Erftstadt – Der Parteivorstand hatte die Bewerberin bereits vor einem halben Jahr vorgeschlagen. Das entscheidende Wort sprach nach reichlich Bedenkzeit am Samstagvormittag aber die Mitgliederversammlung des SPD-Stadtverbandes. Deren Votum hätte kaum deutlicher ausfallen können: Mit 39 Ja- und nur einer Nein-Stimme wurde Monika Hallstein zur Erftstädter SPD-Bürgermeisterkandidatin gewählt.
Das Ergebnis lässt auch deshalb aufhorchen, weil die 52-jährige Verwaltungsexpertin gar kein SPD-Mitglied ist. Hallstein, die seit sieben Jahren als Technische Beigeordnete in der Verwaltungsspitze tätig ist, geht bei der Kommunalwahl als parteilose Bewerberin ins Rennen um die Nachfolge des nicht mehr antretenden CDU-Amtsinhabers Volker Erner. Das hat es bei den Erftstädter Sozialdemokraten, die vor Erners Amtsübernahme im Jahr 2013 quasi ein Abo auf den Posten hatten, noch nie gegeben.
Versammlung unter erschwerten Bedingungen
Es war eine Versammlung unter erschwerten Bedingungen. Maskiert und mit handvermessenem Zwei-Meter-Abstand zum Nachbarn auf einzeln platzierten Stühle in der Liblarer Realschulaula sitzend, absolvierten die 40 Genossen ihren Wahlmarathon, bei dem auch die Stadtratskandidaten nominiert wurden. Die Kommunalwahlen finden nach jetzigem Stand trotz Virus wie geplant am 13. September statt.
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„Normalerweise kommen zu einem solchen Anlass mindestens doppelt so viele Leute. Aber diesmal haben sich zahlreiche ältere oder gesundheitlich angeschlagene Mitglieder wegen Corona entschuldigt“, erklärt die Stadtverbandsvorsitzende Susanne Loosen. „Die derzeit schwierigen Bedingungen werden uns sicher auch im Wahlkampf vor besondere Herausforderungen stellen. Haustürbesuche, größere Veranstaltungen und Infostände sind so, wie wir sie kennen, in den nächsten Wochen wohl nicht möglich.“
Soziale Medien
So will auch die Bürgermeisterkandidatin verstärkt auf die sozialen Medien setzen, im Rahmen des Erlaubten aber dennoch auch den persönlichen Kontakt zu den Bürgern suchen. „In einigen Tagen werde ich ein Büro in der Carl-Schurz-Straße eröffnen, wo mich die Leute in geschütztem Rahmen besuchen können“, kündigte Monika Hallstein nach ihrer Nominierung an.
Sollten am Samstag noch SPD-Mitglieder mit letzten Zweifeln an der Eignung der parteilosen Bewerberin im Saal gewesen sein, so hat Hallstein sie mit einer rhetorisch und inhaltlich gekonnt strukturieren Bewerbungsrede offensichtlich auf ihre Seite gezogen. Gut 30 Minuten lang frei sprechend, gewährte die studierte Architektin und Städtebauerin sehr authentisch wirkende Einblick in ihren persönlichen und beruflichen Lebensweg.
Monika Hallsteins Agenda
Ganz oben auf Monika Hallsteins Agenda stehen demnach eine nachhaltige Stadtplanung, soziale, ökologische und Bildungsgerechtigkeit, ein gutes gesellschaftliches Miteinander über die Erftstädter Stadtteilgrenzen hinweg, mehr Bürgernähe und -beteiligung sowie mehr Transparenz in der Verwaltung.
Bürgerforen, in den wichtige Entscheidungen vor der Beschlussfassung in den politischen Gremien intensiv diskutiert werden sollen, möchte sie im Falle ihrer Wahl ins Leben rufen und auch eine Art Ältestenrat der Fraktionsvorsitzenden, um das speziell in Erftstadt zuweilen raue Klima in den Ratsgremien wieder mehr in Richtung konstruktive Zusammenarbeit zu steuern.
Ob sie dazu Gelegenheit bekommt, bleibt abzuwarten. „Auch die anderen Parteien werden gute Kandidatinnen und Kandidaten aufbieten“, so Hallstein, „trotzdem rechne ich mir eine echte Chance aus, es auch ohne Parteibuch zu schaffen. Denn ich habe ja immer schon ganz bewusst lieber auf fachliche Kompetenz und persönliche Überzeugungskraft gesetzt.“