Rhein-Erft-Kreis – Der Kreis bekommt einen neuen Landrat, so viel steht fest. Michael Kreuzberg (CDU) tritt nicht mehr an.
Frank Rock (CDU)
Der Hürther ist der Kronprinz. Der noch amtierende Landrat Michael Kreuzberg empfiehlt ihn als Nachfolger im Amt. Noch sitzt der Lehrer und frühere Schulleiter, der in seiner Freizeit gern Rad fährt und mit Freunden Managersimulationen spielt, allerdings mit seinen CDU-Kollegen Gregor Golland und Romina Plonsker im Düsseldorfer Landtag – das Mandat müsste er im Fall einer Wahl niederlegen. Rocks Programm für seinen Wahlkampf gliedert sich in fünf Schlagworte: Arbeiten, Bewegen, Bilden, Leben und Wachsen.
Er wünscht sich eine Stärkung der Kreisschulen und der dualen Ausbildung sowie ein kreisweites Bildungszentrum. Die Kohlebahnstrecken möchte der 50-Jährige, der seit drei Jahren Kreisvorsitzender der CDU ist, auf lange Sicht für den ÖPNV sichern. Polizeiwachen und Krankenhäuser im Kreis sollen langfristig erhalten bleiben. Radwege und den öffentlichen Nahverkehr möchte der Vater von drei Kindern ausbauen lassen, der Breitbandausbau im Rhein-Erft-Kreis soll bis zum Jahr 2025 abgeschlossen sein, auch mehr bezahlbaren Wohnraum soll es unter seiner Führung geben. Nach der Erfahrung mit der Corona-Pandemie will Rock ein Krisenschutzzentrum aufbauen. Und: Der Kreis soll mehr Wald bekommen. Für die Busse des Kreises wünscht sich Rock alternative Antriebsformen, die Takte auf den Linien sollen dichter werden.
Der Pulheimer steht schon lange in der SPD für die Themen Wohnraum und öffentlicher Nahverkehr. Der leidenschaftliche Läufer und Radfahrer setzt sich aber auch für den Erhalt der Krankenhäuser im Kreis und eine bessere medizinische Versorgung ein, für kostenlose Bildungsangebote und den Ausbau der Digitalisierung. Die Schulen brauchten schnelles Internet und bessere Hardware. Kinder und Jugendliche sollen kostenlos mit Bus und Bahn fahren können, im ganzen Kreis solle es „pendlertaugliche Radwege“ und weniger Durchgangsverkehr in den Orten geben.
Für alle Altersgruppen solle es genug Pflegeplätze geben. Als Landrat will der 53-jährige Vater von zwei erwachsenen Kindern eine kreiseigene Wohnungsbaugesellschaft gründen, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu bauen. Den Strukturwandel sieht Timm, derzeit Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag, als Chance für neue Arbeitsplätze, „er ist die Chance, die Zukunftsthemen anzugehen“. Am Kraftwerk in Niederaußem stünden riesige Industrieflächen zur Verfügung, die genutzt werden könnten, „damit eine sichere Energiewende gelingt“.
Elmar Gillet (Grüne)
Der 54-jährige Familienvater aus Wesseling geht mit breiter Brust in die Landratswahl. Nach der Europawahl sehen sich die Grünen als zweitstärkste Kraft im Kreis. „Wir erheben als Nummer zwei natürlich dann auch einen Führungsanspruch“, sagt Gillet, der als Unternehmer im Musik- und Hifi-Bereich arbeitet und seit 2007 im Kreistag sitzt, davon zehn Jahre als Fraktionsvorsitzender. Als Hauptaufgabe sieht Gillet, der gern Schallplatten hört, französische Fischgerichte mit gutem Wein mag und mit der Bahn bevorzugt nach Frankreich fährt, den Strukturwandel.
„Es darf aber keine Schnellschüsse geben.“ Gillet will als Landrat ein 2000-Dächer-Programm auflegen: eine Förderung für 1000 Solar- und 1000 Gründächer. Ein verbesserter öffentlicher Nahverkehr, mehr Radwege und eine ökologische regionale Landwirtschaft stehen ebenfalls auf der Agenda. Der Kohleausstieg soll möglichst rasch umgesetzt werden.
Hans Decruppe (Die Linke)
Der Bergheimer Rechtsanwalt sieht seine Partei als „sozial treibende Kraft“ etwa gegen Kinderarmut und Langzeitarbeitslosigkeit. „Das muss man angehen, wenn man über soziale Gerechtigkeit redet“, sagt der 67-Jährige, der in seiner Freizeit Blues- und Rockkonzerte besucht oder mit seinem Hund spazieren geht. Beim Wohnungsbau müssten die Kommunen an einem Strang ziehen, eine kreiseigene Wohnungsbaugesellschaft, wie von Dierk Timm (SPD) gefordert, sei ein „unterstützenswertes Unterfangen“. Der Kreis brauche mehr bezahlbaren Wohnraum.
Allein ein Viertel des Etats werde als Zuschuss für die sogenannten „Kosten der Unterkunft“ verwendet. Die kreiseigene Verkehrsgesellschaft REVG solle ausgebaut werden, zudem solle es mehr Gesamtschulen geben. Decruppe, der seit 2009 im Kreistag ist und seit 2014 die Linken-Fraktion führt, moniert, dass die Bürger an der Gestaltung des Strukturwandels zu wenig beteiligt würden und die Prozesse bei der Zukunftsagentur Rheinland nicht transparent seien.
Karl-Heinz-Spielmanns (Freie Wähler)
Der Bedburger verweist auf seine politische Erfahrung: Seit 25 Jahren sitzt der gelernte Elektrotechniker im Rat seiner Heimatstadt, seit zehn Jahren im Kreistag. Beim Strukturwandel will er auf „nachhaltige Jobs“ setzen. Spielmanns, der sich in seiner Freizeit gern um Familie, Garten und zwei Pferde kümmert, setzt sich für digitale Serviceangebote in der Kreisverwaltung, einfachere Tarife im ÖPNV und eine Azubi-Akademie ein. „Das soll ein zusätzliches Angebot zur Weiterbildung sein.“
Berufskollegs sollten ausgebaut und nicht alle Förderschulen geopfert werden. Der Kohlekompromiss dürfe nicht aufgeweicht werden, „von beiden Seiten nicht, wir brauchen den Tagebaurestbetrieb, um den Kohleausstieg sozialverträglich zu gestalten“.