Das angekündigte Hotel und der Infinitypool werden nicht gebaut. Die Stadt streitet mit dem Bauträger und sorgt jetzt für den Kanalanschluss.
Doch kein LuxushotelWarum an den Jahnshöfen in Erftstadt Ernüchterung eingekehrt ist
Es war ein Projekt der großen Worte. Ein Gewinn für Erftstadt, ein ganz großer Wurf sollten die Jahnshöfe werden, sogar ein Beispiel für andere Städte. Mit weit über 80 Millionen sind die Jahnshöfe das bisher größte Bauprojekt in Erftstadt. Dort sollen rund 250 Menschen leben – im Ort Konradsheim selbst waren es bisher rund 370.
Vier Jahre nachdem die Politik grünes Licht für die hochfliegenden Pläne in Konradsheim gegeben hat, ist Ernüchterung eingekehrt. Zwar wurde in Rekordzeit eine schicke Seniorenresidenz hochgezogen, doch an anderen Stellen hakt es. Das angekündigte Hotel wird nicht gebaut, vom erhofften Blick aus dem Infinitypool auf die Burg Konradsheim muss man sich verabschieden.
Erftstadt und der Projektentwickler streiten über Kanalanschluss
Aber immerhin: Gut ein Jahr nach der Eröffnung wird die Einrichtung für das „exklusives Service-Wohnen“ ans öffentliche Kanalnetz angeschlossen. Die Stadt lässt den Kanalanschluss legen – im Zuge einer Ersatzvornahme. Das heißt: Die Verwaltung gibt die Arbeiten in Auftrag und will sich das Geld dafür später vom Bauträger zurückholen, notfalls auf dem Klageweg.
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Los geht es am Donnerstag, 12. Dezember, da wird die Kreisstraße 44 zwischen der Zufahrt zum Golfclub und der Rotbachbrücke gesperrt. Erstmal nur für einen Tag, im kommenden Jahr dann nochmal vom 8. Januar bis zum 19. Februar. In der Zeit wird auch das Trinkwassernetz saniert. Bisher werden die Abwässer in einer Zisterne gesammelt und regelmäßig – fast täglich – abgefahren. Auch das hat bisher die Stadt bezahlt.
Für Dirk Schulz, Technischer Beigeordneter der Stadt, ist die Sachlage klar. Laut Durchführungsvertrag sei der Bauträger in der Pflicht. Der habe angeführt, er bekomme die benötigten Materialien nicht, deshalb habe die Verwaltung das Zugeständnis gemacht, dass während der Bauzeit die Zisterne genutzt werden könne. Dirk Schulz: „Es geht uns hier nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, das Problem zu lösen.“
Ein großes Problem, das noch gelöst werden muss, ist die Verkehrssituation an den Jahnshöfen. Das brennt vielen Konradsheimern unter den Nägeln, die Interessengemeinschaft (IG) Konradsheim ist in dieser Sache seit Baubeginn aktiv. Ein großer Kreisverkehr soll die Lage an der Kreuzung K 44/Frenzenstraße entschärfen, ein kleiner ist an der Zufahrt von den Jahnshöfen auf die Kreisstraße geplant.
Kreisel und Regenüberlaufbecken sollen parallel gebaut werden
Projektentwickler Bernd Pfennings ist mit Schuldzuweisungen nicht so zurückhaltend wie Dirk Schulz. Er droht mit einer Klage gegen die Stadtverwaltung, sollte dort ein schwerer Unfall passieren. Mit einer raschen Lösung ist nicht zu rechnen. Das geht aus einer Vorlage der Stadtverwaltung im Ausschuss für Stadtentwicklung im November hervor.
Beteiligt an der Planung sind neben der Stadt auch der Kreis und der Erftverband. Stadtwerke und Erftverband wollen das Regenüberlaufbecken in Bereich der Kreuzung und die Kanalisation dort umbauen. Das und der Bau der beiden Kreisel soll in einem Zug über die Bühne gehen.
Erftstadt: Statt Luxus-Hotel eher das Niveau eines Boarding House
Allerdings heißt es in der Vorlage: „Aufgrund des Genehmigungsverfahrens für das neue Regenüberlaufbecken ist mit einem Baubeginn nicht vor Ende 2025 zu rechnen.“ Und: „Aus verkehrlichen, wirtschaftlichen und bautechnischen Aspekten wird davon abgesehen, den kleinen Kreisverkehr an der K44/Zufahrt Jahnshof im Vorfeld herzustellen.“
Bleibt noch die Frage, wie es mit dem Hotelbau weitergeht. Seit Monaten liegt die Baugrube offen, notdürftig mit Planen abgedichtet. Am Bauzaun hat die „Schönes Leben“-Gruppe, die das Servicewohnen in den Jahnshöfen betreibt, Transparente mit vielversprechenden Bildern anbringen lassen, um das triste Bild an der Frenzenstraße ein bisschen aufzuhübschen. Allerdings hat der Wind in den vergangenen Wochen die Zaunelemente immer mal umgeweht.
Für das Grundstück unmittelbar an Ecke Frenzenstraße/K44 gibt es einen neuen Vorhabenträger, und der hat sich vom Luxushotel verabschiedet. Statt der geplanten 120 Zimmer auf Fünf-Sterne-Niveau soll es nun 46 Zimmer geben, eher im Stil eines Boarding House. „Schönes Leben“ will in dem Gebäude 33 weitere Service-Wohnungen für Senioren einrichten. Und da es ja nichts wird mit dem Infinitypool auf dem Dach: Im Erdgeschoss soll es einen Swimmingpool geben.