Bergheim – Seine Heimat hat Friedel Berlipp nie vergessen. Auch wenn der bekannte Komponist, Arrangeur und Produzent schon lange in Glessen lebt, ist er stets gerne ins niedersächsische Burgdorf gereist, wo seine Schwester bis heute lebt. Die jüngste Reise trat er, der als Berry Lipman die internationale Musikszene der Nachkriegszeit mitgeprägt hat, an, um sich auf Vorschlag des Bürgermeisters ins Goldene Buch der Stadt einzutragen. Dort stehen sein Name und seine Widmung jetzt unter anderen neben denen von Konrad Adenauer und Willy Brandt.
„Ich habe es nie versäumt, bei meinen Besuchen bei Radio Niedersachsen, NDR, Radio Bremen und dem Staatstheater Oldenburg, bei meinen Eltern und meinem Imker Station zu machen, denn ich war und bin gerne Burgdorfer“, lautet die Widmung.
Der inzwischen 91-Jährige hatte schon mit sechs Jahren auf der Mundharmonika zu musizieren begonnen, danach Geige gelernt. Im Krieg verlor er in Stalingrad infolge einer Schussverletzung zwei Finger der rechten Hand. „Damit war das geplante Musikstudium dahin“, erinnert er sich. Jedoch klappte es mit der Gitarre, später mit Posaune und Schlagzeug. Über Ensembles in Oldenburg, Wuppertal und Koblenz kam er nach Köln, wo die Schallplattenfirma EMI-Electrola ihn als Produzenten, Orchesterchef und Komponisten verpflichtete. 1967 gelang ihm sein größter Welterfolg „Keep on smiling“, damals gesungen von James Lloyd. Es folgte das eigene „Berry-Lipman-Orchester“, mit dem er im von ihm geprägten „Easy-Listening“-Sound die großen Big Bands wie James Last beeinflusste. „Der Hansi (James Last) hat bei meinem ersten Hit Bass gespielt“, erzählt Berlipp stolz.
Die Liste der Künstler, mit denen er gearbeitet hat, liest sich wie ein „Who’s who“ der Schlagerbranche, allen voran Cindy und Bert, die er in einem Wirtshaus an der Lahn entdeckte. „Esther und Abi Ofarim waren gerade auseinandergegangen, da war Platz für ein neues Duo“, ist er stolz auf deren große, durchweg von ihm produzierte Erfolge, zu denen er „Cäsar und Cleopatra“ oder „Rot war der Mond“ als Komponist beigesteuert hat.
Aber auch mit Conny Froboes, Gitte, Chris Howland, Camillo Felgen, Horst Jankowski , Ilse Werner, Wolfgang Sauer, Zarah Leander und Charles Aznavour hat er viele Stunden im Tonstudio verbracht. „Etwa 5000 Musikproduktionen kommen schon zusammen“, schätzt er.
Nicht selten hat seine Frau Trine von Stolzenau die Texte für seine Hits geschrieben. Gerne erinnern sie sich an das Kindermusical „Mister Mock“, das in mehreren deutschen Städten aufgeführt wurde.
Mit Freude stellte er jetzt in Burgdorf fest, dass er in dem Ort seiner Kindheit keineswegs in Vergessenheit geraten ist: Mit einem „großen Bahnhof“ wurde er im Rathaus von den Offiziellen der Stadt, aber auch vielen Freunden und der Familie empfangen.