Rhein-Erft-Kreis – Dr. Georg Kippels (CDU) und Detlef Seif (CDU) ziehen wie schon 2017 für den Rhein-Erft-Kreis direkt in den Bundestag ein – Kippels im Wahlkreis 91 (Bedburg, Bergheim, Elsdorf, Frechen, Hürth, Kerpen, Pulheim) und Seif im Wahlkreis 92 (Kreis Euskirchen, Brühl, Erftstadt, Wesseling). Während sich der Sieg von Seif gegen die SPD-Kandidatin Dagmar Andres schon früh am Wahlabend abzeichnete, blieb es im Duell von Kippels gegen den jungen SPD-Herausforderer Aaron Spielmanns (23) lange ein enges Rennen.
Erst um Punkt 21 Uhr betrat der Bedburger Kippels den großen Sitzungssaal im Bergheimer Kreishaus, in dem die CDU ihren Kandidaten mit viel Applaus feierte. „Es ist eine Zeit für Freude, aber nicht für Triumph“, sagte Kippels. Es habe viel Gegenwind gegeben, nun gelte es, den Strukturwandel in der Region anzupacken. „Da gibt es viele Baustellen.“
Zylajew: „Wir sind stabil“
„Wir wollen die Verluste der Union nicht schönreden“, sagte der CDU-Vorsitzende im Kreis, Frank Rock. Aber in der Region gebe es ein klares Signal bei den Erststimmen. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Willi Zylajew sprach da sogar von einem grandiosen Ergebnis. „Wir haben im Kreis deutlich weniger Stimmen eingebüßt als im Bund, wir sind stabil“, sagte Zylajew. Kippels habe seinem „vitalen Mitbewerber“ keine Chance gelassen.
„Ich konnte in diesem Wahlkampf nur gewinnen“, sagte Spielmanns, „entweder das Direktmandat oder Erfahrung.“ Enttäuscht sei er nicht. Er bleibe dabei, frischen Wind in den Kreis bringen zu wollen. „Ich werde mich in der Kreispartei und bei den Kreis-Jusos einbringen“, sagte der Bedburger. Er habe im Wahlkampf viele junge Menschen für die SPD gewinnen können. Das wolle er fortsetzen.
„Ich hätte mir auf Kreisebene sicher ein besseres Ergebnis gewünscht“, sagte der SPD-Kreisvorsitzende Daniel Dobbelstein. Zwar habe die SPD deutlich besser abgeschnitten als bei der Kommunalwahl im vorigen Jahr. „Die Menschen haben uns wieder das Vertrauen geschenkt.“ Aber im Vergleich zur vorigen Bundestagswahl seien kaum Gewinne zu verzeichnen.
„Unser Potenzial nicht abgerufen“
Die große Euphorie suchte man an diesem Wahlabend im Euskirchener Kreishaus selbst beim Sieger vergebens. Detlef Seif (CDU) hatte sich im Ringen um das Direktmandat erneut durchgesetzt und seine ärgste Herausforderin Dagmar Andres auf Platz zwei verwiesen. Doch das Resultat im Wahlkreis war schwächer als vor vier Jahren und im Bund noch schlechter. Letzteres entsprach nicht den Wünschen des 59-jährigen Weilerswisters, der seit 2009 den Wahlkreis 92 in der Hauptstadt vertritt. „Mit meinem Ergebnis bin ich zufrieden, ich habe deutlich gewonnen. Das Wählerverhalten hat sich verändert, daher kann man die klassischen Ergebnisse nicht mehr unbedingt einfahren“, sagte er. Aus Rücksichtnahme auf die Flutopfer habe er zudem weitgehend auf den üblichen Wahlkampf mit Flyern, Plakaten und Hausbesuchen verzichtet. Dass nun der Gang seiner Partei in die Opposition alles andere als ausgeschlossen ist, gefällt ihm nicht. „Wir haben als Union unser Potenzial nicht abgerufen. CDU und CSU sind nicht immer als Team erkennbar gewesen“, sagt er.
Sein Wahlkreis ist im Parlament stark vertreten. Auch Rüdiger Lucassen (AfD), Markus Herbrand (FDP) und Dagmar Andres werden dort im Plenum sitzen. Letztere hält das für wichtig. Sie wolle gemeinsam mit Herbrand und Seif, „den beiden anderen Demokraten aus ihrem Wahlkreis“, etwas für die Region bewegen, betonte Andres. Das sei angesichts der Flutkatastrophe wichtiger denn je. Markus Herbrand kenne sie seit mehr als 30 Jahren. Man habe unterschiedliche Ansichten, komme aber gut miteinander klar. Am Montag steigt Andres also mit großen Vorhaben in den Flieger zur ersten Sitzung der Partei in Berlin – und mit einem guten Gefühl im Bauch. Die 51-Jährige freut sich auf den neuen Lebensabschnitt.