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Ruhe statt TrubelBloß kein Bützen – die besten Fluchtorte für Karnevalsmuffel

Lesezeit 3 Minuten
Ein leeres Schnapsfläschchen liegt auf der mit Konfetti übersäten Straße. (Archivbild)

Ein leeres Schnapsfläschchen liegt auf der mit Konfetti übersäten Straße. (Archivbild)

Schweigen hinter Klostermauern, Skifahren im Sauerland oder Entspannen im Spa: Wer dem Karneval entfliehen möchte, findet Kontrastprogramm.

Alaaf, Helau - und nichts wie weg? Während die einen den tollen Tagen in den Karnevalshochburgen in Nordrhein-Westfalen entgegenfiebern, planen andere lieber gleich die Flucht vor Konfetti und Kamelle. An diesen Orten herrscht garantiert kein Schunkelzwang:

Westfälisches Städtchen präsentiert sich als narrenfrei

Keine Pappnasen weit und breit: Die westfälische Stadt Soest wirbt 2025 ausdrücklich um Karnevalsflüchtlinge. Während in den umliegenden Dörfern durchaus gefeiert werde, finde sich mühelos ein Platz in den urigen Kneipen, heißt es in einer Mitteilung aus der Marketing-Abteilung. Die Soester feiern ihre „fünfte Jahreszeit“ nämlich im November – zur Allerheiligenkirmes. Die ist längst vorbei, und genau das mache die Stadt für Ruhesuchende so attraktiv.

Für Karnevalsmuffel gibt es dieses Jahr sogar eine eigene Stadtführung: Dort erfahren Besucher, dass die jecke Skepsis durchaus historische Wurzeln haben könnte: So prägte im 15. Jahrhundert die sogenannte Soester Fehde das Verhältnis zum Kölner Erzbischof - alles Kölsche war damals ausdrücklich unerwünscht. Heute sei der Fehde-Handschuh längst begraben, und die Stadt öffnet ihre Tore gerne auch für Kölner, wie sie betont.

Auf die Skier statt ins Kostüm - Sauerland als Alternative für viele

Eine der begehrtesten Alternativ-Destinationen zum Straßenkarneval ist aus den Hochburgen am Rhein wie am Main gleichermaßen gut zu erreichen: Im Sauerland sei „der Ansturm von Karnevalsflüchtlingen erfahrungsgemäß immer sehr groß“, sagt Pinar Abut-Kaya, Sprecherin von NRW Tourismus. Mit Wintersport als Alleinstellungsmerkmal und einem breiten Angebot an Outdoor-Aktivitäten ziehe die Region Familien, Paare und Rentner gleichermaßen an.

Skifahrer sind bei winterlichem Wetter auf einer Piste in Winterberg unterwegs.(Archivbild)

Skifahrer sind bei winterlichem Wetter auf einer Piste in Winterberg unterwegs.(Archivbild)

„Viele haben ihre Quartiere längst gebucht“, sagt auch Susanne Schulten, Sprecherin der Wintersport-Arena Sauerland, dem Zusammenschluss der Liftbetreiber in der Region. In der Vergangenheit sei gelegentlich versucht worden, das Thema Karneval „auf die Piste zu bringen“ - etwa durch Verkleidungsaktionen. „Das kam eher nicht so an“, sagt Schulten.

Die Erfahrung zeige, dass die Touristen vielmehr Naturerleben und sportliche Aktivität als bewussten Kontrast suchten: „Die wollen eher das Gegenteil von Karneval: Eben Erholung, frische Luft und Schnee statt Konfetti-Regen“, sagt Schulten.

Schweigen statt Schunkeln: Klöster mit besinnlichen Angeboten

Innere Einkehr als Kontrastprogramm zum weltlichen Trubel bieten seit jeher viele Klöster in ihren Gästezimmern oder Begegnungshäusern - nicht nur, aber eben auch zur Karnevalszeit. Ganz besonders stille Tage erwarten die Besucher des Klosters Vinnenberg: „Vom ersten Abendessen an Altweiber bis zum Rosenmontag schweigen wir“, sagt Carl Möller, Leiter des einst von Ordensfrauen geführten und heute als Begegnungsort erhaltenen Hauses.

Seit vielen Jahren bietet er über die Karnevalstage „kontemplative Exerzitien“ an, gemeinsames, angeleitetes Schweigen in der Gruppe. „Das ist eine uralte, christliche Tradition wie man innerlich zur Stille finden kann“, erklärt Möller. „Da sind immer auch ein paar Rheinländer dabei, die die freien Tage bewusst dafür nutzen.“

Zum Ausklinken oder Auskatern: Sauna und Wellness

Man könnte zwar meinen ganz Köln sei zum Höhepunkt des Karnevals von Narren besetzt. Doch tatsächlich versprechen Wellnessoasen und Saunalandschaften sogar mitten in Köln, Düsseldorf oder Aachen sich dem Treiben zu widersetzen. „Hier hat keiner eine Pappnase auf, wir sind garantiert karnevalsfreie Zone“, sagt etwa Michael Küpper, Geschäftsführer des Neptunbades, einem Fitness- und Wellnessclub mitten im Kölner Ehrenfeld.

Alles drehe sich um Gesundheit, Wohlfühlen und Entspannung - das ziehe Menschen an, die mit Karneval nicht viel am Hut hätten. Das Karnevalswochenende erwarte er daher traditionell „erhöhtes Gästeaufkommen“. An Altweiber und Rosenmontag seien die Ruhesuchenden dabei unter sich, sagt Küpper. Auch die Karnevalisten unter den Mitarbeitern seien dann nicht im Dienst, sondern in der Stadt unterwegs.

Am Wochenende - also zwischen den Spitzenfeiertagen im Rheinischen Karneval - teilten sich Karnevalsfans und -muffel das Fitnessgerät und die Saunabank dann allerdings wieder, berichtet Küpper. Bei Sport und Wellness könne man sich von der Feierei erholen und neue Kraft für die Fortsetzung des Straßenkarnevals sammeln. (dpa)