Rhein-Erft-Kreis – „Wir sind vorbereitet und einsatzbereit“, sagt Rainer Noseck, Kreisgeschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes. Das DRK bereite sich auf die Aufnahme und Unterbringung von Bürgern aus der Ukraine vor, die vor dem Krieg in ihrem Land fliehen. Die Kreisbereitschaftsleitung habe an die ehrenamtlichen Helfer bereits eine Voralarmierung ausgegeben, und mit der Stadt Kerpen gebe es bereits konkrete Gespräche über die Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft.
Zur Verfügung stünden zwei Einsatzeinheiten des DRK für Katastrophen- und Bevölkerungsschutz mit je 33 Helferinnen und Helfern, die nach einer Alarmierung innerhalb von 45 Minuten am Einsatzort sein könnten, dazu noch elf Bereitschaftseinheiten mit bis zu 200 Einsatzkräften sowie Zelten und mobilen Küchen und noch die beiden Verpflegungstrupps aus Kerpen-Türnich und Pulheim, die Lebensmittel vorhielten. Noseck sieht das DRK nicht zuletzt durch den erfolgreichen Einsatz bei der Hochwasserkatastrophe im vorigen Jahr in Erftstadt auf den jetzigen Einsatz vorbereitet.
Frechen: Hilfsbereitschaft ist groß
In der Verwaltung des Rhein-Erft-Kreises sollen kurzfristig Vertreter aller Ämter tagen, die mit der Aufnahme von Flüchtlingen zu tun bekommen könnten. „Das sind mein Ordnungsamt, der Rettungsdienst und der Katastrophenschutz sowie das Immobilienmanagement“, sagt Ordnungsdezernent Martin Gawrisch. Man wolle sich auf der Grundlage der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 vorbereiten. „Wir müssen auch im Blick haben, dass Bürger der Ukraine für 90 Tage visumfrei einreisen dürfen – ohne einen Asylantrag gestellt zu haben“, sagt Gawrisch. Es seien womöglich also auch Flüchtlinge zu betreuen, die gar nicht über die offiziellen Schlüssel an die Kommunen verteilt würden.
In Frechen ist die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung groß. „Bei mir haben sich schon einige Bürger gemeldet, die bereit sind, Menschen aus der Ukraine aufzunehmen“, berichtet Bürgermeisterin Susanne Stupp. Weil um die Weihnachtszeit herum afghanische Ortskräfte aufgenommen wurden, hat die Stadt Frechen zuletzt die Zahl der Wohnungen für Flüchtlinge hochgefahren. In den Unterkünften am Herbertskaul gebe es derzeit weniger Kapazitäten als erhofft, so die Bürgermeisterin: Wegen eines Brandes sei ein Gebäuderiegel dort derzeit nicht bewohnbar.
Brühl: Arbeitsgruppe gebildet
Frechens Bürgermeisterin Susanne Stupp hofft, dass die Städte durch die Flüchtlinge diesmal weniger stark belastet werden als 2015 – wegen des großen privaten Engagements, aber auch, weil sich diesmal alle EU-Länder an der Aufnahme beteiligen. „Ansonsten unterstützen wir nach Kräften die Stadt Hürth, die einen Hilfstransport in ihre ukrainische Partnerstadt Peremyschljany organisiert“, berichtet die Bürgermeisterin.
In Erftstadt hat bereits der Stab für außergewöhnliche Ereignisse getagt, berichtet Verwaltungssprecher Christian Kirchharz. Infolge der Flutkatastrophe und ihren Zerstörungen könne die Stadt allerdings nur sehr begrenzt Unterkünfte zur Verfügung stellen. Soviel aber stehe bereits fest: Platz für Flüchtlinge könne im früheren Schulungszentrum der Allianz an der Hochstraße in Erp zur Verfügung gestellt werden.
Demonstrationszug in Bergheim
Die Jugendorganisationen von CDU, SPD, Grünen und FDP (Junge Union, Jusos, Grüne Jugend und Junge Liberale) im Rhein-Erft-Kreis rufen zu einer Demonstration auf, um Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen. Der Aufstellungsort für den Demonstrationszug, der für Dienstag, den 1. März, ab 18 Uhr geplant ist, ist die Raiffeisenstraße in Bergheim neben dem Kaufland-Kaufhaus. Nach dem Zug durch die Innenstadt findet auf dem Hubert-Rheinfeld-Platz zwischen Medio und Rathaus eine Abschlusskundgebung mit Redebeiträgen statt. Auch Landrat Frank Rock ist als Redner vorgesehen.
„Wir verurteilen den rücksichtslosen Angriff auf die Ukraine durch den russischen Präsidenten Putin auf das Schärfste“, teilen die Veranstalter mit. „Unsere Gedanken sind bei den Menschen, die in der Ukraine um ihr Leben fürchten oder dieses bereits verloren haben.“ Man zolle auch den Russinnen und Russen großen Respekt, „die mutig und furchtlos im eigenen Land unter Einsatz ihrer Freiheit gegen den Krieg demonstrieren“. (dv)
In Brühl hat man in der Verwaltung eine Arbeitsgruppe gebildet, um auf den Zustrom von Flüchtlingen vorbereitet zu sein. „Zuletzt haben wir einige afghanische Ortskräfte aufgenommen, daher haben wir bei der Belegung der Unterkünfte nur noch begrenzte Kapazitäten. Aber in einer Notsituation kann man sicherlich reagieren“, sagte Bürgermeister Dieter Freytag. „Wenn zehn Menschen kommen, bringen wir diese unter und wenn es 20 sind ebenfalls.“ Bei der Betreuung von Ankömmlingen vertraue er auch auf das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern. „Da haben wir in Brühl funktionierende Strukturen, auf die wir uns verlassen können“, so Freytag.
Bedburg: „Es gibt noch Kapazitäten“
„Die Stadt Bedburg prüft gerade, wo und wie viel freier Wohnraum zur Verfügung steht“, sagt die Sprecherin der Stadt, Gabriela Leibl. Am Mittwoch soll dann der Krisenstab tagen und Vorbereitungen für die mögliche Aufnahme ukrainischer Kriegsflüchtlinge treffen. Viele der Wohnungen, die im Rahmen der Flüchtlingskrise vorgehalten worden seien, habe man inzwischen an Bedürftige vermietet. „Aber da gibt es noch Kapazitäten.“ So habe die Stadt in solchen Wohnungen afghanische Ortskräfte untergebracht.
Kerpens Bürgermeister Dieter Spürck hat in der Verwaltung den Stab für außerordentliche Ereignisse reaktiviert, der schon bei der Flüchtlingskrise 2015 im Einsatz war. Eine erste Einsatzbesprechung soll am Dienstmorgen stattfinden. Es gebe in Kerpen noch freie Unterkünfte für Flüchtlinge, die sofort genutzt werden können, so Spürck. Allerdings sei man hier jetzt schon „auf Kante genäht“, so dass bei einem größeren Zustrom, der erwartet wird, weitere Unterkünfte geschaffen werden müssten. Es sei vorstellbar, dass für die Erstaufnahme wieder Turnhallen oder ähnliche Gebäude genutzt werden müssten. Ziel der Stadt sei aber möglichst eine dezentrale Unterbringung. Dabei setze man darauf, dass auch viele Privatleute bereit seien, Flüchtlinge aus der Ukraine unterzubringen und Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Spürck will auch Kontakt zu Kerpens polnischer Partnerstadt Oswiecim aufnehme, die rund 300 Kilometer von der ukrainisch-polnischen Grenze entfernt liegt. Es sei zu erwarten, dass in Oswiecim viele Flüchtlinge ankommen. Möglicherweise könne Kerpen Oswiecim bei der Versorgung der Flüchtlinge unterstützen.
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Die Stadt Bergheim mache gerade eine Bestandsaufnahme über ihre Kapazitäten, um Geflüchtete aufzunehmen, sagt Bürgermeister Volker Mießeler. 61 Häuser sind bei der letzten Flüchtlingswelle gebaut worden für 610 Menschen. Zehn sollten inzwischen wieder verkauft werden. „Es liegt auch ein Angebot vor, das werde ich aber erst einmal auf Eis legen. Wir wollen nichts verkaufen, was wir vielleicht noch brauchen“, so Mießeler. Er habe bereits viele Nachrichtigen von Menschen bekommen, die Flüchtlinge aufnehmen würden. Plan C wäre das Anmieten von Unterkünften, etwa von Monteurswohnungen.