Speziell in Bad Honnef und Königswinter wird viel an den Bahnhöfen passieren. Was sich die Kommunen erhoffen – und was Pendler erwartet.
Großprojekt 2026Diese Folgen hat die Sperrung der Bahntrasse für Pendler in Rhein-Sieg
Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer von go.Rheinland, fand deutliche Worte. Die insgesamt vier Bahnhöfe in Königswinter und Bad Honnef seien „grottig“. Da sei es „eine tolle Nachricht“, dass deren Modernisierung und Sanierung in zwei Jahren angegangen werden soll. Im Falle Bad Honnef ist es sogar ein Neubau.
Zugleich kündigte die Bahn an, den Betrieb der S-Bahn-Linie 13 zwischen Troisdorf und Beuel Ende 2026 und damit zwei Jahre früher als zuletzt geplant aufzunehmen. Südlich von Beuel allerdings wird sich der Ausbau dafür deutlich verspäten.
Zwischen Troisdorf und Unkel werden allein 53 Weichen erneuert
Im Zuge einer fünfmonatigen Vollsperrung der rechtsrheinischen Bahntrasse vom Juli bis Dezember 2026 werden nach den heutigen Plänen der Deutschen Bahn nicht nur zwischen Troisdorf und Unkel Oberleitungen (auf 16 Kilometern Länge), Gleise (18 Kilometer) und Weichen (53 Stück) erneuert, sondern auch die vier Haltepunkte im Siebengebirge in Angriff genommen.
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Das bestätigte am Dienstag auf Nachfrage DB-Projektleiter Jens Sülwold im Rahmen einer Pressekonferenz, in der es vorrangig um die Auswirkungen der Generalsanierung der rechten Rheinstrecke auf den Bau der S13 zwischen Troisdorf und Bonn-Beuel ging, die zwei Jahre früher fertig werde, als zuletzt geplant. Dafür werden während der Sperrpause in der zweiten Jahreshälfte 2026 20 Kilometer Gleis neu verlegt, 19 Weichen erneuert und fünf Brücken neu gebaut. Der Bahnhof Beuel wird barrierefrei ausgebaut, die S-Bahn-Station in Vilich fertiggestellt.
In Königswinter wird 40 Jahre alte Planung verwirklicht
Besonders erfreulich aus Sicht der Stadt Königswinter: Der seit 30 oder sogar 40 Jahren geplante Bau einer Unterführung an der Drachenfelsstraße in der Altstadt – aus Sicht der Bahn ist es eine Eisenbahnbrücke – soll ebenfalls in den fünf Monaten des Jahres 2026 verwirklicht werden. Auch das bestätigte die Bahn im Rahmen der Pressekonferenz.
Die Drachenfelsstadt verspricht sich von der Unterführung auf der Tourismusachse zwischen Rhein und Drachenfels einen auch städtebaulichen Schub für die Altstadt. Die Kommunalpolitik hat schon beschlossen, wie sie optisch gestaltet werden soll. Die nötige Eisenbahnkreuzungsvereinbarung hatte Bürgermeister Lutz Wagner schon 2021 unterzeichnet – und ging damals noch von einem Baubeginn 2026 aus.
Auch Bahnhöfe in Bad Honnef werden barrierefrei ausgebaut
An den Bahnhöfen Königswinter und Niederdollendorf werden die Bahnsteige auf 76 Zentimeter Höhe angehoben, so dass der Ein- und Ausstieg barrierefrei möglich sind. Durch Unterführungen beziehungsweise Überführungen in Verbindung mit Fahrstühlen sollen neben den beiden Haltepunkten in Königswinter auch die Bahnhöfe Rhöndorf und Bad Honnef barrierefrei erreichbar sein. An den Haltepunkten Friedrich-Wilhelms-Hütte und Sankt Augustin-Menden werden die Bahnsteige angehoben, die bisher noch mit Rücksicht auf den Güterverkehr deutlich niedriger sind.
Der Haltepunkt Bad Honnef wird sogar um rund 500 Meter nach Norden verlegt und damit direkt mit der Haltestelle der Stadtbahnlinie 66 verbunden. Die Stadt Bad Honnef hat erste planungsrechtliche Schritte eingeleitet, um an dem Standort ein Parkhaus errichten zu können.
Teile der Politik träumen sogar davon, an die Brücke, die an dem neuen Haltepunkt die Bahnsteige verbindet, eine eigene Brücke anzudocken, die über die Bundesstraße 42 reicht und die Innenstadt besser anbindet. Auch da sind ersten Schritte zur Verwirklichung unternommen worden Eine erste grobe Schätzung geht für das städtische Projekt von Kosten in Höhe von 4,5 Millionen Euro aus. Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff hat den Bau eines neuen Bahnhofs einmal als „Jahrhundertprojekt“ bezeichnet.
Norbert Reinkober betonte, dass mit den Investitionen in die Bahnhöfe auch das Umfeld erneuert werde. „Ich bin froh, dass wir das endlich angehen. “ DB-Projektleiter Jens Sülwold räumte aber auch ein, dass ein Zeitraum von nur fünf Monaten für den Bau einer Brücke an der Drachenfelsstraße oder den Bau eines neuen Haltepunktes in Bad Honnef durchaus „sportlich“ sei.
Viel zu tun gebe es aber auch schon vor dem Beginn der Vollsperrung in zwei Jahren, betonten die Verantwortlichen der Bahn: An 21 der insgesamt 26 Brücken zwischen Troisdorf und Bonn-Beuel sollen die Bauarbeiten abgeschlossen werden, hieß es. Auch soll das neue elektronische Stellwerk in Beuel in Betrieb gehen.
Testbusse fahren zwischen Troisdorf und Beuel
„Eine bauliche Herausforderung“ seien die Projekte in der Sperrpause, sagte Dr. Norbert Reinkober. Eine „richtige Herausforderung“ werde aber der Ausfall der Bahnverbindungen in dieser Zeit für die Kunden sein. Um die Folgen möglichst gering zu halten, soll ein „leistungsstarkes Verkehrskonzept“ aufgestellt werden.
Derzeit sind dafür schon Testbusse zwischen Troisdorf und Beuel unterwegs, sagte Reinkober. Man werde Abstellplätze für die erwartbar großen Flotten von Bussen einrichten müssen und mit den Kommunen über die Möglichkeiten sprechen, die Schaltung von Ampeln anzupassen. Den genaue Linienweg des Schienenersatzverkehrs stehe aber noch nicht fest, sagte Bahn-Sprecherin Laura Reich. Fernverkehrszüge und Güterzüge werden umgeleitet.
Ungemach droht aber auch den Pendlern, die mit dem Auto unterwegs sind. Denn die Autobahn GmbH nutzt die Sperrpause ebenfalls und baut im Sommer 2026 die Autobahnbrücke über die Autobahn 59 in Vilich neu. „Alternativlos“ sei dieser Neubau, sagte Bahn-Projektleiter Jens Sülwold; der notwendige Ersatz eines im Sommer 2023 nicht angefassten Brückenteilstücks bedeutet aber eine Sperrung auch der Autobahn, wie sie bereits im vergangenen Sommer notwendig war. „Wir packen diese fünf Monate voll mit allem, was in den vergangenen Jahrzehnten aufgelaufen ist“, so Sülwold.
Rhein-Sieg-Abgeordnete im Landtag begrüßen die neuen Pläne
Der Landtagsabgeordnete Martin Metz (Grüne) lobte, „dass die Deutsche Bahn nun wieder zum ursprünglichen Zeitplan zurückkehrt“. Das bedeute zunächst eine große Entlastung für die Fahrgäste. Von go.Rheinland erwarte er nun zeitnah ein Konzept, wie die frühere Fertigstellung auch tatsächlich das Angebot verbessere. Von möglichst allen S-Bahn-Halten sollte es möglichst viele Direktverbindungen nach Köln geben.
„Gute Nachrichten für den südlichen Rhein-Sieg-Kreis“, kommentierte der Landtagsabgeordnete Jonathan Grunwald (CDU) die Ankündigung der Bahn. Die umfangreichen Arbeiten „tragen maßgeblich zur Erhöhung der Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs in der Region bei“, teilte er mit.