Hürth – „Ich hätte ja gern selbst ein Geschwisterkind“, sagt Madlene und lacht. Das kann sich die 17-Jährige Oberstufenschülerin von der Gesamtschule Hürth nicht aussuchen – um ein jüngeres Kind wird sie sich dennoch demnächst kümmern: Madlene gehört zu den 13 Teilnehmenden eines Projektkurses, die für ein Jahr eine Patenschaft über ein Grundschulkind übernehmen.
Die persönliche Beziehung ist wichtig für einen nachhaltigen Lernerfolg, weiß die Pädagogiklehrerin Nhu Y Nguyen, die das Projekt ein Jahr lang vorbereitet hat. Auf dieser Erkenntnis baut der Projektkurs unter dem Titel „Kenne deinen Einfluss“ auf, der jetzt erstmals an der Gesamtschule an den Start geht. Kooperationspartner sind das Kommunale Integrationszentrum, der Kölner Flüchtlingsrat und der Verein „Balu und Du“, der bundesweit 130 solcher Mentor-Projekte unterstützt.
Tandems in Hürth treffen sich einmal in der Woche
Wie der große Bär Balu aus dem „Dschungelbuch“ den kleinen Menschenjungen Mogli, so werden die Zwölftklässler die Grundschüler an die Hand nehmen. Einmal in der Woche treffen sich die Tandems zum Spielen, Lesen, Basteln, Kochen und Backen oder zu Ausflügen. Freizeitaktivitäten stehen im Mittelpunkt, es geht nicht um Nachhilfe. Profitieren sollen Kinder aus benachteiligten Familien. Denn Lernerfolg und Bildungschancen hängen vom Elternhaus ab, weiß Dominik Esch, Vorsitzender von „Balu und Du“.
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Vermittelt werden die Kinder von Grundschullehrern und Schulsozialarbeitern, auch Eltern fragen nach. Zwar gibt es das Mentor-Programm jetzt an allen Hürther Oberstufen, dennoch übersteige die Nachfrage das Angebot, sagt Karolin Königsfeld vom Jugendamt.
Das Programm müssen die Schülerinnen und Schüler selbst gestalten und ihre Erfahrungen in einem Online-Tagebuch dokumentieren. Landrat Frank Rock, der selbst früher Schulleiter war, gab den Oberstufenschülern mit auf den Weg: „Ihr werdet auch selbst wertvolle Erfahrungen machen.“