert, dass umweltrechtliche Vorgaben, und dazu gehört auch der Schutz der Bevölkerung vor Fluglärm, den Baumaßnahmen nicht entgegenstünden. Nebenbestimmungen würden sicherstellen, dass weitere Baumaßnahmen nicht zu einem Anstieg der Flugbewegungen führen würden. Die zuvor realisierten Maßnahmen aber hatten 2022 unter anderem zum historisch höchsten Stand von Nachtflügen: 49.657.
Damit liegt der Flughafen Köln/Bonn in Deutschland deutlich an der Spitze. Im neuesten Fluglärmbericht, den Schumacher in der kommenden Woche im Umweltausschuss letztmals vorstellen wird, ist die Zahl der Nachtflüge sowie der Starts und Landungen insgesamt um jeweils rund drei Prozent zurückgegangen. Dieser Rückgang geht ausschließlich auf weniger Frachtflüge zurück, hat der Fluglärmgegner erfahren.
Die Zahl der lauten Nachtflüge mit mehr als 80 Dezibel ist um 7,3 Prozent zurückgegangen
Rückfragen beim Flughafen hätten ergeben, dass der Grund der Rückgang der Frachtmenge um rund zehn Prozent sei. Erwartet werde für 2024 aber wieder eine leichte Zunahme. Eine weitere, wenn auch kleine, positive Neuigkeit will Schumacher am kommenden Mittwoch verkünden. „Die Zahl der extrem lauten Nachtflüge mit einem Maximalschallpegel von 80 Dezibel und mehr ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 100 auf insgesamt 1218 zurückgegangen, ein Minus von 7,3 Prozent.“
Hennef verfügt über eine, so Schumacher, vermutlich bundesweit unerreichte Dichte an Fluglärm-Messanlagen, insgesamt sechs sind es. Vier betreibt die die Lärmschutzgemeinschaft, zwei die Flughafengesellschaft. Bei allen werden die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Grenzwerte weit überstiegen. Hatte das Umweltbundesamt 2019 noch hohe Handlungsrelevanz gesehen, so seien diese Werte nur noch mittelfristig anzustreben.
Die Erderwärmung um 1,5 Grad ist schon 2023 erreicht worden
In seinem Bericht greift der Ortsverband der Lärmschutzgemeinschaft aber auch die Klimaschädlichkeit des Flugverkehrs auf. Die befürchtete Klimaerwärmung um 1,5 Grad ist schon 2023 erreicht worden, wie das Erdbeobachtungsprogramm Copernicus, das zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gehört, herausgefunden hat.
Zwar habe der Flugverkehr einen Anteil von nur zwei bis drei Prozent an den CO²-Emissionen. Doch auch das Umweltbundesamt habe bestätigt, dass die Klimawirkung eines Fluges in Reiseflughöhe drei bis fünf Mal größer ist als seiner emittierten Menge an CO² entspricht. Das entspräche also einem Anteil von mindestens sechs bis neun Prozent an der Erderhitzung.