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Seltenes EreignisIn Hürth gibt es mit Uwe Kopainski einen Gold-Prinzen

Lesezeit 4 Minuten
Zu sehen ist Uwe Kopainski als Prinz im Jahre 1975.

Uwe Kopainski war vor 50 Jahren Prinz Karneval in Alt-Hürth. Das Foto stammt aus dem Jahr 1975.

Uwe Kopainski schwang vor genau 50 Jahren das Zepter über die Hürther Narren.

„Damals wurde der Prinz noch gewählt“, erinnert sich Uwe Kopainski, der in diesem Jahr ein sehr seltenes Jubiläum feiert. Er ist der „Gold-Prinz“, denn vor genau 50 Jahren schwang er das Zepter über Hürths Narren. „1974 hat mich der Festausschuss zum nächsten Prinzen ernannt“, so der Ex-Prinz.

Wenige Jahre zuvor, Kopainski war beim Roten Kreuz tätig, war er beruflich bei der Seniorensitzung der Kajuja gewesen. Die Rolle des Herolds war damals üblich, aber dieser fehlte. So sprang der junge Mann spontan ein, übernahm diese Rolle und geleitete die Künstler auf die Bühne. Dort wurde er endgültig mit dem Karnevalsvirus infiziert. Wie schön wäre es, selbst einmal Prinz zu sein? Dabei hatte er den Karneval bereits im Blut, denn kein Geringerer als Jupp Schlösser, der rheinische Evergreens wie „Kornblumenblau“ geschrieben hatte, war sein Großonkel.

Die Karnevalsorden wurden in 17 Arbeitsschritten selbst gefertigt

Musikalisch kommt er ganz auf den Verwandten, und so wirkte er schon bald im Fanfarenkorps der Prinzengarde Rot-Weiß Hürth mit. Nur drei Jahre später sollte sein Wunsch in Erfüllung gehen. Mit 20 Jahren war Uwe I. der jüngste Prinz, den Hürth je hatte. „Man kann auch sagen, ich war der älteste Kinderprinz“, scherzt der Goldprinz. Die Proklamation fand im Saal Paula Mellen statt, und halb Hürth feierte mit.

Vor 50 Jahren lief noch vieles in Eigenregie. „Alles ohne PC, Handy, Drucker, Kopierer. Und doch hat alles geklappt, ob Ausgaben, Einnahmen oder Termine“, so Kopainski. Orden hat Prinz Uwe I. in seiner Session natürlich auch vergeben. Die seien in 17 Arbeitsschritten selbst gefertigt worden. „Mit Heinrich Zerlett habe ich den ganzen Sommer daran gearbeitet. Nur den Prinzen, der mit zwei Nieten befestig wurde, haben wir durch eine Firma anfertigen lassen“, so der Ex-Prinz.

Eine kleine Neuauflage des wunderschönen damaligen Ordens gibt es zum Jubiläum mit gleichem Motiv, allerdings maschinell gefertigt. Doch nicht nur die Orden wurden damals selbst gemacht, auch der Festwagen. „Toni Clasen aus Efferen hatte den Plan für den Prunkwagen gemacht, und wir haben ihn gebaut – und das mit fünf Mann“, so Kopainski. Gut sechs Wochen habe es gedauert, bei jedem Wetter. Mangels einer Wagenbauhalle sei eines des Probleme eingefrorene Farbe gewesen.

Doch die Mühe lohnte sich: Ein schmucker Wagen mit großer Fanfare (in Anlehnung an das Fanfarenkorps), einer riesigen Trommel als Thron und unzähligen Blumen beeindruckte nicht nur beim großen „Zoch“. Dank einer akribischer Buchführung weiß Uwe Kopainski auch heute noch, was er damals unters Volk gebracht hat: „Ich hatte 1000 Strüßjer, 13 Zentner Kamelle und jede Menge Plastiktierchen und Bälle vom befreundeten Deiters“.

Ein Gast aus der Hofburg hatte einen Laden auf dem Kölner Großmarkt. Er versorgte den Verein zusätzlich mit Apfelsinen. „Für den Aschermittwoch sogar mit Fisch, aber das war so viel, dass wir quasi das ganze Jahr Rotbarschfilet gegessen haben“, erinnert sich der Prinz.

In vier Karnevalszügen fuhr Prinz Uwe I. mit. „Erst beim Alt-Hürther Kinderzug, dann beim großen Umzug, Rosenmontag ging der Zug auf der Kuhl, und dann habe ich mit dem Cabrio am Zug in Velbert teilgenommen“, so der Karnevalist. Hans Faßbender, Mitbegründer der Prinzengarde, hatte es der Liebe wegen nach Velbert verschlagen, der Kontakt war nie abgerissen, und so bot sich Uwe I. die Möglichkeit, an dem Zug teilzunehmen. Das wohl Schwierigste dabei war für den Vollblutkarnevalisten das Umschwenken von „Alaaf“ auf „Helau“.

Zu sehen ist Uwe Kopainski.

Uwe Kopainski war immer musikalisch.

Willy Zylajew, damals Ortsgemeinschaftsvorsitzender, wollte wie üblich eine Spende an den Verein übergeben, ließ sich aber auf den Vorschlag ein, stattdessen die Auftritte zu begleiten und auf Super-8 zu filmen. Die Sequenzen wurden zu einem Film zusammengeschnitten, der im ausverkauften Saal Steinfeld-Kruse vorgeführt wurde. Das war die Geburtsstunde der Ex-Prinzen Alt-Hürth. Zu denen gehörte Uwe Kopainski, als am 16. Januar 1976 Dieter I. (Becker) proklamiert wurde.

Einen Tag später sah man Uwe mit der Sammelbüchse des Hürther Festausschusses bei der Prunksitzung der Großhürther KG durch den Saal laufen. Dort traf er auf seine heutige Frau Helene. „Neun Monate später haben wir geheiratet – und ich betone, wir mussten nicht!“