Die Reaktionen auf die Ankündigung von Microsoft, in Bedburg und Bergheim zwei große Rechenzentren zu errichten, fallen positiv bis überschwänglich aus
Microsoft-InvestitionIn Rhein-Erft hoffen viele auf Initialzündung durch Rechenzentren
Von einem Meilenstein für die gesamte Region spricht Bergheims Bürgermeister Volker Mießeler (CDU), sein Bedburger Amtskollege Sascha Solbach (SPD) schwärmt von einem Game Changer mit Blick auf die auslaufende Kohleförderung hin zu einer zukunftsweisenden Technologie. Und Bodo Middeldorf, Geschäftsführer der Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR), ist davon überzeugt, dass sich die Region gerade neu erfindet.
Die Reaktionen in Politik, Wirtschaft und Verbänden auf die Ankündigung des Soft- und Hardwarekonzerns Microsoft, in Bedburg und Bergheim zwei große Rechenzentren zu errichten und einen erheblichen Teil seines 3,2 Milliarden Euro schweren Invests in Deutschland in diese beiden Hyperscaler zu stecken, fallen positiv bis überschwänglich aus. Allein die unterschiedliche Wahrnehmung darüber, welchen politischen Parteien der Löwenanteil an diesem Erfolg gebührt, trübt die Stimmung etwas.
Durch die Ansiedlung eine völlig neue Technologie-Infrastruktur für Rhein-Erft
Landrat Frank Rock (CDU) bewertet die Zusage Microsofts für den Bau der Rechenzentren als Auftakt zu „einer strukturellen Transformation in unserer Region, die von digitaler Innovation und wirtschaftlicher Dynamik geprägt ist und uns dringend benötigte neue Arbeitsplätze schafft“. Gleichwohl ähnele der Strukturwandel einem Marathonlauf, der gerade erst gestartet worden sei.
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Solbach ist neben Mießeler und dem Elsdorfer Bürgermeister Andreas Heller (CDU) einer der drei Wegbereiter für den erfolgreichen Abschluss mit dem Weltunternehmen. Er hebt hervor, dass es gelungen sei, mit dieser Ansiedlung eine völlig neue Technologie-Infrastruktur in die Region zu holen. Davon würden alle profitieren: „In diesen Rechenzentren ist die Cloud zu Hause, also eine Technologie, auf die wir alle – egal ob Unternehmen, Verwaltung, Schulen, das Gesundheitswesen und privat – jeden Tag zurückgreifen.“
Der SPD-Politiker verweist auf einen willkommenen Nebeneffekt der Hyperscaler: Wo viel Energie benötigt werde, entstehe nebenbei auch Wärme „und die könnten wir vor Ort effizient und ökonomisch nutzen“. Zudem hoffe er, dass es mit dieser Ansiedlung noch besser gelinge, die ehrgeizigen Ziele der Wärmewende in der Region und darüber hinaus zeitnah zu erreichen.
Solbach weist zudem darauf hin, dass Microsoft als Partner der Kommunen auch dazu beitragen werde, gemeinsame Qualifizierungs-, Umschulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen für die Menschen in der Region umzusetzen. Erste Ansprechpartner sollen Schulen, Verwaltungen und Unternehmen sein, „denn hier liegen die Schlüssel für einen nachhaltigen Strukturwandel in unserer Region“.
Susanne Kayser-Dobiey, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Rhein-Erft, ist zuversichtlich, dass jetzt die zukunftsträchtigen Arbeitsplätze entstehen können, die dringend benötigt würden. Hyperscaler ermöglichten die Entwicklung von Digitalparks, in denen Hunderte gut bezahlter und zukunftsträchtiger Jobs entstehen könnten. Für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sei es wichtig, „dass wir digitale Dienste nicht nur aus USA oder China einkaufen, sondern dass wir vor Ort an der Wertschöpfung partizipieren“.
Der Bergheimer Bürgermeister Volker Mießeler freut sich über die größte Unternehmensansiedlung in seiner Stadt seit jeher – und dies mit einem enormen Investitionsvolumen, von dem zahlreiche hiesige Unternehmen bereits ab dem ersten Spatenstich und Baubeginn profitieren würden. Da es sich um eine Ansiedlung von landesweiter Bedeutung handele, sendet Mießeler einen dringenden Appell ans Land und die Bezirksregierung: Er betont, dass die Stadt Bergheim im Zuge der Regionalplanung eine entsprechende Erweiterungsfläche im direkten Anschluss an das Gewerbegebiet INKA terra nova erhalte, um auch unmittelbar von weiteren Gewerbeansiedlungen zu profitieren.
Elsdorfs Bürgermeister Heller betonte, diese Ansiedlungsentscheidung sei nicht zufällig auf Bergheim, Bedburg und seine Stadt gefallen: „Wir haben sie mit viel persönlichem Einsatz der drei Bürgermeister, kurzen Wegen in der Verwaltung und einer stark aufgestellten Wirtschaftsförderung gemeinsam geschafft. Das war lange und harte Arbeit für uns, die sich am Ende zum Glück bezahlt macht.“
Die SPD-Fraktion im Kreistag betrachtet vor allem Solbach als Erfolgsgaranten für das milliardenschwere Geschäft. Er habe maßgeblich dazu beigetragen, dass Bedburg als Standort ausgewählt worden sei. Dadurch eröffneten sich neue Chancen für die Wirtschaft und die Attraktivität der Region als Standort für innovative Technologieunternehmen werde gesteigert.
Die Ansiedlung eines Hyperscalers bringt nach Einschätzung des SPD-Digitalexperten Daniel Dobbelstein nicht nur direkte Arbeitsplätze mit sich, sondern schaffe auch zahlreiche indirekte Beschäftigungsmöglichkeiten in seinem Umfeld. Ein herausragendes Beispiel hierfür sei der DE-CIX in Frankfurt, der als größter Internetknotenpunkt der Welt fungiere und Tausende von Arbeitsplätzen in der Region geschaffen habe.
Elmar Gillet (Grüne) ist sicher, dass weitere private Investitionen folgen
Dierk Timm, SPD-Fraktionschef im Kreistag, sieht die Landesregierung nun am Zug. Sie müsse sicherstellen, dass ausreichend Flächen bereitgestellt werden, damit die Region das große Potenzial dieser Ansiedlung voll ausschöpfen könne.
Das Jamaika-Bündnis im Kreistag sieht den Schlüssel des Erfolgs im „Masterplan Digitalparks“, den der Kreistag auf Betreiben von CDU, FDP und Grünen vor Jahren beschlossen hatte. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Romina Plonsker erinnert daran, dass sich alle Beteiligten von Land, Kreisen und Kommunen für die Ansiedlung stark gemacht hätten: „Uns alle eint der Wille, unser Rheinisches Revier wirtschaftlich gestärkt und zukunftssicher durch den Transformationsprozess zu führen.“
Elmar Gillet vom grünen Bündnispartner ist sicher, dass auf die Ansiedlung von Microsoft erhebliche weitere private Investitionen folgen. Es habe sich als richtig erwiesen, „nicht mit jeder Projektidee auf den großen öffentlichen Markt zu gehen, sondern solide auch in Abstimmung mit dem Land die richtigen Schritte zu gehen“. Dr. Christian Pohlmann, Fraktionsvorsitzender der FDP, hebt hervor, dass diese Investition ein Beweis für die attraktiven Rahmenbedingungen und das enorme Potenzial sei, das die Region für innovative Technologien und digitale Lösungen biete.
Manfred Maresch, Leiter des DGB-Revierwende-Büros in Bedburg, begrüßt, dass die Hyperscaler etwa 300 Arbeitsplätze im hoch qualifizierten Bereich schaffen und einen Ankerpunkt im Rheinischen Revier setzen, an dem sich viele Digitalfirmen andocken werden. Er erwarte eine starke Sogwirkung, sagt der Gewerkschafter. „Das ist eine gute Ansiedlung, eine große positive Nachricht für das Rheinische Revier. Davon brauchen wir eigentlich mehr.“
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dagmar Andres sagt, die angekündigten Gesamtinvestitionen von Microsoft in Deutschland von mehr als drei Milliarden Euro zeigten, wie stark der Standort Deutschland sei: „Die Modernisierungsanstrengungen der Ampelkoalition auf allen Ebenen sichern die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft.“