Rhein-Erft-Kreis – Viele Corona-Testzentren haben in den vergangenen Wochen bereits geschlossen. Vor allem die gestiegene Impfquote hat die Zahl der Schnelltests deutlich zurückgehen lassen. Konkrete Zahlen will Karl Zylajew vom Testzentrum der Hürther Salus-Klinik im ehemaligen Bowlingcenter an der Sudetenstraße nicht nennen. Nur so viel: „Wir hatten in Spitzenzeiten 25 Mitarbeiter, aktuell sind es noch sechs.“
Seit 11. Oktober sind die Schnelltests in den meisten Fällen kostenpflichtig. „Das war für uns aber nicht das entscheidende Datum“, sagt Zylajew. Denn in den Herbstferien, die an diesem Tag begannen, kamen viele Schülerinnen und Schüler ins Testzentrum, die sonst in der Schule getestet werden. „Außerdem brauchten viele Leute trotz Impfung einen Test, weil sie in den Urlaub fahren wollten“, ergänzt Michael Moser vom Salus-Testzentrum. Ein Drittel der Kunden sei inzwischen Selbstzahler, darunter vor allem diejenigen, die sich bislang nicht haben impfen lassen, obwohl sie könnten. 15 Euro kostet der Test.
Schnelltests könnten bald in Rhein-Erft wieder gefragt sein
Wirtschaftlich sei der Betrieb des Testzentrums derzeit nicht. „Aber wir hatten ja auch sehr gute Zeiten“, sagt Zylajew. Außerdem sei das Testangebot für die Salus-Klinik ein Imagefaktor. Zunächst bis Ende November soll das Testzentrum geöffnet bleiben, vielleicht aber auch deutlich länger. Zylajew befürchtet, dass die Tests „in zwei, drei Wochen wieder sehr gefragt sein werden“ und kann sich sogar eine Rückkehr der kostenlosen Bürgertests im Winter vorstellen: „Man muss sich ja nur mal die steigenden Infektionszahlen ansehen.“
Im Rhein-Erft-Kreis zeichnet sich nach Angaben der Kreisverwaltung eine leichte Zunahme der Impfungen ab, seit die Corona-Tests nicht mehr kostenlos sind. Kreissprecher Thomas Schweinsburg teilte mit, die Impfquote sei nach der Schließung der Impfzentren zunächst leicht gefallen, jedoch seit der zweiten Oktoberwoche wieder gestiegen. Ob dies unmittelbar mit dem Ende der kostenfreien Tests zusammenhängt, ist jedoch nicht klar. Einen rasanten Anstieg von Erstimpfungen seit 11. Oktober beobachte man jedenfalls nicht.
Hausarzt aus Hürth bemerkt keine neue Impfwelle
Auch Dr. Matthias Schlochtermeier, Hausarzt in einer Praxis mit drei Medizinern in Hürth-Efferen, bemerkt keine neue Impfwelle. „Wenn, dann waren es nur einzelne Personen, die sich wegen der Kostenpflicht bei den Tests impfen lassen“, sagt Schlochtermeier. Er rechne auch nicht mehr mit einer nennenswerten Impfwelle, da die Mehrheit der Menschen ja bereits geimpft sei.
„Für mich gibt es nur zwei absolute Kontraindikationen, um nicht geimpft zu sein. Entweder man ist unter zwölf Jahre alt, oder es gibt nachweislich Allergien gegen Inhaltsstoffe der Impfung“, sagt der Arzt. Ein Attest zur Impfbefreiung würde er nur in den letztgenannten Fällen ausstellen. „Bisher hatte ich aber erst eine einzige Anfrage für ein solches Attest“, sagt der Allgemeinmediziner. „Die Impfung wirkt, sie hilft und sie ist effektiv.“
Für die Verunsicherung zu Beginn der Impfkampagne unter den Menschen habe er viel Verständnis gehabt, denn damals habe man erst Erfahrungen sammeln müssen mit drei unterschiedlichen Impfstoffen und ihrer jeweiligen Wirkweise und ihren möglichen Nebenwirkungen. Jetzt aber werde weitestgehend nur noch ein bewährter Impfstoff verabreicht, da gebe es eigentlich keinen Grund mehr, sich nicht impfen zu lassen. Gegen die durchaus ernstzunehmende Angst vor Langzeitfolgen helfe mitunter nur eine gut vorbereitete Konfrontation.
„Sich den Schnelltest als Schutzschild vorzuhalten, ist nicht ausreichend“
Aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein ist es noch zu früh, um zu bewerten, ob das Ende der kostenlosen Bürgertests zu vermehrten Impfungen führt. Der stellvertretende Pressesprecher Christopher Schneider erklärte, in der zweiten Oktoberwoche sei eine „leichte Zunahme des Impfgeschehens erkennbar“ gewesen. Vor allem das Interesse an Informationen über die Auffrischungsimpfungen sei groß.
Allzu viele Erstimpfungen gebe es nicht mehr, berichtet auch die Ärztin Astrid Lueg von ihren Beobachtungen in ihrer Gemeinschaftspraxis in Brühl. „Wir haben es derzeit eher mit Drittimpfungen mit Moderna zu tun. Seit die Bürgertests nicht mehr kostenlos sind, kam der eine oder andere und wollte sich doch noch impfen lassen. Aber das waren Einzelfälle.“
Lueg bezweifelt, dass die kostenpflichtigen Tests noch etwas an der Meinung von impfunwilligen Menschen ändern könnten. Sie habe mehr Diskussionen und mehr Impfwillige nach dem 11. Oktober erwartet. Das sei so nicht eingetreten.
Klar sei für sie jedoch: „Der Feind, das Coronavirus, ist noch nicht besiegt. Sich den Schnelltest als Schutzschild vorzuhalten, ist nicht ausreichend. Man muss dann schon auch die Lanze PCR-Test dabei haben.“