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DrachenfelsKönigswinters Bürgermeister warnt vor Verzicht auf Bahnunterführung

Lesezeit 3 Minuten
Ein Regionalzug passiert die geschlossenen Schranken am Bahnübergang Drachenfelsstraße, vor dem sich zurzeit eine Baustelle befindet.

Der Bahnübergang an der Drachenfelsstraße in der Altstadt soll durch eine Fußgängerunterführung ersetzt werden – ein Millionen-Projekt.

Die seit Jahrzehnten geplante Bahnunterführung in der Drachenfelsstraße in Königswinter hat der Bürgerverein aus der Altstadt infrage gestellt. Bürgermeister Lutz Wagner warnt für den Fall jedoch vor hohen Kosten.

Der vom Bürger- und Verkehrsverein 1861 Alt-Königswinter vorgeschlagene Verzicht auf die Bahnunterführung an der Drachenfelsstraße hätte „sehr weitreichende Konsequenzen für die Stadt Königswinter“, und zwar in zeitlicher wie in finanzieller Hinsicht.

Für die ebenfalls vom Verein ins Gespräch gebrachte Idee, losgelöst von der geplanten Fußgängerunterführung mit dem Bau der bahn-parallelen Entlastungsstraße zu beginnen, müsste die gesamte Planung überarbeitet werden; hohe Kosten wären die Folge. Das machten Bürgermeister Lutz Wagner und Albert Koch, Leiter des Geschäftsbereichs Tief- und Gartenbau, dieser Tage vor der Presse deutlich.

Wir sehen derzeit keine bessere Strategie.
Lutz Wagner, Bürgermeister der Stadt Königswinter

„Wir sind relativ nahe an der Umsetzung“, sagte Koch, der bei der Stadt für das Großprojekt zuständig ist. Sperrpause bisher im März 2024 geplant. Wie berichtet, kann die Deutsche Bahn derzeit nicht verbindlich zusichern, dass es beim bisherigen Terminplan bleibt. Der sieht einen Baubeginn im November 2023 vor.

Das entscheidende Datum: In einer Sperrpause auf der rechtsrheinischen Bahntrasse zwischen dem 14. und dem 22. März 2024 soll das sogenannte Rahmenbauwerk, das vor Ort betoniert wird, unter die Trasse der Bahn geschoben werden. „Alle planen mit Hochdruck darauf hin“, sagte Koch.

Stadt Königswinter plant Bau einer Ersatzstraße

Der Verkehrs- und Bürgerverein hatte jüngst in einem Bürgerantrag, den der Hauptausschuss in den zuständigen Fachausschuss verwiesen hat, den Verzicht auf das Großprojekt gefordert. Unter anderem, weil der Flächenverbrauch zu groß sei, aber auch, weil sich die Touristenströme seit Beginn der Planung in den 1970er Jahren stark reduziert hätten. Laut Koch sieht der Zeitplan vor, nach dem Bau der Unterführung unter der Bahntrasse (eine Maßnahme der Bahn) die daran direkt anschließende Straßenüberführung für die Drachenfelsstraße und damit die Ersatzstraße (ein Projekt der Stadt) zu realisieren.

Würde der Bau der Ersatzstraße zwischen Schützenstraße und Wilhelmstraße vorgezogen, wäre ein dichter Anschluss der beiden Teilprojekte kaum zu realisieren. Darüber hinaus müsste in dem Fall der gesamte Baustellenverkehr für die Überführung auf der Rheinseite über die dann gerade neu gebaute Ersatzstraße geführt werden. „Schäden und Verkehrschaos wären die Folge“, so Koch, der das heutige Straßenprovisorium in Höhe der ehemaligen Awo-Tafel am Küferweg zudem als Baulager nutzen will.

Vereinbarung mit der Bahn wird als Meilenstein bezeichnet

Die Sollte man gar komplett auf eine Unterführung verzichten und stattdessen ein Bauwerk über die Bahn – mit Rampen oder Aufzügen – verwirklichen wollen, wäre ein neues Planfeststellungsverfahren nötig. Nach Einschätzung von Lutz Wagner, der die Unterzeichnung des Eisenbahnkreuzungsvereinbarung 2020 als Meilenstein bezeichnet hatte, könnte das Jahrzehnte dauern. Und die Bahn werde wohl der Stadt alle angefallenen Kosten in Rechnung stellen. Das könne sich auf einen siebenstelligen Betrag summieren, warnte Wagner, der der Politik empfiehlt, an der bisherigen Planung festzuhalten. „Wir sehen derzeit keine bessere Strategie.“


Zwei Entwürfe für Bahnunterführung

Bei der Planung für die Unterführung an der Drachenfelsstraße unterscheiden die Fachleute zwischen dem sogenannten „Fiktiventwurf“, den Bahn, Land und Bund komplett finanzieren und der quasi „nur“ eine Standardlösung für eine Bahnunterführung vorsieht, und dem „Verwaltungsentwurf“: Der enthält unter anderem einen breiteren Tunnel (sieben statt fünf Meter), hochwertigere Materialien und ein großzügigeres Aufgangsbauwerk auf der Bergseite mit Rampen, Treppen und Baumpflanzungen.

Die Differenz zwischen Fiktiventwurf (16,5 Millionen Euro) und dem Verwaltungsentwurf (19,5 Millionen Euro) trägt die Stadt Königswinter. Sie hofft allerdings, über die Städtebauförderung 60 Prozent der Kosten erstattet zu bekommen.