Kerpen-Brüggen – Die Bebauungspläne für das Umfeld des Brüggener Friedhofes empören die Anwohner. Diese trafen sich nun mit Jutta Schnütgen-Weber von der BUND-Ortsgruppe, um ihre Vorbehalte gegen die Baupläne der Stadt deutlich zu machen. So sei eine Bebauung der Wiesenflächen am Friedhof aus Sicht des Naturschutzes abzulehnen, meinte etwa Christian Schmitz-Leistikow. Er hat eine Liste von 25 Tierarten erstellt, die auf dem rund 20 000 Quadratmeter großen Areal leben oder dieses für die Nahrungssuche nutzen: Waldohreulen, Turmfalke, Feldhasen und Eidechsen sind etwa darunter. „Es wäre schade, wenn dies kaputt gemacht würde.“
Heftige Diskussionen
Die Stadt will auf einer einst für die Friedhoferweiterung vorgesehene Fläche mit Zuschüssen vom Land Sozialwohnungen bauen, die – ähnlich wie in Sindorf und Blatzheim – anfangs ausschließlich für Flüchtlinge gedacht waren. Schon vor Jahren gab es darüber heftige Diskussionen mit Anwohnern. Mittlerweile konnte mit dem Land vereinbart werden, dass die Sozialwohnungen auch für andere Menschen mit Wohnberechtigungsschein genutzt werden können.
Der Bau der Sozialwohnungen sei auch ohne Bebauungsplan möglich, teilte Ortsvorsteher Dietmar Reimann auf Anfrage mit. Hier seien von der Stadtverwaltung schon die Aufträge dazu vergeben. Er sei deshalb verwundert, dass das Thema noch einmal hochkomme. Den Bebauungsplan wolle man aufstellen, damit die Sozialwohnungen nicht allein stünden, sondern in ein Neubaugebiet integriert würden. Für den Bebauungsplan müsste der Landschaftsschutz aufgehoben werden, der für Teile der Flächen gilt.
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Die Anwohner betonen, dass für sie der Artenschutz wichtig sei. Es gehe nicht darum, den Bau von Sozialwohnungen zu verhindern: „Wir lassen uns nicht in die rechte Ecke drängen. Wir lehnen auch jede andere Bebauung ab.“ Es gebe in der Umgebung andere Flächen, die als Bauland besser geeignet seien.
Der Naturschutzbund hat in einer Stellungnahme zum Bebauungsplanverfahren darauf hingewiesen, dass der Brüggener Friedhof „aufgrund der Artenvielfalt an Kleinsäugern, Vögeln, Insekten und seines Baumbestandes ein wertvolles Biotop“ sei. Um das zu schützen, müssten gegenüber einem Baugebiet „Pufferzonen“ angelegt werden. Auch Schnütgen-Weber fordert, „breite und ökologisch qualitätvolle Korridore“ am Friedhof zu schaffen, die die Vernetzung von Grünräumen ermöglichen würden. Gerade die direkt am Friedhof angrenzende ehemalige Erweiterungsfläche sei „aus Sicht des Naturschutzes“ besonders schützenswert. Es sei eine Fehlentscheidung gewesen, hier Sozialwohnungen bauen zu wollen.
Stadt verteidigt Projekt
Bei der Stadt wird das Projekt verteidigt. Der Bau der Sozialwohnungen sei vom Rat beschlossen worden, heißt es aus der Verwaltung. Das lasse sich nicht mehr ändern: Demnächst stehe der erste Spatenstich an.
Der darüber hinaus geplante Bebauungsplan sei dagegen noch nicht endgültig entschieden. Hier würden Einwendungen der Bürger nach Möglichkeit noch berücksichtigt. Auch spreche man darüber mit der Naturschutzbehörde des Kreises. Dann müsse auch darüber der Rat abschließend entscheiden.