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„Wie bei einem Wadenkrampf“Darum setzt die Polizei in Rhein-Erft ab sofort auf Taser

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Schon das Herzeigen der Elektroschockpistolen soll Angreifer abschrecken. Die Polizeikommissare Roman Schilling und Corinna Petritsch von der Hürther Wache sind für den Einsatz geschult.

Rhein-Erft-Kreis – Diese Waffe tötet nicht, sie soll auch nicht verletzen, sondern den Gegner zeitweilig kampfunfähig machen: Polizeibeamte der Wachbereiche Hürth und Kerpen sind ab sofort mit Elektroschockpistolen ausgestattet, besser bekannt als Taser.

Ein Jahr lang werden die Distanzelektroimpulsgeräte, so der Fachbegriff, im polizeilichen Alltag der Kreispolizeibehörde getestet. Die Geräte sollen den Beamten vor allem Respekt verschaffen, sagen Landrat Frank Rock und der CDU-Abgeordnete Gregor Golland, der sich im Landtag für die Anschaffung starkgemacht hatte.

Polizei in Rhein-Erft: So funktioniert der Taser

In den Großstädten Dortmund, Düsseldorf und Gelsenkirchen ist das Pilotprojekt bereits vor einer Woche angelaufen. Nun kommt die größte Landratsbehörde in NRW dazu. 90 der 115 Polizeibeamtinnen und -beamten sind bereits im Einsatz der neuen Waffe geschult, die anderen folgen.

Die Taser verfügen über einen Laser zum Zielen. Drückt der Beamte ab, schießen zwei Elektroden heraus, über die dem Gegner ein Stromschlag mit bis zu 20.000 Volt, aber geringer Stromstärke versetzt wird. Das wirkt auf das Nervensystem, führt neben dem Schmerzreiz zu unkontrollierbaren Muskelkontraktionen und lähmt damit den Kontrahenten vorübergehend. „Man muss sich das vorstellen wie bei einem Wadenkrampf“, erklärt der Leitende Polizeidirektor Roland Küpper von der Kreispolizeibehörde, „allerdings ist die gesamte Rumpfmuskulatur betroffen.“

Polizei in Rhein-Erft setzt Taser zusammen mit Bodycams ein

Höchstens sieben Sekunden dauere der Stromstoß und damit die lähmende Wirkung. Das reiche dem Beamten, um einen Angreifer zu überwältigen. Zweimal könne der Schütze abdrücken, bevor eine neue Kartusche nachgeladen werden müsse.

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Küpper rechnet aber damit, dass meist schon die Drohung mit dem Taser-Einsatz ausreichen werde, weil der Gegner wisse, was ihn erwarte. Um die abschreckende Wirkung zu unterstützen, werden die in Signalgelb gehaltenen Geräte offen am Gürtel getragen. Die ersten Erfahrungen in den drei Großstädten bestätigten diese Erwartung, sagt Küpper. So hätten die Kollegen die Waffe dort in der ersten Woche bereits mehrfach ziehen, aber nie abdrücken müssen. Die Einsatzszenarien werden dabei per Video dokumentiert. Die Taser sind mit sogenannten Bodycams verbunden – Kameras, die die Polizeibeamten an der Uniform tragen. Wird der Taser aus dem Holster gezogen, löst die Kamera automatisch aus.