Hürth – Mehr als die Hälfte der Stadtverordneten sind nach der jüngsten Kommunalwahl im September 2020 aus dem Stadtrat ausgeschieden. Doch wegen der Corona-Pandemie gab es erst jetzt – ein Jahr später – die Möglichkeit, die ehemaligen, ehrenamtlich tätigen Kommunalpolitiker in einem angemessenen Rahmen zu verabschieden. Aber: „Zum Danke sagen ist es nie zu spät“, sagte Bürgermeister Dirk Breuer.
Weil der Römersaal des Bürgerhauses belegt war und auch das Feierabendhaus nicht zur Verfügung stand, wich der Rat ins ehemalige Studio 6 auf dem Gelände des Euronova Campus in Kalscheuren aus. Dort fand zunächst die ordentliche Sitzung, dann eine Sondersitzung zur Verabschiedung der ehemaligen Stadtverordneten statt. Der Tag sei nicht zufällig gewählt, so der Bürgermeister. Schließlich werde am 21. September der „World Gratitude Day“ gefeiert – der Welttag der Dankbarkeit.
Hürther Bürgermeister: Stadtverordnete brauchen ein dickes Fell
Breuer dankte den ehemaligen Mandatsträgern für ihren Einsatz. Dabei sei es nicht immer nur um die großen Stadtentwicklungsprojekte oder die Finanzen gegangen, sondern eben auch um den Kanaldeckel vor der Tür. „Als Ratsvertreter und Ortsvorsteher sind Sie häufig die ersten Ansprechpartner und im besten Wortsinn Kümmerer“, so Breuer. Dankbarkeit hätten sie dabei nicht immer erwarten können. Die ehrenamtliche Tätigkeit erfordere „häufig Langmut und das sprichwörtliche dicke Fell“.
Verabschiedet wurden Frank Baer (SPD, ab 2014 im Stadtrat Rat), Uwe Listner (CDU, 2014), Jutta Maurer (Grüne, 2014), Ernst-Josef Püschel (Linke, 2019), Bert Reinhardt (SPD, 2004), Sarah Renz (SPD, 2019), Friederike Seydel (Grüne, 2004), Rüdiger Seydel (Grüne, 2014), Manfred Schmitz (SPD, 2014), Florian Weber (Linke, 2014 bis 2019) sowie Gerald Wolter (SPD, 2004). Ebenfalls verabschiedet wurde die frühere Gleueler Ortsvorsteherin Hannelore Pantke-Reinhardt (SPD, 2008). Insgesamt sind 28 Kommunalpolitiker im Herbst 2020 ausgeschieden, viele engagieren sich aber weiterhin auch politisch.
Hürth: AfD-Ratsherr muss hinter Plexiglas-Scheibe sitzen
Zu Irritationen führten unterdessen Maskenpflicht und Abstandsregel bei der Verabschiedung der Ratsmitglieder. Während bei der ordentlichen Ratssitzung – trotz 3-G-Regel – noch Maske getragen und Abstand gehalten werden mussten, galt das bei der Sondersitzung direkt danach im gleichen Saal mit noch mehr Besuchern nicht mehr.
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Tobias Püllen, Referent des Bürgermeisters, erklärt das so: Laut Corona-Schutzverordnung könne zwar bei Sitzungen auf Maske und Abstand verzichtet werden, wenn alle im Raum immunisiert oder getestet sind. Ein AfD-Ratsherr habe aber als einziger Teilnehmer keinen Nachweis erbracht und den Test verweigert. Weil er keine Maske trug, wurde er hinter Plexiglas am offenen Fenster platziert. Vor der Feierstunde habe der Ratsherr den Saal verlassen. Deshalb durften die übrigen Teilnehmer die Maske dann abnehmen.