Rhein-Erft-Kreis – Etwa zwei Drittel der Menschen in Deutschland sind zweimal geimpft. Für alle über 70-Jährigen steht jetzt bald die dritte Injektion zur Auffrischung des Schutzes an, die Booster-Impfung. Außerdem sollen bald auch Kinder und Jugendliche geimpft werden. Deshalb mehren sich in den vergangenen Tagen die Stimmen, die einen Fortbestand der Impfzentren fordern.
Rhein-Erft-Kreis: „Mischung aus Unverständnis und Galgenhumor“
Beim Gesundheitsdezernenten des Kreises, Dr. Christian Nettersheim, sorgt die Forderung nach Wiedereröffnung der Impfzentren für große Verwunderung. „Die Debatte um die Wiedereröffnung des Impfzentrums genau einen Monat nach dessen Schließung verfolgen wir als Kreis mit einer Mischung aus Unverständnis und Galgenhumor“, sagt Nettersheim.
„Wir haben bereits anlässlich der Schließung darauf hingewiesen, dass es aufgrund möglicher dritter Impfungen und der etwaigen Impfung der Kinder zwischen sechs und elf Jahren zumindest einen Bedarf an kreisübergreifenden Impfkapazitäten im Winter geben kann.“ Dass die Diskussion über eine etwaige Wiedereröffnung „so schnell“ geführt werde, habe er nicht erwartet.
Das lasse aus seiner Sicht vermuten, „dass der eine oder andere Vorstoß – insbesondere des geschäftsführenden Gesundheitsministers – „eher politisch als sachlich motiviert“ ist. Schließlich habe der Bund sich aus der 50-prozentigen Finanzierung der Impfzentren und der Belieferung der Länder mit Impfstoff zurückgezogen.
Christian Nettersheim kritisiert Gesundheitsminister Spahn
Nettersheim spart nicht mit Kritik: „Wir verfolgen die weitere Debatte mit angespannter Aufmerksamkeit. Es wäre nicht das erste Mal im Rahmen der Pandemie, dass die Kommunen kurzfristig auf längerfristige Planungsversäumnisse auf übergeordneter Ebene reagieren müssten.“
Der Kreis für seinen Teil organisiere regelmäßig bis zu vier Impfaktionen in der Woche in den zehn Kommunen, dazu kämen noch bis zum Ende des Jahres die Sprechstunden im ehemaligen Impfzentrum in Hürth und im Gesundheitsamt in der Kreisverwaltung Bergheim. In diesem Rahmen seien bereits mehr als 400 Booster-Impfungen verabreicht worden. Alle Menschen über 70 Jahren werden in der nächsten Zeit angeschrieben und mit Informationsmaterial versorgt.
„Diese niederschwelligen Angebote dienen der Ergänzung des Angebots der niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzte, die gemäß den aktuellen Vorgaben des Landes im Rahmen ihres Versorgungsauftrages diese Impfungen durchführen sollen“, berichtet die Kreisverwaltung.
Eine Sprecherin der Johanniter Unfallhilfe in Köln betonte, sie sei nur Auftragnehmerin beim Impfzentrum gewesen, über eine Wiedereröffnung entscheiden müsse der Kreis. Natürlich stünden die Johanniter immer bereit um zu helfen.