Erftstadt – Paukenschlag bei der Erftstädter SPD-Fraktion: Entgegen der Ankündigung von Bernd Bohlen, er wolle trotz des schlechten SPD-Ergebnisses bei der Kommunalwahl erneut für den Fraktionsvorsitz antreten, kam es nun alles anders. Auf der konstituierenden Sitzung der Fraktion wurde nicht Bohlen (67), sondern sein langjähriger Stellvertreter Axel Busch (59) zum Vorsitzenden gewählt.
Er ist seit 2014 im Fraktionsvorstand und von Beruf Fachbereichsleiter für EDV und Multimedia bei der Volkshochschule Köln. Busch und seine Stellvertreterin Susanne Loosen erhielten eine ausreichende Stimmenmehrheit in der Fraktion. Ratsherr Ralf Schnitzler ist Schatzmeister. Bernd Bohlen hatte schon vor der Sitzung seinen Verzicht auf eine Kandidatur erklärt.
Bernd Bohlen verzichtet nicht aus freien Stücken
Doch diesen Schritt tat er nicht aus freien Stücken. Vielmehr hatte es zuvor in der Fraktion einen heftigen Schlagabtausch über den weiteren Kurs gegeben. „Gleich nach der Stadtratswahl hatte Bohlen betont, er werde weitermachen. Das war sehr unglücklich. Ich habe daraufhin das Gespräch mit ihm gesucht“, erklärte Busch auf Nachfrage. In den Tagen vor der Bürgermeister-Stichwahl habe dies der von der SPD aufgestellten Kandidaten schaden müssen.
Die Dinge hätten dann ihren Lauf genommen, es habe immer mehr Druck im Kessel gegeben. Die ursprüngliche Marschroute sei gewesen, dass Bohlen nach der Hälfte der Ratsperiode sein Amt zur Verfügung stellen wollte. Zumindest aber habe eine Personalentscheidung erst auf der konstituierenden Sitzung nach der Bürgermeister-Stichwahl fallen sollen. Busch machte aus seiner Verärgerung keinen Hehl: „Es gibt keinen Streit um politische Inhalte. Das Kernproblem ist vielmehr der Führungsstil von Bohlen, und der ist patriarchalisch und intransparent.“ Genau das aber wollten die Fraktionsmitglieder nicht weiter mitmachen. Andererseits sei auch klar, dass Bohlen seinen Stil nicht mehr ändern werde.
Bernd Bohlen meldet sich zu Wort
Mit seiner offiziellen Presseerklärung „Bohlen macht den Weg frei“ habe er Bohlen die Chance geben wollen, das Gesicht zu wahren. In der Erklärung ist von Zoff hinter den Kulissen keine Rede. Tatsächlich betonte Busch in dem Schreiben: „Ich weiß, wie aufwendig der Job als Fraktionsvorsitzender ist. Von daher gilt mein Dank Bernd Bohlen, der sich viele Jahre weit über das normale Maß hinaus für die Fraktion und die Partei engagiert hat.“ Parteichefin Susanne Loosen wird mit den auf Bohlen gemünzten lobenden Worten zitiert: „Mit ihm verlässt ein politisches Schwergewicht die erste Reihe. Ich habe sehr vertrauensvoll und eng mit ihm zusammengearbeitet.“
Bohlen gab eine persönliche Erklärung zu den Vorgängen ab: „Am Samstagmittag (3. Oktober) hat mir Axel Busch offenbart, er werde am Montagabend für den Fraktionsvorsitz kandidieren. Eine Mehrheit sei sicher. Ich war überrascht, da er mir am Montag nach der Fraktionssitzung meine Frage, ob es bei dem bisher diskutierten Personaltableau bliebe, mit Ja beantwortet hatte. Dieser Antwort meines langjährigen Stellvertreters habe ich vertraut.“
Bohlen spricht von eklatantem Vertrauensbruch
Dies sei für ihn ein eklatanter Vertrauensbruch seines langjährigen Stellvertreters. Bohlen fährt fort: „Ich musste auch feststellen, dass mindestens zwei meiner langjährigen Weggefährten in der SPD hinter meinem Rücken eine Allianz gegen mich unterstützten. Von einem, den ich persönlich schon als Kind gekannt habe, hätte ich das nie erwartet. Keiner hat im Vorfeld das Gespräch mit mir gesucht. Das tut nach all den Jahren weh!“ Die Kommunalwahl habe man gemeinsam verloren. „Dass sich jetzt einige, vor allem aus der Partei- und Fraktionsspitze aus der Verantwortung stehlen, ist leider keine neue Erfahrung.“
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Doch Bohlen will sich nicht aus der Kommunalpolitik zurückziehen. Er kündigte an: „Ich werde mein Mandat behalten. Ich werde in den nächsten Wochen entscheiden, wie und wo es sich lohnt, meine langjährige kommunalpolitische Erfahrung einzubringen. Dafür werde ich mir ausreichend Zeit nehmen. Im meinem Herzen bleibe ich immer Sozialdemokrat.“
Ein SPD-Urgestein, der langjährige frühere Fraktionschef Edgar Moron meldete sich zu dem Umbruch zu Wort mit der Aussage: „Der personelle Wechsel an der Spitze der SPD-Fraktion in Erftstadt ist das richtige Signal für einen Neuanfang.“