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Vier Initativen ausgezeichnetRhein-Erft-Kreis verleiht Integrationspreis

Lesezeit 3 Minuten
Integrationspreis: Europagymnasium

Preiswürdig: Seit bald zehn Jahren investieren Jugendliche des Europagymnasiums Freizeit, um Geflüchteten in anderen Schulen zu helfen.

Rhein-Erft-Kreis – Es ist ein Musterbeispiel, wie Zugewanderte und Geflüchtete integriert werden können. Dazu braucht es kein ausformuliertes Konzept und keine langwierigen Anmeldeverfahren mit kompliziertem Papierkram. Die Schüler des Europagymnasiums in Kerpen haben einfach gemacht.

Seit bald zehn Jahren unterrichten Oberstufen-Schüler in ihren Freistunden Kinder und Jugendliche, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, an der Adolph-Kolping-Hauptschule und der Albertus-Magnus-Grundschule. Und das Schöne daran ist: Das Ganze ist keine Einbahnstraße. „Wir erhalten so viel von ihnen zurück“, sagte eine Schülerin am Donnerstagabend im Medio in Bergheim.

Kerpener Projekt „Schüler für Schüler“ unter den Preisträgern

Dort hat Landrat Frank Rock (CDU) erstmalig den Integrationspreis des Rhein-Erft-Kreises verliehen – und das Kerpener Projekt „Schüler für Schüler“ erhielt einen der vier ersten Preise. Verlierer gebe es an diesem Abend aber ohnehin nicht, betonte Rock.

Alle 55 eingereichten Beiträge von Initiativen, Vereinen und Privatpersonen, die sich dafür stark machen, Zugewanderten und Geflüchteten das Ankommen und das Bleiben in ihrer neuen Heimat zu erleichtern, hätten es verdient, ausgezeichnet zu werden, denn „sie alle tun unendlich viel Gutes für unsere Gesellschaft und ein friedliches Zusammenleben aller Menschen“. Und Lorenz Bahr, Staatssekretär im Ministerium für Integration, betonte: Integration könne ohne Ehrenamt nicht funktionieren.

Integrationspreis: Begegnungs- und Lerncafé

Auch das Team  des Begegnungs- und Lerncafés Lechenich erhielt 1500 Euro als Anerkennung.

Die weiteren Preisträger: Das Begegnungs- und Lerncafé Lechenich: Es ist eine Austausch- und Begegnungsstätte für Menschen unterschiedlicher Herkunft, unter anderem zu den Themen Ausbildungs-, Arbeits- und Wohnungssuche. Das Café wird in ehrenamtlicher Arbeit betrieben.

Nach der Flutkatastrophe im Sommer 2021 sind geflüchtete syrische Frauen sofort zur Tat geschritten. Sie haben für die Menschen vor Ort gekocht und sind von Haus zu Haus gelaufen, um Menschen, die wie sie selbst viel verloren haben, zu unterstützen. Wie die Schüler erhielt das Erftstädter Café-Team 1500 Euro als Anerkennung.

Rollstuhl-Baskettballverein RSC Bergheim

Afzal Mirza aus Bergheim: Er hat 1998 den Rollstuhl-Basketballverein RSC Bergheim gegründet. Dort treffen sich behinderte und nichtbehinderte Menschen unterschiedlicher Nationalitäten. „Der jahrzehntelange engagierte Einsatz für gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit körperlichem Handicap – mit und ohne Migrationshintergrund – ist bemerkenswert“, heißt es in der Begründung der Jury. Integration und Inklusion würden hier vereint und gelebt. Um diese Arbeit weiterführen zu können, erhielt Afzal Mirza 1000 Euro Preisgeld.

Integrationspreis: Afzal Mirza

Afzal Mirza war sichtlich gerührt über die Auszeichnung. Ihm gratulierten Moderatorin Emitis Pohl, Landrat Frank Rock und Staatssekretär Lorenz Bahr (v.l.).

Darüber konnte sich auch Ulrich Lussem aus Frechen freuen: Er hat dort mit anderen Ehrenamtlichen 2015 die Flüchtlingshilfe gegründet, um schnelle Hilfe anzubieten. Er gab Hunderten geflüchteter Menschen Deutschunterricht in den Aufnahmestellen. Darüber hinaus organisierte und verteilte er Kleiderspenden. Lussem beherbergte geflüchtete unbegleitete Jugendliche in seinem Haus, und Mitte 2021 nahm er ein syrisches Pflegekind bei sich auf. Im von ihm initiierten Sozialwarenhaus wird weiterhin Deutschunterricht angeboten.

Integrationspreis: Preisgeld von BM Cultra gestiftet

Das Preisgeld wurde von der BM.Cultura GmbH, der Betreiberin des Medio, gestiftet. Es stammt aus den Erlösen der Benefiz-Veranstaltung „Vielfalt-Festival“, die vor Ausbruch der Pandemie stattfand. Die BM.Cultura setzt sich mit ihrem Kulturangebot für Toleranz und Integration ein und leistet wichtige Beiträge für die Verständigung von Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft.

Die Preisverleihung wurde von Emitis Pohl, der Vorsitzenden des Kölner Vereins „seiStark“ moderiert. Shanai Philippen begleitete mit Musik.