Rhein-Erft-Kreis – Für die einen ist eine gute Gelegenheit, in aller Ruhe einzukaufen und gleichzeitig die Wirtschaft anzukurbeln. Die anderen reden von einer Störung der Sonntagsruhe und von zusätzlichen Belastungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. An verkaufsoffenen Sonntagen scheiden sich die Geister. Auch im Rhein-Erft-Kreis hat es dazu in der Vergangenheit immer wieder Streit gegeben – bis hin zu geplanten Sonntagsöffnungen, die auf den letzten Drücker vor Gericht gekippt wurden.
Entscheidung über verkaufsoffene Sonntage in Frechen steht noch aus
Aus der FDP kamen jetzt mehrfach Vorschläge, dem durch die Corona-Krise, Inflation und dadurch bedingte Umsatzeinbußen betroffenen Handel durch mehr verkaufsoffene Sonntage unter die Arme zu greifen. Wie gehen die Städte im Rhein-Erft-Kreis mit dem Thema um? Dazu ein Überblick.
In Frechen sind in diesem Jahr noch drei verkaufsoffene Sonntage geplant: am 16. Oktober anlässlich des Herbstmarktes, am 13. November zum Martinsmarkt und am 18. Dezember während des Weihnachtsmarktes. Diese Termine sind vom Aktivkreis beantragt worden, einem Zusammenschluss von Frechener Geschäftsleuten.
Entschieden wird darüber in der Sitzung des Stadtrates am heutigen Dienstag. Die Stadtverwaltung empfiehlt den Politikern, den Vorschlägen zu folgen. Die Verwaltung sieht in den verkaufsoffenen Sonntagen auch die Chance, die Innenstadt zu beleben. „Leerstände sind insbesondere in der Fußgängerzone vorhanden“, so die Verwaltung. Der Standort müsse auf Dauer für den Handel attraktiv bleiben. Die verkaufsoffenen Sonntage könnten dabei helfen.
Keinerlei Widerstände in Brühl
In Brühl gibt es seit langer Zeit vier verkaufsoffene Sonntage im Jahr in der Innenstadt. So öffneten die Läden im April anlässlich des Frühlingsmarktes. Weiterhin werden beim Hubertusmarkt (30. Oktober), Martinsmarkt (6. November) und Weihnachtsmarkt (18. Dezember) sonntags von 13 bis 18 Uhr Kunden bedient.
„Das hat sich so etabliert und es gibt auch keinerlei Widerstände gegen diese Regelung“, erklärt Frank Pohl, der Vorsitzender der Einzelhandelsinteressenvertretung Wepag. Laut Pohl beteiligen sich rund 80 Prozent der Händler an den verkaufsoffenen Sonntagen. „Die erhöhte Kundenfrequenz lohnt sich nach wie vor“, sagt er.
Im Hürth-Park gibt es in diesem Jahr keine verkaufsoffenen Sonntage
In Hürth wird es auch in diesem Jahr keine Sonntagsöffnung geben. Center-Managerin Alexandra Oeser vom Hürth-Park verzichtete nach Rücksprache mit der Stadt darauf, einen entsprechenden Antrag zu stellen, obwohl sie den 45. Geburtstag des Einkaufszentrums gern mit einem verkaufsoffenen Sonntag am ersten September-Wochenende gefeiert hätte. „Das wäre eine ideale Gelegenheit gewesen, doch das Risiko ist uns einfach zu groß“, so Oeser.
Die Hürth-Park-Managerin erinnert sich noch zu gut an den Dezember 2018. Damals hatte das Verwaltungsgericht Köln die von der Stadt genehmigte Sonntagsöffnung nach einer Klage der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi wenige Tage vor dem Termin noch gekippt. Das Gericht sah den Anlass, ein Weihnachtssingen mit kölscher Prominenz, als nicht bedeutend genug an, um eine flankierende Ladenöffnung zu genehmigen.
Da zu erwarten sei, dass die Gewerkschaft erneut gegen Sonntagsöffnungen im Hürth-Park vorgehe, werde es nun im Rahmen des Geburtstagsprogramms ein Late-Night-Shopping am Freitag, 2. September geben, kündigt Alexandra Oeser an. Die Geschäfte öffnen dann bis 22 Uhr. Den letzten verkaufsoffenen Sonntag gab es in Hürth im Jahr 2016.
In Wesseling sind die Sonntage mit Veranstaltungen verbunden
Auch in Wesseling sind verkaufsoffene Sonntage mit Veranstaltungen verbunden. Wie Stadtsprecherin Andrea Kanonenberg mitteilte, ist für dieses Jahr noch ein weiterer verkaufsoffener Sonntag geplant, am 27. November . In diesem Jahr gab es bereits einen zwei offene Sonntage, einen zur Kirmes im Mai und einen zum Stadtfest im Juli.In seiner Abstimmung über die verkaufsoffenen Sonntage betonte der Stadtrat, dass die Geschäfte nicht aus „rein wirtschaftlichen Umsatzinteressen der Geschäftsinhaber“ oder aus „alltäglichem Erwerbsinteresse der Käufer“ geöffnet sein dürften, sondern lediglich zur Unterstützung der umliegenden Veranstaltung.
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So soll die geschützte Sonn - und Feiertagsruhe bewahrt werden. Damit beruft sich der Stadtrat Wesseling auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts aus 2015.
Sieben verkaufsoffene Sonntage in Pulheim
Der Pulheimer Stadtrat hat schon im Februar sieben verkaufsoffene Sonntage genehmigt. Einige haben stattgefunden, einer wurde abgesagt, da der Aktionsring Pulheim die daran gekoppelte Veranstaltung Pulheim Open abgesagt hatte. Für sie gab es einen Ersatz – einen Antik- und Kunsthandwerkermarkt mit Genussmeile. Die Geschäfte waren am 3. Juli von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Auch während der bevorstehenden n Veranstaltungen des Aktionsrings laden Geschäftsleute zu einem Einkaufsbummel ein. Der Weinmarkt findet von Freitag, 9., bis Sonntag, 11. September, statt, der Barbaramarkt von Mittwoch, 23., bis Sonntag, 27. November.
Helmut Stahl, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Unternehmer (BIG), ist zuversichtlich, dass am Wochenende 3. und 4. Dezember der Nikolausmarkt in Brauweiler stattfinden wird. Die Geschäfte im Abteiort wären dann von 13 bis 18 Uhr geöffnet.